Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Stadtteillotsen im Quartier "Kleines Feld"

Zusammenrücken, sich annähern, im Alltag begegnen und kulturelle Hürden überwinden Zusammenrücken, sich annähern, im Alltag begegnen und kulturelle Hürden überwinden "Wir sehen gute Chancen, zusammen mit engagierten Menschen in diesem Quartier, die nachbarschaftlichen Beziehungen zu verbessern und dafür neue Impulse einzubringen." (Die Steuergruppe als Motor für das Gesamtprojekt)

Die Projektpartner wollen alte und junge Bewohnerinnen und Bewohner insbesondere mit eigenen Migrationserfahrungen für freiwilliges Engagement gewinnen, neuartige Lern- und Bildungsgelegenheiten entwickeln, durch die Förderung freiwilligen Engagements für ein Quartiersklima sorgen, das auf gegenseitiger Verantwortung beruht.

Ziel des Projekts

Die Projektpartner wollen

  • alte und junge Bewohnerinnen und Bewohner insbesondere mit eigenen Migrationserfahrungen für freiwilliges Engagement gewinnen,
  • neuartige Lern- und Bildungsgelegenheiten entwickeln,
  • durch die Förderung freiwilligen Engagements für ein Quartiersklima sorgen, das auf gegenseitiger Verantwortung beruht.

Aufgabe

Im Stadtteil "Kleines Feld" der Stadt Herford mit seinen gut 5500 Einwohnerinnen und Einwohnern leben viele sozial benachteiligte Menschen, darunter zahlreiche mit Migrationshintergrund. In den kommenden Jahren werden dort zudem immer mehr ältere Menschen wohnen. Das bisherige Quartiersmanagement der Stadt Herford war bislang auf die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen konzentriert. Nun will die Stadt in Anlehnung an das im Stadtteil installierte Kinderlotsenprojekt (von der "Aktion Mensch" mitfinanziert) ihr Quartiersmanagement generationenübergreifend ausbauen. Dazu sollen möglichst viele Menschen aller Altersgruppen und Kulturkreise einbezogen werden.

Umsetzung

Zentrale Idee des Projektes ist es, dass einzelne Personen eine Lotsenrolle übernehmen. Ihre Aufgabe ist es, den Austausch zwischen Jung und Alt zu verbessern und mit ihren Kenntnissen und Fähigkeiten andere Menschen im Stadtteil zu unterstützen.

Projektmodul "Der Erwachsenenlotse im Quartier": Dem im Stadtteil arbeitenden Quartiersmanagement bereits bekannte Persönlichkeiten des Stadtteils, aber auch neue Engagierte werden dafür gewonnen, im Stadtteil ehrenamtlich eine Lotsenrolle zu übernehmen. Hierzu werden die Personen (Deutsche und Migranten) direkt angesprochen und bestehende Netzwerke genutzt. Eine sozialpädagogische Kraft vermittelt im Stadtteilbüro die notwendigen Kompetenzen.

Die Stadtteillotsen werden sehr gut angenommen und finden zahlreiche Einsatzfelder. Eine Stadtteillotsin türkischer Herkunft hat sich als Erwachsenenexpertin über das Thema "Pflegeberatung für Migranten" weitergebildet und dieses Wissen an die Menschen in der Moschee weitergegeben. Das Thema Gesundheitssystem in Deutschland ist bei den Migrantinnen und Migranten auf großes Interesse gestoßen. Auch bei der Gestaltung des Stadtteils engagieren sich die Stadtteillotsen. Dabei arbeiten sie mit Hort- und Schulkindern zusammen, machen Stadtteilbegehungen und spüren so die von Kindern festgestellten Mängel auf. Gemeinsam mit ihnen gestalten sie Hauswände, Spielplatzmauern, Grünflächen und Wege freundlicher und vermitteln zwischen den Kindern und der politischen Führung der Stadt. Ein weiteres Beispiel für die Arbeit von Stadtteillotsen sind Konfliktlösungen bei auftretenden Problemen im Quartier (z.B. Nachbarschaftslärm). Durch die Lotsen werden Aktionen wie das Stadtteilfest, die Zukunftswerkstatt, ein Fußballspiel oder die Gründung der Arbeitsgruppe "Gemeinsame Verantwortung" in den Stadtteil kommuniziert.

Projektmodul "Verantwortung fürs Quartier – Jung und Alt": Eine Arbeitsgruppe in der Schule (unter Beteiligung von Sozialpädagogen, Schulpädagogen und Schulleitung) organisiert das praktische Schulprojekt zum Thema Ehrenamt und Verantwortung, das in einem Klassenverband (7. und 8. Klasse) der Otto-Hahn-Realschule durchgeführt wird. Die Schüler machen über den Zeitraum eines Schulhalbjahres Praktika in verschiedenen Einrichtungen. Tätigkeitsfelder für den "Einsatz" der Schüler liegen in den Kindergärten und Kitas, in Altenheimen, im Schulzoo, im Tierheim, bei der Spielplatz- oder der Bachpatenschaft, in Büchereien, in der Kirche, in Begegnungsstätten und vereinzelt bei alten Menschen zu Hause.

Von Jahr zu Jahr wächst der Pool von Einrichtungen, bei denen die Schülerinnen und Schüler ihr Praktikum absolvieren können - entweder in Form eines Blockpraktikums in den Herbstferien oder einmal pro Woche 90 Minuten über mehrere Wochen. In einer Nachbereitung werten die Schüler ihre Erfahrungen aus und stellen sie im Rahmen einer Abschlussveranstaltung öffentlich vor. Verständnis und Bereitschaft für Ehrenamt sowie das Erlernen von sozialer Kompetenz werden als wichtige positive Erfahrungen aus dem Praktikum genannt.

Projektmodul "Muttersprachliche Assistenten": Ein weiterer wichtiger Projektbaustein für den Stadtteil, in dem der Migrantenanteil ca. 60 % beträgt, ist die Ausbildung von "muttersprachlichen Assistenten". Dabei werden Migranten sprachlich, aber auch im Bereich der Kommunikation, der Selbst- und Projektpräsentation, im Umgang mit anderen Kulturen und im Bereich des Wissensmanagements über Beratungs- und Hilfsangebote qualifiziert und über mehrere Monate begleitet. Weitere Inhalte sind z.B. vorschulische Kinderbetreuung, Umgang mit Verantwortung, Stärken- und Schwächenanalyse, Konfliktlösungsstrategien, Zeitmanagement und Suchterkrankungen. Zurzeit sind 8 verschiedene Sprachen vertreten: arabisch, Dari, polnisch, türkisch, russisch, kurdisch, spanisch, französisch.

Die so qualifizierten muttersprachlichen Assistenten können bei sprachlichen und interkulturellen Problemen angesprochen werden. Die Teilnehmer der Kurse erhalten ein Zertifikat und werden in Listen geführt, die von einer Koordinierungsstelle des Projekts an konkret interessierte Stellen, Behörden, soziale Einrichtungen, Schulen, die Polizei, Kindertagesstätten und Kindergärten sowie Beratungsstellen weitergegeben werden. Der Einsatz ist ehrenamtlich, aus Spenden werden jedoch kleine Aufwandsentschädigungen bezahlt (Fahrt-, Telefonkosten usw.).

Die Teilnehmer der durchgeführten Kurse sind hoch motiviert, vielfältig im Einsatz und genießen Vertrauen. Beispiele für Einsatzfelder sind Schuldnerberatung, Frauen-, Familien- und Gesundheitsberatung, Unterstützung von Eltern Neugeborener, Austausch mit dem Jugendamt oder mit Schulen und Begleitung von Personen zu Ärzten und in Krankenhäuser. Aber es entstanden auch neuartige Einsatzfelder, wie im Rahmen eines internationalen Erzählcafés, Vorlesetermine in der Stadtbücherei oder die Vermittlung von Mädchensportgruppen. Bereits nach relativ kurzer Einsatzzeit zeichnete sich ab, dass die muttersprachlichen Assistenten Landsleute zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben motivieren können. Zukünftig sollen sie verstärkt auch im Bereich Bildung und Schule eingesetzt werden.

Projektmodul "Familie und Nachbarschaft (FuN)": FuN ist ein präventives Familienbildungsprogramm, das den Zusammenhalt von Familien stärkt. Dieses geschieht durch Spielen, Kommunizieren und nicht zuletzt durch gemeinsame Aktionen. Im Herforder Stadtteil "Kleines Feld" werden die Familien in ihrem sozialen Umfeld, insbesondere in der Kita oder in der Grundschule angesprochen und zur Teilnahme motiviert. Durch die Aktivitäten können Eltern für die Entwicklung ihrer Kinder sensibilisiert und ressourcenorientiert in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt werden. Hierfür werden z.B. Eltern-Kind-Nachmittage und Mutter-Kind-Sprachkurse durchgeführt.

Ein weiteres Projektmodul des Diakonischen Werks beschäftigt sich mit kulturellen Angeboten für die Bewohner des Stadtteils. Eine Einbeziehung von muttersprachlichen Assistenten ist vorgesehen, um Bewohner auf kulturelle Angebote aufmerksam zu machen und zur Inanspruchnahme zu ermutigen. Darüber hinaus wird eine Kirchengemeinde einbezogen.

Fazit

Solche Formen von freiwilligem Engagement und Kommunikation werden in einem sozial problematischen Stadtteil dann als besonders wichtig eingeschätzt, wenn dieser nicht im Programm "Soziale Stadt" aufgenommen ist und daher das finanzielle Budget für die Stadtteilarbeit gering ist. Als Schüssel zum Erfolg wird die persönliche Ebene genannt: direkte Ansprache und aufsuchende Aktivitäten.

Die einzelnen Projektmodule im Quartier sind untereinander und auch mit dem Quartiersmanagement vernetzt, so dass Synergien entstehen und ein Austausch und netzwerkartige Strukturen entstehen.

Inzwischen wurde aus den Ausbildungsmodulen der Bausteine "Erwachsenenlotsen" und "Muttersprachliche Assistenten" ein stadtweit gültiges Grundmodul weiterentwickelt, das sich in Teilmodule aufspalten lässt, z.B. Gesundheitslotse oder Familienunterstützer. Hierdurch wird eine noch stärkere Vernetzung erreicht und die Eignung für den kleinräumigen Ansatz verbessert.

Zusatzinformationen

Projektträger

  • Stadt Herford

Ansprechpartner

  • Stadt Herford
    Dezernat Bildung, Jugend und Soziales
    Rathausplatz 1 32052 Herford
  • Georg Steinbach Georg Steinbach

    Telefon: 05221 189 - 672
  • Telefon: 05221 189 - 742
  • Telefon: 05221/189 - 6111
  • Verein für soziale Arbeit und Beratung e.V. (VAB)

    Oberingstr. 76 32019 Herford
  • Telefon: 05221/981603
  • Diakonisches Werk
    Auf der Freiheit 25 32052 Herford
  • Telefon: 05221 599858