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Schwerpunktthemen

Handlungsfelder

Die Nationale Stadtentwicklungspolitik konzentriert sich auf sechs Handlungsbereiche, in die sich die verschiedenen Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung, planenden Berufen, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft – kurz: alle Interessierten – einbringen können:

1. Bürger für ihre Stadt aktivieren - Zivilgesellschaft

Weder Staat und Politik noch Wirtschaft können die anstehenden gesellschaftlichen und urbanen Veränderungsprozesse in den Städten allein bewältigen. Eine entscheidende Voraussetzung für eine gerechte, sozial integrierende Stadtgesellschaft ist, dass sich Bürgerinnen und Bürger in ihren Städten "wieder finden". Ohne bürgerschaftliches Engagement und private Initiativen laufen öffentliche Projekte und Maßnahmen der Stadtentwicklung oft genug leer: Gesellschafts- und Stadtentwicklungspolitik bilden einen Rahmen, der durch private Akteure ausgefüllt werden muss. Im Mittelpunkt stehen dabei Nachbarschaften, informelle Gruppen und auch das breite Spektrum zivilgesellschaftlicher Organisationen. Wer in seinem direkten Lebensumfeld Verantwortung übernimmt, schafft nicht nur sozial nachhaltige Bindungen an die Stadt, sondern füllt den Begriff des Bürgertums mit einem positiven Inhalt. Dieses Engagement muss mit einer Anerkennungskultur verbunden werden, die sozialem und kulturellem Engagement den verdienten Stellenwert verleiht.

Eine Stärkung der Zivilgesellschaft legt Verantwortung in die Hände derer, die sie am besten wahrnehmen können – mit dem Ziel, Ideen und Engagement vor Ort umzusetzen.

Die Nationale Stadtentwicklungsgesellschaft stärkt ziviles Engagement für die Stadt und das Städtische. Dazu unterstützt sie Programme und Projekte, die zeigen, dass Engagement für und in der Stadt modern und zukunftsweisend ist. Es geht um Initiativen in Stadt und Region, die wesentlich bürgerschaftlich getragen und umgesetzt werden.

2. Chancen schaffen und Zusammenhalt bewahren – soziale Stadt


Stadt konstituiert sich im sozialen Zusammenhalt ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Sie ist Chance und Herausforderung für gesellschaftliche Teilhabe. Stadt steht seit Jahrhunderten für die Vision von Chancengleichheit, Teilnahme und Teilhabe, kurz für Integration.

Diese Stärke der europäischen Stadt gilt es zeitgemäß weiter zu entwickeln. Der Ausbau sozialer Gerechtigkeit als einer tragenden Säule unserer Gesellschaft ist heute so aktuell wie selten zuvor. Besonderer Beachtung bedürfen dabei die Schwachen in der Gesellschaft. Denn die Legitimation staatlichen Handelns hängt ganz wesentlich davon ab, ob ausgeglichene soziale Strukturen gesichert werden können und inwieweit der Ausgleich zwischen Freiheit und Gerechtigkeit gelingt. Ziel ist, die räumliche Segregation in Städten zu begrenzen.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine leistungsfähige soziale Infrastruktur eine unerlässliche Voraussetzung. Das betrifft vor allem das Bildungssystem. Ohne ein gutes und für alle zugängliches Bildungssystem gibt es keine soziale Gerechtigkeit. In den Schulen bildet sich das soziale Kapital der Stadtgesellschaft. Angemessen ausgestattete Schulen im Stadtteil, gut eingebunden in ihr Umfeld, nehmen eine Schlüsselfunktion für die Qualifikation der Jugend ein. Sie sind elementar für die gesellschaftliche Integration von Migrantinnen und Migranten, Jugendlichen und sozial benachteiligten Bewohnergruppen. Auch hier gilt: soziales Engagement wächst vor allem in der Nachbarschaft.

Die Nationale Stadtentwicklungspolitik beteiligt sich an der inhaltlichen und konzeptionellen Weiterentwicklung des Programms der Sozialen Stadt und überträgt damit den integrierten Ansatz einer ressortübergreifenden Kooperation auch auf weitere Handlungsfelder. Dabei werden in Projekten und Initiativen die gesamte Stadt und alle Bevölkerungsteile in den Blick genommen. Die Projekte sollen zeigen, dass gesellschaftliche Teilhabe im Stadtteil möglich und notwendig ist, dass Polarisierungen und Vorurteile abgebaut werden müssen und können und dass auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen in der Lage versetzt werden müssen und können, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen.


3. Innovative Stadt – Motor der wirtschaftlichen Entwicklung

Städte sind Motoren der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie sind lokale, regionale und transnationale Marktplätze, Verkehrsknoten, Zentren der Zuwanderung und der Integration, der Heterogenität, des Wissens und der Innovation. Die Transformation der Gesellschaft und der Wirtschaft hin zur Informations- und Dienstleistungsgesellschaft ist gerade in den Gemeinden, Städten und Ballungsräumen besonders weit fortgeschritten. Und auch in Zukunft werden wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Veränderungen besonders in den urbanen Zentren zuerst spürbar werden.


Unsere Städte und Gemeinden sollen daher in ihrer Rolle als Wohn- und Arbeitsort gestärkt werden. Innerhalb der urbanen Ökonomie soll eine Verknüpfung zwischen kreativer und innovativer Forschung sowie Produktion und Vermarktung erreicht werden. Die Nationale Stadtentwicklungspolitik möchte dazu beitragen, dass die Städte und Stadtregionen als Inkubatoren der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Idee gerecht werden und maßgeschneiderte Lösungen für die heutigen sowie künftigen wirtschaftlichen Herausforderungen entwickeln. Neben der Förderung von Talenten, Toleranz und Technologien sollen in den Städten und Gemeinden ein kommunikatives Umfeld geschaffen und gepflegt werden, das Innovationen und kreative Milieus nicht nur in der Erfolgs-, sondern bereits in der Pionierphase tatkräftig unterstützt. Dazu gehört es auch, Raum für Experimente zu schaffen.

4. Die Stadt von morgen bauen – Klimaschutz und globale Verantwortung


In den Städten sind die Anforderungen an nachhaltige Strategien der Stadtentwicklung besonders ausgeprägt. Da der größte Teil der Primärenergie in den Städten und ihrem suburbanen Umfeld verbraucht wird, müssen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels zuerst hier ansetzen. Die globale Verantwortung für den Klimaschutz muss auf allen räumlichen Ebenen wahrgenommen werden.

Lange Zeit wurde den umweltbedingten Beeinträchtigungen von Umwelt- und Lebensqualität sowie Gesundheit der Menschen keine ausreichende Beachtung geschenkt. Gerade urbane und kompakte Siedlungsstrukturen, wie sie für europäische Städte typisch sind, bieten jedoch im Gegensatz zu suburbanisierten bzw. zersiedelten Räumen hervorragende Bedingungen für Energieeinsparung und den Einsatz erneuerbarer Energien. Denn über die Minimierung von Transportwegen leisten städtische Strukturen einen wesentlichen Beitrag zur Energie- und Ressourceneffizienz.

Die Sicherung der natürlichen Grundlagen ist nicht nur eine Überlebensstrategie, sondern auch eine unverzichtbare Perspektive für Städte. Gesund, entspannt und mit Zugang zu Freiräumen zu leben und sich dennoch im Zentrum des öffentlichen Lebens zu befinden, gehört zu den zentralen städtischen Qualitäten. Zugleich bilden diese Faktoren den Kern städtischer Attraktivität. Nur wenn Städte eine hohe Umfeldqualität bieten, können sie die Konkurrenz mit Standorten des suburbanen Raumes bestehen.

Im Mittelpunkt der aktuellen Diskussion steht der Klimaschutz. Die erforderlichen Maßnahmen und Projekte des "klimagerechten Stadtumbaus" werden das Bild von und das Leben in Städten wesentlich verändern. Über gesunde Städte zu diskutieren heißt aber auch, Themen wie öffentlicher Nahverkehr, qualitätvolle Freiräume oder Sport und Bewegung aufzugreifen.

In der Nationalen Stadtentwicklungspolitik wird die aktuelle Diskussion über Energieeffizienz und erneuerbare Energien aufgenommen. Ziel ist es, beispielhafte und vorbildliche Projekte für eine saubere, nachhaltige und gesunde Stadt zu unterstützen. Auch hier zielt die Nationale Stadtentwicklungspolitik auf die Kooperation mit Bürgern, Wirtschaft und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen.

5. Städte besser gestalten - Baukultur


Städtische Identität entsteht vor allem dort, wo sich das bauliche Umfeld am Menschen und seinen Bedürfnissen orientiert. Nur wer gern in seinem Haus und seinem Stadtviertel wohnt, hat ein Auge für die Anliegen, Interessen und Nöte anderer Stadtbewohner. Eine positive Haltung zu Themen wie Herkunft, Selbstbewusstsein und gesellschaftlicher Augenhöhe entsteht vorzugsweise in einer guten, vielfältigen und gepflegten Umwelt mit signifikanten und qualitätvollen Bauwerken und Freiräumen.

Öffentliche Räume geben gesellschaftlichen Prozessen einen Ort und qualitativen Ausdruck, sie sind Plätze der Selbstverständigung, des Austausches und der urbanen Selbstvergewisserung in einer engagierten städtischen Öffentlichkeit. Attraktive Straßen und Plätze sind Angebote für Kommunikation und soziale Begegnungen. Sie stabilisieren die Innenbereiche der Städte und verbinden diese mit symbolischen Werten. Eine Denkmalpflege, die sich an bauhistorischen Werten orientiert, ohne sich zeitgenössischen Anforderungen und baulichen Lösungen zu verschließen, nimmt ihre kulturell stabilisierende Funktion ernst. Zugleich bildet sie eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stadt.

Die Nationale Stadtentwicklungspolitik stellt das gute Bauen sowie die Strategie und Handlungsfelder der Baukultur in den Mittelpunkt von Projekten und Maßnahmen. Dabei geht es nicht allein um einzelne baukulturelle 'Highlights'; mehr Baukultur bedeutet vor allem, eine durchgängige Gestalt- und Verfahrensqualität zum festen Bestandteil aller Projekte und Programme der Nationalen Stadtentwicklungspolitik zu machen. Denn Baukultur bedeutet auch Planungskultur, und beide gehören zur Haltung der Nationalen Stadtentwicklungspolitik.

6. Die Zukunft der Stadt ist die Region - Regionalisierung


Gute Stadtentwicklungspolitik zielt auf einen Nutzen von Politik für die ganze Gesellschaft. Eckpunkte sind Transparenz, Effizienz, soziale Verantwortung, Beteiligung der Wirtschaft und Teilhabe der Zivilgesellschaft.

Die Stadt kann ihre Aufgabe als Motor für Wachstum und Innovation nur wahrnehmen, wenn sie sich als Teil einer Region versteht. Die Veränderungsdynamik unserer Städte und Regionen kann nur dann erfolgreich begleitet werden, wenn staatliche, wirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Akteure miteinander kooperieren. Erforderlich ist aber vor allem auch eine bessere Kooperation auf regionaler Ebene. Immer mehr Probleme, seien es die des Klimaschutzes, des Verkehrs, der Siedlungsentwicklung oder der Zentrenentwicklung, sind heute sinnvoll nur noch auf regionaler Ebene zu lösen.

Regionale Kooperation ist kein Selbstläufer. Sie muss sich gegen bestehende und zum Teil auch erfolgreiche Routinen durchsetzen. Sie wächst am besten an Themen und Strategien, die über einen regionalen Mehrwert verfügen. Die Nationale Stadtentwicklungspolitik zielt auf Projekte und Maßnahmen, die regionale Partnerschaften in der Stadtentwicklung begründen, neue und praxisorientierte Formen der Kooperation einüben und insbesondere so die Erfolgsfaktoren für eine zukunftsfähige Regionalisierung erkennbar werden lassen.

Europa braucht starke Städte.

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