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Konserviertes StadtQuartier Chemnitz

Chemnitz Sonnenberg – Südliche Zietenstraße Chemnitz Sonnenberg – Südliche Zietenstraße "Was ist zu tun, wenn Wohnraum nicht nachgefragt wird und ganze Straßenzüge durch anhaltenden Leerstand zu verfallen drohen? Wir wissen die Lösung noch nicht. Aber als Verein StadtHalten Chemnitz e.V. glauben wir, dass durch Maßnahmen der Konservierung zunächst Zeit gewonnen werden kann, um über mögliche Alternativen mit den betroffenen Eigentümern zu diskutieren." (Eckhard Heumeyer) Foto: planart 4

Der Verein StadtHalten Chemnitz e. V. will unter schwierigen Bedingungen demonstrieren, dass auch mit geringen finanziellen Mitteln, Sicherungsmaßnahmen und Zwischennutzungen ein erster Schritt zum Erhalt und zur Belebung eines Quartiers getan werden kann.

Ziel des Projekts

Wenn Immobilien über viele Jahre hinaus keine Mieter finden und sich Investitionen in die Bausubstanz nicht mehr rechnen, werden alternative Ansätze zur konventionellen Immobilienentwicklung benötigt, um den Verfall historischer Stadtquartiere zu stoppen. Der Verein StadtHalten Chemnitz e. V. will unter schwierigen Bedingungen demonstrieren, dass auch mit geringen finanziellen Mitteln, Sicherungsmaßnahmen und Zwischennutzungen ein erster Schritt zum Erhalt und zur Belebung eines Quartiers getan werden kann.

Aufgabe

Auf Grund starker Bevölkerungsverluste stehen in Chemnitz zahlreiche gründerzeitliche Altbauten leer. Sanierungsmaßnahmen sind häufig bereits seit Jahrzehnten nicht mehr erfolgt. Der zunehmende Verfall dieser stadtbildprägenden und häufig denkmalgeschützten Bauten konzentriert sich auf einzelne Gründerzeitquartiere, wie das Quartier Sonneberg mit bis zu 70 % ungenutzter Bausubstanz.

Eine umfassende Sanierung im herkömmlichen Verfahren mit hohen Investitionen für eine so große Zahl von Altbauten ist wirtschaftlich derzeit kaum realistisch. Bei einem passiven Warten auf bessere Bedingungen kommt jedoch für viele Bauten eine Rettung eventuell zu spät. Gefordert war daher ein Sofortprogramm für diese Gebäude mit neuartigen, auch experimentellen und improvisierten Maßnahmen. Dieser Aufgabe hat sich im Projekt "Konserviertes Stadtquartier" eine auf Vereinsbasis organisierte, bunte Mischung von Bürgern und lokalen Partnern angenommen.

Umsetzung

Einige Chemnitzer Bürger erkannten, dass eine echte Perspektive für die vom Verfall bedrohten Bauten aufgezeigt werden muss, da sonst der Abbruch häufig alternativlos erscheint. Eine Perspektive und Argumente gegen einen Abriss entstehen vor allem durch Nutzung und eine immobilienwirtschaftliche Situationsverbesserung.

Der Verein StadtHalten Chemnitz e.V. beschreitet mit seinem Projekt "Konserviertes Stadtquartier" im Vergleich zur traditionellen Stadterneuerung neue Wege. Dies beginnt schon bei der Initiative, die weder vom Eigentümer noch von der Stadtverwaltung, sondern von eigentlich unbeteiligten Bürgern ausgeht, die den Erhalt der Gründerzeitkarrees zu ihrem Anliegen gemacht haben. Der von den Bürgern gegründete Verein wirkt als Bindeglied und Kontaktvermittler zwischen Eigentümern, potenziellen Gebäudenutzern bzw. Mietern und der Stadtverwaltung.

Erster Schritt war die dringend erforderliche Sicherung der Gebäudesubstanz. Vor Ort aktive "Hauskümmerer" sollen erste handwerkliche Konservierungsmaßnahmen durchführen und somit auch symbolische Zeichen gegen Verfall und Vandalismus setzen. Über diese Aktionen wurden Bürger, Gewerbetreibende und Eigentümer ihrerseits zum mitmachen animiert.

Ein anderes Haus konnte auf Vermittlung durch StadtHalten e.V. von einem Verein aus der Alternativ-Szene erworben werden. Nun sanieren Jugendliche, Künstler und ehrenamtlich tätige Handwerker dieses Gebäude in Eigenregie, um dort Ateliers einzurichten oder ge-meinschaftlich zu wohnen. Neue Nutzungsmodelle im kreativen und sozialen Sektor oder im Eigenausbau für Wohnungen werden hier praktisch erprobt.

Weitere Schritte waren der Aufbau eines Gebäude-Pools zur Einwerbung möglicher Interessenten und Nutzer sowie der Aufbau einer stadtteilbezogenen Fundraising-Plattform für Sach- und Materialspenden.

Eine zweite "Baustelle" waren erste Schritte, den dringend notwendigen Imagewandel im Quartier anzustoßen. Stadtteilkultur in vielfältiger Form wurde initiiert, beispielsweise mit dem Straßentheater oder dem wiederbelebten, traditionsreichen "Lesecafé". Das sichtbarste Symbol für den Wandel auf dem Sonnenberg ist die Straßengalerie, das Aushängeschild des Projekts. Hier werden statt der üblichen Sicherungsmetallplatten über 200 individuelle Kunstwerke vor die Fenster und Türen leerstehender Häuser geschraubt, um diese vor weiterem Verfall zu schützen.

Wichtigste Akteure einer "von unten" getragenen Stadterneuerung sind Eigentümer und Bewohner. Hier wurden mit Selbstausbauhäusern und der Gründung einer Eigentümer-Standortinitiative ebenfalls viele neue Verfahren erprobt. Die Projektidee konnte die Eigen-tümer auch deshalb überzeugen, weil hier auch reale immobilienwirtschaftliche Vorteile aufgezeigt werden. Der verbesserte Schutz vor Vandalismus durch eine Zwischennutzung oder die Sofortmaßnahmen zur baulichen Konservierung stabilisieren den Wert der Immobilie. Langfristig ist durch die Imagewirkung und Nutzungsintensivierung sogar eine Wertsteigerung des Quartiers Sonneberg als Standort insgesamt möglich.

Auch nach dem Ende des geförderten Pilotprojektes wird es daher weitergehen, auch weil die Stadt Chemnitz den Wert solcher lokalen Management-Initiativen erkannt hat, die von Akteuren vor Ort oft wirksamer umgesetzt werden können als in der Verwaltung.

Zusatzinformationen

Projektträger

  • StadtHalten Chemnitz e.V.

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