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Quartierscampus Benölkenplatz in Bocholt: Ein Stadtplatz macht Schule

Benölkenplatz vor Abbau Benölkenplatz vor Abbau "Der Benölkenplatz verdient, dass man sich respektvoll mit seiner Vergangenheit und Zukunft auseinandersetzt. Er gehört zu unseren wichtigsten Stadtplätzen. Mit dem Neubau der zentralen Schulmensa und der Öffnung des anliegenden Schulkomplexes erhält das Thema Schule und Bildung auch in der Bocholter Stadtentwicklung einen konkret sichtbaren Schwerpunkt." (Ulrich Paßlick, Stadtbaurat Bocholt); Quelle: Stadt Bocholt

Seit seine Gestaltung Ende des 19. Jahrhunderts erstmals zum Gegenstand der Planung wurde, hat der Benölkenplatz viele Namen getragen und viele Überformungen erfahren. Gesucht wird nun nach einem Konzept, das die Aufenthaltsqualität für die Bewohner im angrenzenden Quartier verbessert.

Ziel des Projekts

Seit seine Gestaltung Ende des 19. Jahrhunderts erstmals zum Gegenstand der Planung wurde, hat der Benölkenplatz viele Namen getragen und viele Überformungen erfahren. Die zuletzt hinzugekommenen Gestaltungselemente der 1960er Jahre hatten sich sowohl hinsichtlich ihrer Funktion als auch hinsichtlich der heutigen Nutzung überlebt: Gesucht wird nun nach einem Konzept, das die Aufenthaltsqualität für die Bewohner im angrenzenden Quartier ebenso verbessert wie für die Besucher und Mitarbeiter des 2007 neu entstandenen Justizzentrums und vor allem für die Schüler und Lehrer der fünf Schulen im Quartier.

Aufgabe

Die nördlichen Randlagen des Innenstadtkerns von Bocholt sind seit Ende der 1990er Jahre gegenüber dem Süden ins Hintertreffen geraten. Für die Aufwertung dieses Areals spielt die Revitalisierung des Benölkenplatzes eine zentrale Rolle: Der Platz, einst als Viehmarkt genutzt und um die Jahrhundertwende als großzügiger Gründerzeitplatz gestaltet, präsentierte sich zuletzt als baufälliges Relikt einer typischen Freiraumgestaltung der 1960er Jahre mit Waschbeton und Wasserspielen. Seine Akzeptanz bei der Quartiersbevölkerung, aber auch bei anderen möglichen Nutzergruppen, war deutlich gesunken. Im Zuge von dringend notwendigen Tiefbauarbeiten an Kanalisation und Leitungssystemen wurde der Platz im Frühjahr 2010 vollständig beräumt und ist seitdem Baustelle.

Gemeinsam mit den anliegenden Interessengruppen wurde eine Platzgestaltung entwickelt , die erstens das schulische Leben in den öffentlichen Raum holt. Das soll z.B. durch die städtebauliche Verbindung von neuzubauender zentraler Schulmensa und den an der gegenüberliegenden Platzkante liegenden Schulen geschehen. Die Gestaltung des Benölkenplatzes soll seiner Funktion als Treffpunkt und Begegnungsort der Bildungseinrichtungen besser gerecht werden. Zweitens sind denkmalpflegerische Kriterien bedeutend, denn der Platz war historisch Vorplatz für das Amtsgerichtsgebäude von 1911 und soll diese Funktion für das jetzt in Erweiterung des Gerichtsgebäudes entstandene Justizzentrum wieder übernehmen. Drittens waren verkehrliche Aspekte zu berücksichtigen: Kfz-Aufkommen einer Hauptverkehrsstraße, Stellplatzbedarf und der mit dem Schulbetrieb verbundene Rad- und Fußgängerverkehr sollten nicht mit der Aufenthaltsqualität in Konflikt geraten, sondern in Einklang gebracht werden. Viertens soll eine Verbindung zwischen dem Benölkenplatz und dem Langenbergpark als größter innerstädtischer Grünanlage der Stadt Bocholt hergestellt werden.

Die Planung an diesem Standort war kompliziert: Übergeordnete Planungen, insbesondere der Verkehrsführung und der Schulstandortentwicklung haben die konkreten Anforderungen an den Platz erheblich beeinflusst. Zudem ist nach dem Rückzug eines privaten Investors, der eine neue Schulmensa im Zusammenhang mit einem Hotelneubau errichten wollte, auch eine wichtige finanzielle Säule weggefallen.

Umsetzung

Zunächst wurde in Bocholt Freiraum für die neuen Ideen für den Benölkenplatz geschaffen: Die unzeitgemäßen Aufbauten wurden abgerissen, die Fläche beräumt. Die Stadt Bocholt nutzt die Chancen der derzeitig offenen Situation und hat im April und Mai 2010 mehrere Workshops und öffentliche Diskussionsveranstaltungen durchgeführt. Im nächsten Schritt wurden in insgesamt sechs Workshops mit Politik, Schulen, Justizzentrum, Investor sowie der lokalen Immobilien- und Standortgemeinschaft die Vorstellungen und Wünsche potentieller Nutzer ermittelt.

Auf Basis dieser Informationen wurden ein Rahmenplan für die Freiflächen und ein Raumkonzept für die Neustrukturierung der anliegenden Bildungseinrichtungen erarbeitet. Nach einer intensiven Diskussion in Kommunalpolitik und Stadtöffentlichkeit mit einer großen Informations- und Diskussionsveranstaltung im Mai 2010 wurde am 03.11.2010 der Rahmenplan als Grundlage der weiteren Entwicklung von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Diese qualifizierten Planungsgrundlagen schaffen die Voraussetzung dafür, dass ab Sommer 2011 mit der Umsetzung der Platzgestaltung begonnen werden kann.

Als gründerzeitliche Platzanlage mit vielfacher Überformung, die den heutigen Nutzungsanforderungen nicht mehr entspricht, ist der Benölkenplatz ein typisches Beispiel für Anpassungsbedarf des urbanen Freiraums. Für den Handlungsschwerpunkt Baukultur der Nationalen Stadtentwicklungspolitik ist die prozessuale Gestaltung unter Einbeziehung von Denkmal- und Nutzungsaspekten und unter Beteiligung aller relevanten Akteure daher ein wichtiges Beispiel. Das Pilotprojekt hat Bildungsentwicklung und Freiraumentwicklung aufeinander abgestimmt. Attraktive urbane Freiräume sind Begegnungsorte der Stadtgesellschaft und insofern mit vielfältigen Ansprüchen belegt. Der Quartierscampus Benölkenplatz zeigt, welche komplexen Planungsaufgaben und intensiven Diskussionen an solchen sensiblen Orten zu bewältigen sind. Derzeit ist der Benölkenplatz zwar noch immer Baustelle, aber das Fundament für mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und Lebensqualität in der Stadt ist gelegt.

Zusatzinformationen

Projektträger

  • Stadt Bocholt

Ansprechpartner

  • Udo Geidies Udo Geidies

    Telefon: 02871 953127
  • Stadt Bocholt
    Baudezernat
    Berliner Platz 1 46395 Bocholt

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