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Solidarische Landwirtschaft - Unternehmen Tafelrunde

Projektpartner und Bürgermeister kommen beim Spatenstich zum ersten Gemeinschaftsgarten in der Stadt Laatzen zusammen Projektpartner und Bürgermeister kommen beim Spatenstich zum ersten Gemeinschaftsgarten in der Stadt Laatzen zusammen "Die Entwicklung der postfossilen Stadt muss mit der Entwicklung einer anderen Ökonomie einhergehen, die weit stärker als heute üblich Werten und Praktiken der Genügsamkeit, Selbstversorgung, Gemeinschaftsbildung und Gemeinwohlorientierung zu entsprechen vermag." (Dr. Thomas Köhler, Pestel Institut gGmbH), Foto: Thomas Köhler

Das Projekt hatte zum Ziel, Landwirtschaft in einen urbanen Kontext zu stellen: In drei Stadtteilen sollten Flächen für den Obst- und Gemüseanbau, eine Tafel für Menschen in der Grundsicherung und eine Gemeinschaftsküche als Treffpunkt verwirklicht und miteinander verknüpft werden.

Urbane Landwirtschaft

Urbane Landwirtschaft ist die gärtnerische Nutzung städtischer Flächen innerhalb von Siedlungsgebieten oder in deren direktem Umfeld zum Ziele der Erwirtschaftung von Nahrungsmitteln oder Nutzpflanzen. Häufiger verwendet wird der Begriff Urban Gardening, wenn es sich um kleinräumigere Nutzungen handelt. Beide Formen gewinnen seit einigen Jahren auch in Mitteleuropa an Bedeutung, weil die lokale Herstellung von Nahrungsmitteln und ein ortsnaher Konsum eine der Möglichkeiten ist, Transportwege zu verringern. Durch die Integration von Landwirtschaft in städtische Lebensweisen werden die natürlichen Stoffkreisläufe betont, es erfolgt ein lokales Recycling von kompostierbaren Abfällen und Abwässern. Das steigende Interesse an lokaler Nahrungsmittelproduktion fügt sich ein in den Trend zur Aufwertung lokaler Eigenarten (z.B. Slow Food). Doch neben der (Teil-)Versorgung mit lokal angebauten Produkten dient die urbane Landwirtschaft auch anderen Zielen: der Verbesserung des städtischen Mikroklimas, der Artenvielfalt sowie der Bildung und Sensibilisierung für nachhaltige Lebensstile. Vor allem in Gemeinschaftsgärten werden auch die kommunikativen und gemeinschaftsbildenden Effekte betont. Urbane Landwirtschaft kann so in umfassender Weise zur Krisenfestigkeit ("Resilienz") der Stadtentwicklung beitragen."

Ziel des Projekts

Das Unternehmen Tafelrunde zielte darauf ab, urbane Landwirtschaft als neues Nutzungsmuster in der Stadt mit sozialen und integrativen Maßnahmen in den jeweiligen Stadtteilen zu kombinieren. Verortet war das Projekt an drei Standorten in der Region Hannover und wollte dort in jeweils einem Cluster mit Anbauflächen, einer Küche und einem Treffpunkt für Verköstigung und Bildung (Tafel) verankert sein. Neben der stadträumlichen Veränderung über die Einrichtung von Anbauflächen für Obst und Gemüse, standen auch stadtteilbezogene Effekte auf den Arbeitsmarkt im Fokus des Ansatzes.

Aufgabe

Das Aufgabenspektrum des Projektansatzes war sehr vielfältig. Zum einen ging es darum, Mitmach-Landwirtschaft im urbanen Raum zu etablieren, dies auch unter dem Aspekt der Selbstversorgung. Zum anderen standen soziale Aspekte, wie z.B. die Einbindung von Nachbarschaften für das urbane Gärtnern und Landwirtschaften, im Mittelpunkt. Darüber hinaus beabsichtigte der Projektträger, das Pestel Institut, die neu entstehenden Gemeinschaften mit bereits bestehenden sozialen Einrichtungen, insbesondere für Menschen in der Grundsicherung, zu verknüpfen. Hierzu war vorgesehen, die in den Stadtteilen vorhandenen Tafeln einzubinden, um die Anbindung von Menschen in sozialen Sicherungssystemen an die Solidarische Landwirtschaft zu gewährleisten. Des Weiteren wurden wirtschaftliche Effekte dahingehend erwartet, dass die lokale Ökonomie gestärkt wird und mit der Verstetigung der urbanen Solidarischen Landwirtschaft auch langfristig Arbeitsplätze im Stadtteil geschaffen werden. Die lokale (Land-)Wirtschaft wurde deshalb frühzeitig als Kooperationspartner mit einbezogen.

Umsetzung

Im Rahmen des Projektes konnte die Gründung von drei Gemeinschaftsgartenbetrieben unterstützt werden, wobei drei unterschiedliche Vorgehensweisen (Bottom up, Strategic Urbanism und Top Down) erprobt wurden. An allen drei Standorten sind gemeinschaftlich bewirtschaftete Gärten und viele Erfahrungen für innovative Modelle einer solidarischen Garten- und Landwirtschaft entstanden.
An Standort eins (Cluster Nord) entstand durch die Verbindung mehrerer Kleingärten eine solidarische Gartenwirtschaft der Selbstversorgung. An einem weiteren Standort (Cluster West) wurde versucht, die solidarische Garten-/ Landwirtschaft an eine Flüchtlingsunterkunft anzukoppeln. Die hieraus hervorgegangenen WeltGärten fungierten hauptsächlich als Treffpunkt mit Aufenthaltsqualität, boten den Bewohnern aber auch die Möglichkeit sich gärtnerisch zu betätigen. An einem dritten Standort (Cluster Süd) wurden am Rande eines Parks Gemüseanbauflächen mit Bienengarten und ‚naschbarem Rastplatz’ geschaffen.
Die Standorte sollen zum Teil auch über die Projektlaufzeit hinaus weiter betrieben werden; außerdem wird eine institutionalisierte Vernetzungsarbeit für den weiteren Ausbau dieser und anderer Standorte der urbanen Subsistenz in der Region Hannover angestrebt.

Ein weiteres Pilotprojekt, das vor einem anderen Hintergrund mit den Themen Selbstversorgung, Ausbildung und Beschäftigung im Zusammenhang mit urbaner Landwirtschaft experimentiert, ist Lokale Ökonomie als Integrationskatalysator in Duisburg.
>> weitere Informationen


Zusatzinformationen

Projektträger

  • Pestel Institut gGmbH

Ansprechpartner

  • Pestel Institut gGmbH
    Königstr. 50a 30175 Hannover
  • Dr. Thomas Köhler

    Telefon: 0511 990 94 40

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