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Wohnen am Veielbrunnen – LowEnergy als Standortfaktor

Brache Güterbahnhof, Status Quo Brache Güterbahnhof, Status Quo "Für einen urbanen, zukunftsorientierten Stadtteil erschließen wir das auf dem Grundstück lokal vorhandene Energieangebot - zum Nutzen für Quartier und Bürger." (Roland Bornemann, Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung)

Ziel des Projekts

Im Rahmen des Projekts galt es für ein neu entstehendes Stadtquartier in Stuttgart Bad-Cannstatt ein zukunftsorientiertes Energiekonzept zu entwickeln, das eine möglichst umfangreiche Versorgung mit erneuerbaren Energieträgern wie thermischer Solarenergie, Erdwärme oder Abwasserwärme-Rückgewinnung gewährleistet. Durch ausgeprägte Kommunikation, Bürgerbeteiligung und Imagebildung wollen die Projektpartner einen unter Klimaschutzaspekten vorbildhaften Stadtteil mit hoher Akzeptanz entwickeln - ein attraktives und hochwertiges Wohnangebot in urbaner Lage.

Aufgabe

Auf dem rund 22 Hektar großen ehemaligen Güterbahnhofsareal in zentraler Lage am Neckar soll in den nächsten Jahren ein neues Stadtquartier mit Wohnungen, Dienstleistung und gemischter Nutzung entstehen. Die Fläche wurde im Rahmen des EU Projekts REVIT bereits zu großen Teilen abgeräumt.

Da der Zusammenhang des Klimawandels mit den Bau- und Wohnformen des Menschen seit geraumer Zeit bekannt ist, wird bei der Neubebauung des Areals durch deutliche Unterschreitung der EnEV und mittels Realisierung von KfW 40- und Passivhäusern auf eine deutliche Senkung des Heizenergiebedarfs geachtet. LowEnergy wird als Standortfaktor für die Quartiersentwicklung begriffen und konsequent in den Planungsprozess eingebunden.

Zu den zentralen Aufgaben während der Projektlaufzeit zählte die Erarbeitung eines zukunftsorientierten Energiekonzepts, das die lokal zur Verfügung stehenden regenerativen Energieträger Sonne, Erdwärme und Abwasser möglichst umfassend nutzen sollte. Durch Kommunikation sollte zudem die Aufmerksamkeit aufgeschlossener Bürgerinnen und Bürger geweckt werden, die von der Notwendigkeit des Klimaschutzes überzeugt sind.

Umsetzung

Auf Grundlage eines im November 2007 beschlossen Rahmenplans wurde ein städtebauliches Gutachterverfahren durchgeführt. Am 4. Juli 2008 hat das Preisgericht den Architekten und Stadtplanern Pesch und Partner von sechs eingereichten Arbeiten den 1. Platz zuerkannt. Im Rahmen des Pilotprojekts "Wohnen am Veielbrunnen - LowEnergy als Standortfaktor" führte die ebök GmbH eine eigene Vorprüfung zum Thema Energie durch. Hierbei spielten insbesondere folgende Aspekte eine Rolle: Kompaktheit, Disposition bezüglich passiv solarer Nutzungsmöglichkeiten, vorgeschlagene Gebäudestandards, Wärmeversorgungskonzept und Einsatz erneuerbarer Energien. Das Preisgericht konnte so auch energetische Aspekte bei der Entscheidungsfindung berücksichtigen und die Entwürfe auf ihre Eignung für einen LowEnergy-Stadtteil beurteilen.

Interessant war vor allem die Betrachtung des Heizwärmebedarfs, der fast ausschließlich durch die Kompaktheit und die solaren Gewinne und damit durch die städtebaulichen Indikatoren geprägt ist. Dies war möglich, da der Wärmeschutzstandard für alle Teilnehmer gleich angesetzt wurde. Im Protokoll der Gutachtersitzung ist zum Siegerentwurf 006 u.a. Folgendes angemerkt: "(...) Der Entwurf ist hinsichtlich seiner Kompaktheit in Teilbereichen z.B. Blockfugen zu optimieren. Dies gilt auch für die gegenseitige Verschattung in den kleinformatigen Blöcken und den Blockabständen zwischen den Blöcken im westlichen Wohngebiet. In der Weiterbearbeitung müssen die energetischen Anforderungen an das Gebiet weiter vertieft werden."

Der Siegerentwurf wurde entsprechend überarbeitet. Parallel zur Entwurfsoptimierung entwickelten die Projektpartner der ebök ein zukunftsorientiertes Energiekonzept und brachten Vorschläge zur Verbesserung der Siedlungsstruktur in energetischer Hinsicht ein. Das Energiekonzept wurde Mitte 2009 im Rahmen einer Planungswerkstatt der Öffentlichkeit vorgestellt, und es wurde die Frage diskutiert, mit welchen Kriterien und Strategien ein unter Klimaschutzaspekten vorbildhafter Stadtteil mit hoher Akzeptanz entstehen kann. Dass eine energiebewusste Bau- und Nutzungsweise zur "Markenbildung" des neu entstehenden Quartiers beitragen kann, stand hierbei außer Zweifel. In der Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden aber auch andere wichtigen "Stellschrauben" für den Erfolg hervorgehoben - etwa die Öffnung zum Neckar.

Fazit

Das Pilotprojekt zeigt beispielhaft, wie die Einbindung energetischer Belange in den gesamten Planungsprozess zu einer klimagerechten Stadtentwicklung beiträgt und LowEnergy als Imagefaktor für die Quartiersentwicklung wirkt. Die energetischen Ziele wurden im Planungsprozess konsequent verfolgt – angefangen bei der Vorbereitung und Durchführung eines städtebaulichen Gutachterverfahrens, über die energetische Optimierung des Siegerentwurfs bis hin zur Entwicklung eines innovativen Energiekonzepts. Im Fokus stehen demnach nicht nur einzelne Energiekennwerte bzw. CO2-Emissionen. Die Quartiersentwicklung nimmt auch weitere Aspekte zur Bewertung der Nachhaltigkeit in den Blick. Mit dem NeckarPark soll so ein lebendiges und nachhaltiges Stadtquartier entstehen.

Mit der Planungswerkstatt konnte die öffentliche Diskussion über eine nachhaltige Stadterneuerung im NeckarPark erfolgreich gestartet werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung wollen den begonnenen Dialog fortführen, das Areal weiterhin mitgestalten und sich in den Prozess einbringen. Zum Abschluss des Pilotprojekts konnte darüber hinaus ein erster im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsstandards vorbildhafter Baublock auf den Weg gebracht werden. Die Pilotfläche "Wohnen am Stadtarchiv" ist ein wichtiges Bindeglied zwischen dem alten Stadtteil Veielbrunnen und den Neubauflächen. Aus der Umsetzung können sich entsprechend wichtige Impulse und Anregungen für die weitere Entwicklung des NeckarParks ergeben.

Zusatzinformationen

Projektträger

  • Landeshauptstadt Stuttgart

Ansprechpartner

  • Landeshauptstadt Stuttgart
    Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung
    Eberhardstraße 10 70173 Stuttgart
  • Telefon: 0711 8926 - 2616
  • Roland Bornemann Roland Bornemann

    Telefon: 0711 2162597
  • Landeshauptstadt Stuttgart
    Amt für Umweltschutz
    Abteilung Energiewirtschaft

    Gaisburgstraße 4 70161 Stuttgart
  • Telefon: 0711 2162241
  • eboek GmbH
    Dipl.-Ing. Olaf Hildebrandt

    Schellingstraße 4/2 72072 Tübingen

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