Nationale Stadtentwicklungspolitik

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FRISCHE BLICKE auf die Stadt - Stadt-Bilder, Stadt-Modelle, Stadt bauen mit Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft

Stadtteilreporter unterwegs in Stuttgart-Giebel Stadtteilreporter unterwegs in Stuttgart-Giebel "Es geht um einen anderen Blick auf die Stadt: den Blick von Kindern und Jugendlichen als Stadtbürgerinnen und Stadtbürger von heute und morgen; um einen anderen Blick auf die Interessen und Begabungen der Kinder und Jugendlichen mit ihren unterschiedlichen Herkünften; und um einen anderen Blick auf die Qualitäten einer dezidiert städtischen Kindheit und Jugend." (Gabriele Steffen, Weeber+Partner)

Kinder und Jugendliche – darunter viele mit Migrationshintergrund – entwickeln Bausteine und Medien zum eigenen Stadtteil und ganz allgemein zu "der Stadt". Dies fördert eigenes Engagement in der Stadt, urbane Bildung und zugleich Schlüsselqualifikationen wie Lesen, Schreiben, Umgang mit technischen und elektronischen Medien, Präsentation, Organisation.

Ziel des Projekts

Kinder und Jugendliche – darunter viele mit Migrationshintergrund – entwickeln Bausteine und Medien zum eigenen Stadtteil und ganz allgemein zu "der Stadt". Dies fördert eigenes Engagement in der Stadt, urbane Bildung und zugleich Schlüsselqualifikationen wie Lesen, Schreiben, Umgang mit technischen und elektronischen Medien, Präsentation, Organisation.

Das Projekt soll Begabungen und Ressourcen wecken und öffentlich machen. Die Ergebnisse können zugleich zu einer anderen Wahrnehmung der betreffenden Stadtteile und jungen Menschen beitragen. Es entstehen anschauliche, verständliche, begreifbare Medien und Bausteine, die das Thema "Stadt" auch für Menschen zugänglich machen, die weniger sprachgewandt sind oder nur geringe Deutschkenntnisse haben.

Aufgabe

Kinder und Jugendliche für die Stadt zu interessieren und ihnen durch ernsthafte Arbeit die Möglichkeit zur Mitgestaltung zu geben, ist ganz wesentlich für die Gegenwart und Zukunft des Städtischen. Die Beteiligung bleibt unbefriedigend, wenn sie sich auf unverbindliche Aktionen wie das Erstellen von Wunschlisten und Entwerfen von Traumhäusern beschränkt. Besonders groß sind die Herausforderungen in benachteiligten Stadtteilen mit einer sozial sehr heterogenen Bewohnerschaft und vielen sozialen Schwierigkeiten. Diese werden vor allem als problematisch und defizitär wahrgenommen.

Umsetzung

Im Rahmen der Projekte "Frische Blicke“ haben sich Kinder und Jugendlichen intensiv mit ihrem Stadtteil auseinandergesetzt. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass Jugendliche und Kinder an ernsthafter, produktiver Arbeit im Stadtteil interessiert sind – eine Arbeit mit fassbaren Ergebnissen.

Unter dem Titel "Wir bauen Zukunft" haben Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 15 Jahren im Kinder- und Jugendhaus in Stuttgart-Giebel unter Anleitung von Architekturstudenten ein Stadtteilmodell gebaut. Das Modell wird durch Videoclips ergänzt, die zeigen, wie die Kinder und Jugendlichen ihren Stadtteil wahrnehmen. Das interaktive Stadtteilmodell wurde von den Kinder und Jugendlichen bei zahlreichen Veranstaltungen präsentiert. Inzwischen erarbeitet das Kinder- und Jugendhaus mit Jugendlichen Modelle von weiteren Stellen in Giebel, die in der Stadtteilentwicklung eine Rolle spielen.

Aus dem Projekt heraus haben sich weitere Projektbausteine entwickelt:

  • Kinder und Jugendliche entwickelten Modellideen für das Kinder- und Jugendhaus 2013. Die Arbeiten wurden mit einer Videokamera dokumentiert, aus dem gesamten Material entstanden Zeitrafferfilme des Entstehungsprozesses.
  • Eine Jugendfirma für Mädchen entwirft, produziert und vertreibt verschiedene Accessoires und Kleidungsstücke, die jeweils mit einer Giebler Marke, einem eigens kreierten Emblem oder einem Slogan versehen werden. Der Vertrieb erfolgt über die beteiligten Mädchen oder Giebler Geschäfte.
  • Im Rahmen eines einwöchigen Angebots haben Kinder und Jugendliche unter Anleitung eines Künstlers einen Weg mit Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien für den öffentlichen Raum entworfen und hergestellt. Die Skulpturen werden im Abstandsgrün zwischen den Häusern aufgestellt und sollen so zu einer Verschönerung des Stadtteils beitragen.
  • Zu den Bausteinen der Konzeption "Frische Blicke“ gehörte auch das Filmprojekt "Hallschlag TV“ in Stuttgart Hallschlag, bei dem die Jugendlichen mit einer professionellen Filmemacherin zusammenarbeiteten und sich mit dem Stadtteil und den dort lebenden Menschen und deren Geschichte beschäftigten und dabei auch die technischen Voraussetzungen des Filmemachens lernen konnten. Die Jugendlichen waren als Redakteure im Hallschlag unterwegs und machten Portraits von Menschen und Orten aus dem Hallschlag, bei denen sie selbst die Fragen stellen. Das Ergebnis ist ein 45-minütiger Dokumentarfilm - eine Mischung aus Portraits, Erzählungen zur Geschichte des Hallschlags und themenbezogenen Auseinandersetzungen mit dem Stadtteil. Die Filmpremiere fand im Oktober 2008 am Kulturtag in Hallschlag statt. Inzwischen gibt es auch eine Kurzversion des Films und es ist ein weiterer 15-minütiger Film entstanden.
  • In einem weiteren Projekt in Stuttgart-Hallschlag wurden Workshops als Vorbereitung zu einem Poetry Slam mit Unterstützung von Profis des U20-Slam-Stuttgart e.V. durchgeführt. Ein Meilenstein im Stadtteil Hallschlag war der Kulturtag, bei dem die erarbeiteten Produkte aller Einzelprojekte der Öffentlichkeit gezeigt wurden.
  • In Waiblingen-Süd haben Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse eines Gymnasiums unter dem Titel "Geschichten und Geschichte" Reportagen in Text und Bild gemacht, über Menschen unterschiedlicher Generationen aus dem Stadtteil – wie sie hierher gekommen sind, wie sie Fuß gefasst haben, wie sie heute hier leben. Die Schüler erarbeiteten einen Fragebogen, führten Interviews und werteten diese aus. Die Ergebnisse wurden in einer Ausstellung präsentiert.

Fazit

Kinder und Jugendliche können insbesondere dann für eine Beteiligung gewonnen werden, wenn sie diese als sinnvoll erachten. Das bedeutet, dass die Arbeit einerseits zu konkreten Produkten (z.B. Filme, Fotos, Modelle) oder wahrnehmbaren Ergebnissen in der Stadtentwicklung führt. Auf diese Weise erkennen Kinder und Jugendliche, dass sich eigenes Engagement in der Stadt lohnt. Andererseits machen die Ergebnisse für Interessierte nachvollziehbar, wie Kinder und Jugendliche ihre Stadt sehen und begreifen. Dieser Blickwinkel kann dem Diskurs über Stadt neue Impulse geben. Für Kinder und Jugendliche ermöglichen solche Prozesse darüber hinaus eine Identifikation mit der Stadt oder ihrem Quartier und tragen wesentlich zur sozialen Integration bei. Bei allen Initiativen ist zu berücksichtigen, dass Jugendliche nicht viel Zeit haben – Ergebnisse müssen also kurzfristig, in überschaubarer Zeit entstehen, bevor sie für bestimmte Aktivitäten zu alt geworden sind.

Eine besondere Rolle spielt, dass es in allen drei Stadtteilen im Rahmen des Programms "Soziale Stadt“ ein Stadtteilmanagement gibt. Das Quartiersmanagement initiiert Projekte und bringt Menschen unterschiedlicher Generationen, Herkünfte und Milieus zusammen, die bisher zumeist nichts miteinander zu tun hatten. Dies zeigt sich am Beispiel des Hallschlag-Films, bei dem Jugendliche auf ältere Menschen zugegangen sind, um ihre Perspektive kennen zu lernen und gemeinsame Sichtweisen zu entdecken.

Durch die Beschäftigung mit urbanen Themen, wie Konflikt-Orte, Bewohner und ihre Herkunft, Plätze und Geschäfte als Treffpunkte, sowie durch den Einsatz spannender Methoden, Materialien und Medien konnten auch Fähigkeiten und Interessen, die in der Schule und auch sonst nicht zum Tragen kommen, entdeckt und gefördert werden. Aber auch Schlüsselqualifikationen wie Lesen, Schreiben, Umgang mit technischen Medien, Fragen stellen, Präsentation, Werben für ein Anliegen konnten vermittelt werden. Ebenso erhalten die Jugendlichen Einblicke in die Funktionsweisen der Stadt. Solche Beteiligungsprojekte führen dazu, dass vorhandene urbane Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen gestärkt und sie für urbane Qualitäten sensibilisiert werden (Stadtentwicklung als Bildungsprozess).

Zusatzinformationen

Projektträger

  • Weeber+Partner

Ansprechpartner

  • Weeber+Partner
    Institut für Stadtplanung und Sozialforschung
    Mühlrain 9 70180 Stuttgart
  • Gabriele Steffen Gabriele Steffen

    Telefon: 0711 620093 - 60
  • Landeshauptstadt Stuttgart
    Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung
    Eberhardstraße 10 70173 Stuttgart
  • Telefon: 0711 216 - 63 88
  • Telefon: 0711 216 – 29 58
  • Stadt Waiblingen
    Fachbereich Bürgerengagement
    Kurze Str. 33 71332 Waiblingen
  • Telefon: 07151 5001 - 567
  • Kinder- und Jugendhaus Giebel
    Mittenfeldstr. 61 70499 Stuttgart
  • Telefon: 0711 86 45 18