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Mit IBIS fliegen lernen – Ein Projekt zur Entwicklung von innovativen Beteiligungsformen in multiethnischen Stadtteilen

Zukunftswerkstatt Zukunftswerkstatt "Als ich neu nach Deutschland kam, war ich ganz dankbar, dass mich Leute von Beratungsstellen an die Hand genommen haben. Aber irgendwann muss damit Schluss sein: Migranten sind ja keine kleinen Kinder. Wir können alleine gehen, und wir wollen uns hier auch aktiv einbringen." (Teilnehmer aus einem Erzählcafé); Quelle: Verein Culturio e.V.

Wie lassen sich Migrantinnen und Migranten stärker in Stadtentwicklungsprojekte einbeziehen und für die Gemeinwesenarbeit im eigenen Stadtteil motivieren? Die Stadt Saarbrücken hat Antworten gefunden.

Ziel des Projekts

Das Projekt zielte darauf, Migrantinnen und Migranten stärker in Stadtentwicklungsprojekte einzubeziehen und für die Gemeinwesenarbeit im eigenen Stadtteil zu motivieren.

Aufgabe

"Bei den großen städtebaulichen Projekten, die Saarbrücken in den nächsten Jahren ein ganz anderes Gesicht geben werden, müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie der öffentliche Raum auch unter interkulturellen Gesichtspunkten neu gestaltet werden kann. Schließlich können wir nicht einfach an den rund 30 Prozent Saarbrückerinnen und Saarbrückern mit Migrationshintergrund vorbeiplanen." So lautete eine der Schlussfolgerungen, die die Fokusgruppe "Integration und Soziales" im Rahmen des Beteiligungsverfahrens zum Großprojekt "Stadtmitte am Fluss" zog.

Wie aber können die Ideen und das Engagement von Migrantinnen und Migranten in solche Entwicklungsprozesse einbezogen werden? Welche Strategien können Gemeinwesenarbeit und Akteure im Stadtteil und Stadtverwaltung entwickeln, um Migrantinnen und Migranten besser zu erreichen und zu aktivieren? Wie gelingt es, sie dazu zu "ermächtigen", mehr Autonomie zu entwickeln und Verantwortung für sich und das Gemeinwesen zu übernehmen? Diese Fragen steckten den Rahmen für das Projekt ab.

Umsetzung

ibis war vor allem in den Saarbrücker Stadtteilen Malstatt und Burbach sowie in Alt-Saarbrücken und auf der Folsterhöhe aktiv. Mit Zukunftswerkstätten, Workshops, der Schulung interkultureller Nachbarschaftsvermittlern, mehrsprachigen Beilagen zu den Stadtteilzeitungen und weiteren Aktivitäten sorgte ibis dafür, dass die "Partizipation" von Zuwanderern im wahrsten Sinne des Wortes kein Fremdwort bleibt. Migrantinnen und Migranten sollten systematisch an Beteiligungsformen im sozialen Nahraum, aber auch in größeren Stadtentwicklungsprojekten herangeführt werden. Die Stadt Saarbrücken kooperierte dabei vor allem mit Trägern der Gemeinwesenarbeit und weiteren Akteuren aus den Stadtteilen.

Im Rahmen des Projekts durchliefen die Mitarbeiter von Gemeinwesenprojekten, Ämtern und Migrantenvereinen gemeinsam ein Coaching, bei dem es um Strategien der interkulturellen Öffnung und die Schaffung von Teilhabechancen von Zuwanderern ging. Dabei wurden Ressourcen und Chancen bei Personen und Institutionen ermittelt und Ideen für Partizipationsansätze gesammelt und weiterentwickelt.

15 Personen aus acht Ländern wurden als Kulturmittler geschult. In 200 Unterrichtseinheiten haben sie umfangreiches Wissen erworben - etwa zur interkulturellen Kommunikation, zu Kulturstandards, zur Mediation und Konfliktlösung. Die Kulturmittler sollen nun auf Migranten im Stadtteil zugehen, diese für Projekte und Elternarbeit sowie die Mitwirkung in Beteiligungsverfahren motivieren.

ibis hat zudem intensiv mit dem Projekt "Brückenbauer" zusammengearbeitet, einem Beschäftigungsprojekt der Saarländischen Initiative Migration und Arbeitswelt (SIMA) und der ARGE Saarbrücken. Die Brückenbauer sind in verschiedenen Institutionen tätig. Ihre Aufgabe ist es, Eingewanderte insbesondere im Rahmen von Gruppenangeboten an gesellschaftliche und kulturelle Institutionen heranzuführen, über Strukturen und Hintergründe zu informieren, Kontakte herzustellen und Vermittlungstätigkeiten zu übernehmen.

Das Ziel, Migranten im Stadtteil ein Gesicht und einen Namen zu geben, verfolgten die vier Stadtteilbüros mit den mehrsprachigen Beilagen "Saarbrücken international", die unter anderem Porträts von im Stadtteil engagierten Migranten enthalten.

Fazit

Mit Blick auf aktuelle und anstehende städtebauliche Projekte sind die Projektpartner erste Schritte zur konkreten Mitwirkung von Migranten bei Planungsprozessen und Stadtentwicklungsvorhaben gegangen. So stand beim Workshop "Plane deine Stadt" die Frage im Mittelpunkt, wie Migranten künftig stärker in die Stadtentwicklung eingebunden und wie ihre Interessen besser berücksichtigt werden können. Anhand konkreter laufender Planungen in den Stadtteilen wurde dieser Dialog fortgesetzt, und es entstanden daraus konkrete Projekte. In Alt-Saarbrücken ist zudem geplant, ein eigenes stadtteilbezogenes Integrationskonzept zu entwickeln.

Auch in Malstatt wurde der Grundstein für die Mitwirkung von Migranten an der Umgestaltung der Freifläche "Grüne Insel Kirchberg" gelegt. Hier ist ein umfangreicher Beteiligungsprozess gestartet worden, der unter anderem auch die "Brückenbauer" einbezieht. Sie nehmen an Sitzungen und Workshops des federführenden Amtes für Grünanlagen teil, initiieren gemeinsam mit dem Stadtteilbüro Angebote, um Migranten zu motivieren, ihre Wünsche und Ideen einzubringen. Das Projekt "Grüne Insel Kirchberg" wird im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik als eigenständiges Projekt umgesetzt.
>> weitere Informationen zum Projekt "Grüne Insel Kirchberg"

Die Stadt Saarbrücken und die Gemeinwesenarbeit haben sich darüber hinaus verständigt, das Community Organizing künftig intensiver zu erproben. Dabei handelt es sich um eine Methode der Bürgerbeteiligung. die besonders in multiethnischen Stadtteilen Erfolg verspricht. Sie hebt auf den Prozess der Organisation von Beteiligung und das ergebnisoffene Zuhören ab.

Zusatzinformationen

Projektträger

  • Landeshauptstadt Saarbrücken

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