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Neue Nachbarschaften im Landkreis Lindau – ein Gewinn

Vernetzung des Quartiersmanagement in den regionalen Strukturen Vernetzung des Quartiersmanagement in den regionalen Strukturen "Unser Projekt will modellhaft neue Begegnungsformen zwischen Flüchtlingen und der heimischen Bevölkerung im Landkreis Lindau fördern. Gemeinsam mit den kommunalen Verwaltungen, den Flüchtlingen und der heimischen Bevölkerung planen wir bereits erprobte Begegnungsformen wie Mittagstische, eine Reparaturwerkstatt, Quartiersforen und werden neue Ideen aufgreifen und umsetzen. Wir sind überzeugt, dass die Menschen auf diesem Weg den gemeinsamen Gewinn sehen und Quartiere wie Kommunen einen Mehrwert erfahren." Quelle: Schanz, Landratsamt Lindau

Der Landkreis Lindau (Bodensee) verfolgt eine dezentrale und kleinräumige Strategie für die Unterbringung von Geflüchteten. Im Projekt "Neue Nachbarschaften im Landkreis Lindau – ein Gewinn" möchte der Landkreis in ausgewählten Quartieren mit Geflüchteten und Nachbarn gemeinsam Ideen für das Zusammenleben entwickeln. Neue kreative Formen der Begegnung und Unterstützung sollen dabei initiiert werden.

Ziele

Eine wesentliche Aufgabe des Projekts besteht in der Begleitung der Geflüchteten und ihrer neuen Nachbarn bei den ersten Schritten nach der Ankunft in der neuen Umgebung. Neben konkreten Hilfsangeboten und Patenschaften sollen in einem offenen Entwicklungsprozess Geflüchtete und ihre Nachbarn gemeinsam an einer Strategie für die Integration arbeiten. Hierzu sollen zunächst auf Landkreisebene Kooperationen zwischen Kommunen, Wohnungswirtschaft, Unternehmen und Wohlfahrtsverbände aufgenommen werden, um die Unterbringung der Flüchtlinge und ihre Vermittlung in Bildungseinrichtungen, Ausbildung und Beschäftigung zu ermöglichen. Außerdem sollen vor Ort Angebote für die Geflüchteten geschaffen werden, die das Kennenlernen erleichtern und sie in das Zusammenleben im Quartier einbinden. Dabei sollen Vorbehalte abgebaut, Wissenslücken geschlossen und gegenseitiges Verständnis aufgebaut werden.

Umsetzung

Organisationsstruktur des Projektansatzes Organisationsstruktur des Projektansatzes Organisationsstruktur des Projektansatzes Quelle: Schanz, Landratsamt Lindau

Das Projekt "Neue Nachbarschaften" setzte sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Ein wesentlicher Schritt war hierbei der Aufbau eines Netzwerkes mit Kommunen, Wohnbaugesellschaften, Verbänden und Ehrenamtlichen zur Sicherstellung der Grundbedürfnisse der neuen Nachbarn. Die Ehrenamtlichen wurden innerhalb eines Arbeitskreises auf Landkreisebene laufend informiert und vernetzt. Als Format für die ehrenamtlichen Mitarbeiter wurden zu Beginn des Projekts die sogenannten Austauschforen eingerichtet. Diese fanden einmal jährlich statt und richteten sich an die Mitglieder der Helferkreise. Sie boten Angebote zum Gedankenaustausch in Gesprächskreisen, Workshops mit Experten (z.B. zum Asylrecht) und Supervision für die Ehrenamtlichen. Die Foren wurden schließlich zu den Lindauer Fachtagen weiterentwickelt, die dieselbe Intention verfolgen, nun aber auch für Interessierte über die Landkreisgrenzen hinaus geöffnet sind.

Auf der operativen Ebene arbeitete das Projektteam an verschiedenen Standorten im Landkreis, wobei zunächst in der Marktgemeinde Heimenkirch, im Quartier Goßholz in Lindenberg und in der Unterkunft im Zentrum von Lindenberg der Anfang gemacht wurde. Später wurde die Arbeit auf verschiedene Teilorte der Stadt Lindau ausgeweitet. Hier wurden die Erfahrungswerte in eine stringente, standardisierte Vorgehensweise zur Begleitung des Ankommens der neuen Nachbarn umgesetzt, die schließlich an allen Standorten etwa gleich ablief.

Das Projekt hat dabei für das konfliktfreie Ankommen der Geflüchteten einen Dreiklang verfolgt. Die erste Säule stellt der konsequente Einsatz von Partizipationsformaten dar, wie beispielsweise Quartiersversammlungen bereits vor der Ankunft der neuen Nachbarn sowie auch zu Beginn deren Unterbringung, um eine erste geordnete Plattform für Kontakt und Austausch zwischen alten und neuen Nachbarn zu bieten und gemeinsam Konflikte und Bedarfe im Quartier herauszuarbeiten. Die erprobten Formate wurden durch das Projektteam in Workshops systematisiert und gegen Ende der Projektlaufzeit in Form eines Methodenkoffers zusammengetragen. Dieser stellt nun die einzelnen Methoden vor und nennt Ziele, Zielgruppe und Anwendungsmöglichkeiten.

Neben diesen Partizipationsformaten bildet die integrative Infrastruktur (z.B. Sprachkurse, Praktika o.ä.) eine weitere Säule der Begleitung der neuen Nachbarn. Diese ist stärker auf das einzelne Individuum ausgerichtet, um die Integration in Bildung und Arbeit zu fördern.
Die dritte Säule ist schließlich ein begleitendes Kultur- und Veranstaltungsprogramm, das informell und niedrigschwellig Möglichkeit zu Kontakt und Austausch bietet. Hier stehen bewusst wieder neue und alte Nachbarn gemeinsam im Fokus. In allen drei Bereichen, insbesondere in den beiden letztgenannten Säulen wird die Arbeit von den Ehrenamtlichen der Helferkreise maßgeblich mitgetragen, die hier teilweise in 1-zu-1-Betreuung neue Nachbarn begleiten.

Ergebnis

Die Projekterfahrungen machen deutlich, dass für das konfliktfreie Ankommen der neuen Nachbarn die persönliche Kontaktaufnahme vor Ort entscheidend ist. Hierfür hat das Projektteam verschiedene Partizipationsformate erarbeitet und im Projektverlauf erprobt, die sich für unterschiedliche Ausgangslagen eignen. Mit Hilfe dieser Formate konnte das überwiegend gelungene Ankommen vieler Geflüchteter in den Quartieren erreicht werden, auch in den Hochphasen 2015 und trotz teils erheblicher Vorbehalte im Vorfeld. Durch die Begegnung auf Augenhöhe und den wertschätzenden Umgang, die das Projekt in diesen Formaten etabliert hat, gelang es im Projektverlauf zunehmend, auch neue Nachbarn als Ehrenamtliche und Mitglieder in den Helferkreisen zu gewinnen, die nun ihrerseits Geflüchtete bei der Orientierung und Integration begleiten.
Als Erfolg im Projekt ist auch die Entwicklung der Lindauer Fachtage zu nennen. Hervorgegangen aus den Austauschforen für Ehrenamtliche im Kreis, stellen sie nun ein überregionales Format der Wissensvermittlung, Qualifizierung und des Austauschs sowohl für Ehrenamtliche als auch für fachliche Akteure dar. Dabei konnten bereits in der ersten Auflage über 200 Teilnehmer gewonnen werden. Das Projektteam plant, dieses Format dauerhaft zu verstetigen und inhaltlich nach den Bedarfen der Akteure zu gestalten.

Zusatzinformationen

Projektträger

  • Landkreis Lindau (Bodensee)

Ansprechpartner

  • Landkreis Lindau (Bodensee)
    Geschäftsbereich Soziales und Kreisentwicklung
    Bregenzer Straße 33 88131 Lindau (Bodensee)
  • Gabriele Zobel

    Telefon: 0172 1843504

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