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Arrival StadtLand Thüringen

Zwei Dutzend Menschen stehen in lockeren Gruppen auf einer Wiese vor einem mit bunten Bildern und Schirmständern verzierten Holzbau und einem Wohngebäude im Hintergrund. Arrival StadtLand Thüringen Zwischenraum zum Ankommen in Saalfeld Quelle: © IBA Thüringen, Foto: Thomas Müller

Thüringen hat mit 4,7 Prozent einen sehr geringen Anteil von Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Dennoch festigt sich die Skepsis gegenüber Bewohnern mit Migrationshintergrund. Für ein Land, das seit Anfang der 1990er Jahre einen Bevölkerungsrückgang aufweist, stellt Zuwanderung jedoch einen wichtigen Impuls für die zukünftige Entwicklung dar.

Die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen suchte deshalb im Rahmen des Projektaufrufs „Arrival StadtLand“ im Jahr 2016 nach Menschen, Orten und Ideen in ganz Thüringen, die Migration und Vielfalt als Chance begreifen und aktiv gestalten wollen. Aus dem Aufruf sind drei IBA Vorhaben in Erfurt, Gera und Saalfeld hervorgegangen, die Raum von vielen für viele gestalten und damit bewusst ein sichtbares Zeichen für Demokratie, Weltoffenheit und Stärkung des Zusammenlebens in Stadt und Land setzen.

Idee und Ziele

Die kleinteilige Siedlungsstruktur Thüringens bietet besondere Rahmenbedingungen für Einwanderung. Nicht zuletzt auch wegen seines weitgehend ländlich geprägten Raums mit geringer Zuwanderung bietet die aktive Gestaltung von Migration einen wichtigen Impuls für die Entwicklung. Ziel ist es, langfristige Kooperationen zum Thema Integration und Stadtentwicklung zu bilden. Die IBA Thüringen hat über ihren Aufruf „Arrival StadtLand“ dazu Modellprojekte in Erfurt, Gera und Saalfeld nominiert, in denen Stadtverwaltungen, Vereine und Kulturinitiativen mit innovativen Ansätzen über die Gestaltung von Raum von und für alle neue Wege gehen wollen. Aus Bauhütten, Startup-Beratungen und Sommerakademien werden so nachhaltige Bausteine der Stadtentwicklung.

Umsetzung

In Erfurt wollen Plattform e.V. und die Stadt Erfurt ein leerstehendes städtisches Bürogebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Containerunterkunft für Flüchtlinge im Norden der Stadt in Nutzung nehmen. Flüchtlinge und Migranten, aber auch alle Erfurter sollen das Projekt selbstbestimmt als „Wir Labor“ mitentwickeln. Ziel ist die inklusive und integrative Entwicklung eines neuen gemeinschaftlichen Produktions- und Werkstatthauses für eine nachhaltige Willkommenskultur und als neues Stadtteilzentrum von allen für alle.

In Gera entwickelt die KIM Kultur in Mitteldeutschland gGmbH eine leerstehende ehemalige Mädchenschule aus dem 19. Jahrhundert schrittweise zu einem freien, weltoffenen Kulturzentrum. Die Gebäudekomplex Häselburg wird auch Mietflächen für das Bildungszentrum der Thüringer Landesmedienanstalt sowie Wohnungen für Studierende, Schüler und Geflüchtete beherbergen.

In Saalfeld wiederum arbeiten die Stadt Saalfeld, das Bildungszentrum und viele weitere Partner an der integrativen Entwicklung eines Stadtrandquartiers in Saalfeld. Hier befindet sich auch die Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises für Asylsuchende. Von den 870 Bewohnern haben 56 Prozent einen Migrationshintergrund, der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 27 Jahre liegt bei 51 Prozent. Hier wollen die Partner mit den Bewohnern im Selbstbau neuartige Werk- und Freiräume für die alten und neuen Nachbarn schaffen, aber auch für die Kreativen aus der Region, um deren Handlungsoptionen zu erweitern und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen.

Seit 2018 sind die Akteure Teil eines von der IBA Thüringen begründeten landesweiten Netzwerkes: die LeerGut-Agenten. Die LeerGut-Agenten sind die Thüringer Lobby für eine gemeinwohlorientierte Immobilienentwicklung, für die Um- und Wiedernutzung von Häusern und Brachen und für eine Baukultur, die Innovationen in der Planung, Finanzierung und Förderung hervorbringt. Die Erkenntnisse aus den Projekten werden darüber hinaus regelmäßig mit der gesamten Projektfamilie sowie relevanten Stadtentwicklungsakteuren zusammengetragen, aufbereitet und öffentlich präsentiert, beispielsweise im Rahmen des IBA Partnernetzwerktreffens.

Zum Abschluss der Förderphase aus der Gemeinschaftsinitiative Nationale Stadtentwicklungspolitik führte die IBA Thüringen eine öffentliche Konferenz durch, die eine erste Bilanz zieht und bisherige Ergebnisse zur Diskussion stellt. Am 6. und 7. Juni 2019 wurde dazu im Eiermannbau in Apolda über bundesweite politische, kommunale und zivilgesellschaftliche Strategien zur Integration, Inklusion und Teilhabe sowie über die Bedeutung der Gestaltung von offenen Räumen gesprochen.

Aufgabe der IBA Thüringen ist es, diese Modellprojekte in einem Coachingprozess zu begleiten. Für einen möglichst partizipativen Planungs- und Projektentwicklungsprozess werden zivilgesellschaftliche und kommunale Akteure genauso wie Politik und Wirtschaft umfassend eingebunden. Dazu beraten die Projektleiter der IBA Thüringen die Projektakteure vom Aufbau bis zur Umsetzung der Projekte, binden externes Know-How ein und unterstützen in der Organisation, der Planung und der Finanzierung. Auf der übergeordneten Netzwerkebene findet zwei Mal jährlich ein Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Projektinitiativen statt, innerhalb dessen auch übergeordnete Themen, wie z. B. Mobilität, Kultur, Bildung und Beschäftigung, Existenz und Arbeitsplätze aufgegriffen werden.

Stadt- und Raumentwicklung unterliegen einem steten Prozess, von der ersten Idee bis zu Realisierung vergehen mehrere Jahre. Mit Ende der Förderphase aus der Gemeinschaftsinitiative Nationale Stadtentwicklungspolitik im Jahr 2019 enden die Projekte und die Zusammenarbeit mit der IBA Thüringen daher nicht. Noch bis 2023 begleitet die IBA Thüringen ihre Projektpartner im Aufbau und der Umsetzung der Projekte.

Zusatzinformationen

Projektträger

  • Internationale Bauausstellung Thüringen GmbH

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