Integrative Stadtteilarbeit in den hannoverschen Stadtteilen Misburg, Bemerode, Wettbergen, Oberricklingen und Davenstedt
Wie lassen sich die örtlichen Akteure dabei unterstützen, mehr Verantwortung für ihren Stadtteil zu übernehmen? Kreative Antworten auf diese Frage sucht die Stadt Hannover.
Ziel des Projekts
Das Projekt will in Stadtteilen mit überwiegend intakten Strukturen die Stadtteilzentren nachhaltig stärken sowie die örtlichen Akteure anregen und dabei unterstützen, mehr Verantwortung für ihren Stadtteil zu übernehmen.
Aufgabe
Quelle: plan zwei Stadtplanung und Architektur
In den ausgewählten Stadtteilen wurden Modellprojekte für ganzheitliche und nachhaltige Stadtteilentwicklung mit Hilfe vernetzender Stadtteilkonferenzen umgesetzt, die durch externe Beratungsbüros moderiert wurden. Vorbild waren die in einigen Stadtteilen bereits bestehenden Verkehrs- und Wirtschaftsforen. Die am Projekt beteiligten Stadtteile zeigen erste Probleme – etwa Ladenleerstände, Defizite bei der Aufenthaltsqualität und wenig ausgeprägte Stadtteilidentitäten. Hier ist also rechtzeitiges Gegensteuern gefragt. Stadtteilkonferenzen und Stadtteilforen sind Impulsgeber für selbsttragende Netzwerke.
Umsetzung
Grundsätzlich folgte einer Recherche- und Aktivierungsphase im Stadtteil zunächst eine Moderationsphase mit Veranstaltungen, in denen gemeinsam Ziele für den Stadtteil formuliert und Projekte verabredet wurden. Vernetzende Strukturen wurden in der Regel in thematischen Arbeitsgruppen oder -kreisen erreicht. Am Ende stand eine Abschlusskonferenz, um die konkrete Umsetzung vorzubereiten.
Die von den Büros entwickelten Vorgehensweisen wurden kontinuierlich mit der stadtinternen fachübergreifenden Arbeitsgruppe "Integrative Stadtentwicklung" abgestimmt und von einer Prozessbeobachtung begleitet.
In den Stadtteilen, die ein akutes, relativ klar umrissenes Problem haben, haben sich nach einer halbjährigen externen Begleitung neue oder weiterentwickelte Netzwerkstrukturen gebildet, und die Akteure können selbständig weiterarbeiten. Stadtteile mit strukturellen Schwächen benötigen einen längeren Moderationsprozess (mindestens ein Jahr, je nach Strukturen bzw. Problemen oft mehr). Auch wenn sich nach Abschluss der extern moderierten Phase dauerhafte Strukturen gebildet haben, braucht es weiterhin eine zentrale Anlauf- oder Koordinierungsstelle für die Akteure der "Integrativen Stadtteilarbeit". In Hannover übernehmen dies zurzeit die Stadtbezirksmanager.
Etwa ein Jahr nach Beendigung der Begleitung durch die Büros soll eine erneute Nachschau und Bewertung mit Blick auf die Nachhaltigkeit des Modellvorhabens stattfinden.
Fazit
Das Vorgehen der "Integrativen Stadtteilarbeit" mit extern moderierten Stadtteilkonferenzen ist grundsätzlich für alle Stadtteile in Großstädten geeignet, deren Strukturen im Wesentlichen intakt sind, in denen es bereits Ansätze von bürgerschaftlichem Engagement gibt und deren Zentrum eine Mindestgröße aufweist. Der Fokus liegt vorwiegend auf dem Stadtteilzentrum bzw. dem Ortskern.
Konkrete Projekte oder Problemlösungen bzw. die Festlegung auf einen räumlichen Schwerpunkt, z.B. einen Platz oder ein Stadtteilzentrum, erreichen mehr Aktive und führen zu klaren Ergebnissen.
Es zeigte sich zudem, dass ortskundige Büros relativ leicht Zugang zu den Akteuren in den Stadtteilen finden können. Bei schwer erreichbaren Akteuren wie Jugendlichen oder Migranten sind eher Interessenvertreter oder Einrichtungen einzubeziehen. Auf die persönliche Ansprache kommt es an. Vor allem bei Immobilienbesitzern und in der lokalen Ökonomie sind bilaterale Gespräche unumgänglich. Auf Seiten der Verwaltung sollten alle Fachbereiche und Ämter, die beteiligt sein könnten, hinter dem Projekt stehen.
Zu Beginn des Moderationszeitraums ist es wichtig, deutlich zu machen, dass die "Integrative Stadtteilarbeit" ein Beteiligungs-, aber kein Mitbestimmungsverfahren ist und die Kompetenzen der kommunalen Organe selbstverständlich weiterhin bestehen. Auch muss zu Beginn des Moderationszeitraums deutlich gesagt werden, welche Mittel vorhanden sind und für welche Zwecke diese eingesetzt werden können; dies beeinflusst den Prozess erheblich.