Kirche findet Stadt
Mit dem ökumenischen Kooperationsprojekt "Kirche findet Stadt" wollen die evangelische und die katholische Kirche zusammen mit ihren jeweiligen Wohlfahrtsverbänden, Diakonisches Werk der EKD und Deutscher Caritasverband, die Rolle von Kirche in ihren unterschiedlichen Facetten als Akteur der integrierten Stadtentwicklung untersuchen und weiterentwickeln.
Ziel des Projekts
Mit dem ökumenischen Kooperationsprojekt "Kirche findet Stadt" wollen die evangelische und die katholische Kirche zusammen mit ihren jeweiligen Wohlfahrtsverbänden, Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband und Deutscher Caritasverband, die Rolle von Kirche in ihren unterschiedlichen Facetten als Akteur der integrierten Stadtentwicklung untersuchen und weiterentwickeln. An Referenzstandorten mit kirchlichen Initiativen in ganz Deutschland soll aufgezeigt werden, wie Stadtteilentwicklung bereits jetzt durch das Engagement der Kirchen unterstützt wird. Diese Praxiserfahrungen sollen auf Bundesebene durch eine gemeinsame Steuerungsgruppe und Transferstelle zusammengeführt und ausgewertet werden.
Aufgabe
Über ihre Arbeit im Gemeinwesen und als Träger von Diensten und Einrichtungen der sozialen und gesundheitlichen Versorgung sind die Kirchen mit den Stadtteilen und ihrer Bewohnerschaft wie auch mit den Kommunen weit über die im engeren Sinne kirchlichen Funktionen verbunden. Dies gilt auch und gerade für Stadtteile und Bewohnerschaften mit unterschiedlichen Problemlagen.
Zweifellos sind die Kirchen damit ein Schlüsselakteur in der Stadtentwicklung. Sie verfügen über ganz besondere Stärken durch ihre Verortung im Quartier, ihre Nähe zu den Bewohnern und ihren Bedürfnissen, ihre konkrete soziale Arbeit und nicht zuletzt durch die vielen Freiwilligen, die sich in den Gemeinden, Diensten und Einrichtungen engagieren. Allerdings werden die Kirchen nicht immer als solche Schlüsselakteure der Stadtentwicklung wahrgenommen; zum Teil sind sich die Kirchengemeinden und kirchlichen Institutionen dieser Rolle selbst nicht bewusst. Die in der sozialen Stadtteilentwicklung unter den Schlagworten "zivilgesellschaftliche Netzwerkbildung", "Sozialraumprinzip", Aktivierung von lokalem Engagement" oder "Verstetigung" besonders hervorgehobenen Ziele finden sich jedoch auch in strategischen Ansätzen der "Gemeinwesendiakonie" im evangelischen Bereich oder der "Sozialraumorientierung der Caritasarbeit" im katholischen Bereich wieder. Mit dem Projekt "Kirche findet Stadt" sollen diese Grundsätze für die Zusammenarbeit von Kirchen- und Bürgergemeinden, Haupt- und Ehrenamtlichen, Diakonie/Caritas und öffentlichen Akteuren bei der sozial-kulturellen Ausgestaltung von Wohn- und Lebensorten weiterentwickelt werden.
Umsetzung
Die Themen des Pilotprojekts betreffen alle Handlungsebenen und somit die kirchlichen Institutionen und Gliederungen von der Bundesebene der evangelischen und katholischen Kirche bzw. Verbände von Diakonie und Caritas bis zu den Kirchen-/Pfarrgemeinden vor Ort. Um die Praxiserfahrungen aus den Kirchengemeinden aufnehmen zu können, wurde im Rahmen des Pilotprojekts „Kirche findet Stadt“ im April 2011 ein bundesweiter Aufruf für "Referenzstandorte" gestartet, der mit 125 Interessenbekundungen eine unerwartet hohe Resonanz erzeugt hat. In den ausgewählten 24 Referenzstandorten und 12 Regionalknoten Übersicht (PDF, 51KB, Datei ist nicht barrierefrei) wurde im weiteren Projektverlauf das sozialräumliche und stadtentwicklungsbezogene Wirken der Kirchen in der Praxis untersucht. Die Regionalknoten dienen dabei auch der überlokalen Bündelung und Betrachtung kirchlicher Aktivitäten, während die 24 Referenzstandorte vor allem auf ihre umgebenden Quartiere ausgerichtet sind. Bemerkenswert ist auch, dass an immerhin vier Standorten in einem ökumenischen Ansatz beide großen Kirchen bzw. Caritas und Diakonie gemeinsam zusammenarbeiten. Das mit drei Regionalkonferenzen aufgebaute Netzwerk der Interessenten soll jedoch dauerhaft weitergeführt und kontinuierlich erweitert werden.
Die Steuerungsgruppe besteht aus Mitgliedern des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband (DD) und des Deutschen Caritasverbands (DCV). Sie übernimmt unter Beteiligung eines Expertenbeirats vielfältiger wissenschaftlicher, politischer und stadtentwicklungsfachlicher Vertreter(innen) und einer koordinierenden Transferstelle die inhaltliche Aufbereitung sowie die Einbindung des Projektes in die allgemeinen stadtentwicklungspolitischen Diskussionen.
Hierzu dient insbesondere die Veranstaltungsplattform. Mit Veranstaltungen, Fachtagungen und Vernetzungstreffen wird der Kirche findet Stadt -Ansatz unter Beteiligung von Experten aus Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Praxis und mit Unterstützung durch die evangelischen und katholischen Akademien zielgruppenübergreifend in eine breite Öffentlichkeit getragen. Im Veranstaltungsprogramm wurden z.B. folgende Themen aufgegriffen:
- Bedürfnisse der Menschen im Quartier - Anforderungen an die Kommunalpolitik
- Soziale Wohnungspolitik – Herausforderungen für Staat und Kommune, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
- Kommune und Kirche im urbanen Raum
- Inklusive Stadt und sozial gespaltene Stadt
- Sozialraumbezug kirchlicher Aktivitäten
- Verantwortung für eine wohnortnahe Grundversorgung. Soziale Infrastrukturen in ländlichen Regionen
- Bürger gestalten ihre Stadt – Kirche in neuen Bündnissen vor Ort
Als weitere Konsolidierung und Verankerung des "Kirche findet Stadt"-Ansatzes werden die Potenziale für die Umsetzung auf der Ebene der Bundesländer, Regionen und der kirchlich-verbandlichen Strukturen ausgelotet. Dazu finden im Herbst 2013 Strategiegespräche und Veranstaltungen auf Bundes- bzw. regionaler Ebene statt.