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In enger Abstimmung mit den zum Teil langjährigen BewohnerInnen wurde im Berliner Stadtteil Britz eine 1950er Jahre-Siedlung umfassend saniert und modernisiert, um dem veränderten Wohnungsmarkt gerecht zu werden.
Kontext
Quelle: Tina Hörmann
Die Wohnanlage wurde 1954 am Neumarkplan in Berlin (3,38 Mio. Einwohner) -Britz mit hohen städtebaulichen Qualitäten errichtet. Dem damaligen Leitbild einer „städtischen Nachbarschaft“ entsprechend, wurden die fünfzehn dreigeschossigen Häuser mit insgesamt 396 Wohneinheiten, zwischen parkartigen Freiflächen und Mietergärten angeordnet. Da die Gebäude mittlerweile einen schlechten Bauzustand aufwiesen, minderen Ausstattungsstandard und Wärmeschutz bzw. unzureichende Heizung hatten und mit ausschließlich 2-Zimmerwohnungen nicht mehr zeitgemäß waren, nahm der Leerstand zu und die Stammbewohner zogen nach und nach aus.
Um die ruhig gelegene Siedlung mit guter Infrastruktur und Grünversorgung langfristig zu erhalten und die Vermietbarkeit sicherzustellen, beauftragte die DKB - Berlin-Brandenburgische Wohnungsgesellschaft mbH im Mai 2001 das Büro „Baufrösche“ als Generalplaner mit der Erarbeitung eines umfassenden Erneuerungs- und Umbaukonzeptes. Dabei spielte neben den wohnungswirtschaftlichen und bautechnischen Aspekten vor allem auch die Frage der Kostenminimierung - bei hoher architektonischer und städtebaulicher Qualität - eine wichtige Rolle. Die meist seit langem hier wohnenden MieterInnen, die in den meisten Fällen nur über ein eher geringes Einkommen verfügten, sollten auch nach der Sanierung gehalten werden. Gleichzeitig bestand aber die Absicht, auch neue Bewohnergruppen, insbesondere junge Familien, zu gewinnen.
Unter Beteiligung der BewohnerInnen wurden die Umsiedlung und der Bauablauf aufeinander abgestimmt und optimiert. Die Bauzeit für ein Gebäude betrug nur 3 Monate. In dieser Zeit wurden die MieterInnen innerhalb der Wohnanlage in vorhandene Leerstände umgesetzt - so blieben sie Teil und Beteiligte des Erneuerungsprozesses, die Kinder mussten nicht die Schule wechseln, die Nachbarschaften und das soziale Umfeld blieben erhalten.
Seit Herbst 2002 wurde ein Gebäude nach dem anderen nach dem aktuellen ökologischen Standard saniert und umgebaut. Dazu wurden einerseits die haustechnischen Anlagen, die Wärmedämmung in Außenwand, Keller und Dach sowie die Eingangsbereiche modernisiert. Andererseits wurden einige der kleinen 2-Zimmerwohnungen zusammengelegt um ein breiteres Wohnungsangebot zu schaffen. Die Fensteröffnungen wurden vergrößert und differenziert, neue geräumige Balkone sowie Wintergärten angebaut. Durch die markanten Veränderungen an der Gebäudehülle und im Wohnungsumfeld bekam die Siedlung ein neues, zeitgemäßes Gesicht. Durch einen Planungs- und Bauprozess im „Bauteam“ mit einem Bauunternehmen konnten die Kosten mit 575 Euro/m2 Wohnfläche sehr niedrig gehalten werden.
Das Freiraumkonzept führte zu einer konsequenten Aufwertung der wohnungsnahen Bereiche. Durch die Kombination von Terrassen und Gärten, die über die Erdgeschosswohnungen zugänglich sind, mit neu gestalteten Aufenthaltsbereichen und Spielplätzen konnte der Gedanke der „städtischen Nachbarschaft“ im Quartier neu interpretiert werden. Die Autostellplätze wurden so angeordnet, dass sie die Qualität der Freibereiche nicht beeinträchtigen.
Dieses Projekt zeigt den grundlegenden und zugleich sozialverträglichen und preisgünstigen Umbau einer typischen Wohnsiedlung der 1950er Jahre. Unter Einbeziehung und mit Rücksicht auf die verbliebenen BewohnerInnen wurden die Bausubstanz und das Wohnungsangebot dem technischen Standard und dem Markt angepasst. So konnten durch differenzierte Maßnahmen die hohen städtebaulichen Qualitäten der Wohnanlage langfristig erhalten werden.