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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Berlin „Hellersdorf“

In Berlin-Hellersdorf ist die Aufgabe der Fertigstellung eines großen Neubaugebietes für eine städtebaulich tiefgreifende und zugleich ökologisch anspruchsvolle Weiterentwicklung einer industriell errichteten Großwohnsiedlung genutzt worden.

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Begrünte Wegeverbindung im Blockinnenbereich Quelle: STADT UND LAND

Zur Zeit der deutschen Vereinigung war Hellersdorf baulich und verwaltungstechnisch noch ein junger Stadtbezirk und hatte eine besonders junge Bevölkerung. In rund 43.000 "Plattenbau-Wohnungen" lebten etwa 100.000 Menschen mit einem Durchschnittsalter von nur 28 Jahren. Ein Drittel war jünger als 18 Jahre.

Die Großwohnsiedlung war zu DDR-Zeiten nicht mehr fertig gestellt worden: Zwar war ein großer Teil der Wohngebäude, Kindergärten, Schulen und Geschäfte errichtet, aber auf nahezu allen Baufeldern zeigten sich noch unvollendete Baustellen. Mit dem vorgesehenen Stadtteilzentrum war überhaupt noch nicht begonnen worden, das Wohnumfeld lag weitgehend brach.

Vor diesem Hintergrund ist von 1992 bis 1994 die ökologisch orientierte Stadtteilentwicklung als Modellvorhaben im Forschungsfeld „Städtebauliche Weiterentwicklung großer Neubaugebiete in den neuen Bundesländern“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ gefördert und ausgewertet worden.

Die Strategie der ökologischen Weiterentwicklung der in industrieller Bauweise errichteten Großwohnsiedlung Hellersdorf wurde 1996 von der Habitat-Konferenz als Best-Practice-Projekt anerkannt.

Projektbeschreibung

Blick auf den Blockinnenbereich mit neu gestalteter Fassade im Hintergrund Quelle: STADT UND LAND

Der unfertige Status des Neubaugebietes bot die Chance für die ökologisch orientierte Weiterentwicklung. Die Berliner Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr entwickelte zusammen mit der Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf mbH (WoGeHe) einen Projektansatz, der 1992 startete.

Bewertungsgrundlage war die Ermittlung der ökologischen Ausgangssituation, die als umfassende Informationsgrundlage für künftige Maßnahmen und Projekte der Stadtteilentwicklung diente.

Auf die Grundlagenermittlungen folgten Befragungen der Bewohner. Sie gaben Aufschluss über das Umweltverhalten und die Mitwirkungsbereitschaft.

Für die Umsetzung solcher Projekte kam der WoGeHe, mit rund 38.000 Wohnungen die größte Wohnungseigentümerin im Stadtteil, eine bedeutende Rolle zu. Die ökologisch orientierte Gestaltung der Großwohnsiedlung wäre jedoch nicht ohne die Hellersdorfer Bevölkerung möglich gewesen. Die Senatsverwaltung und die WoGeHe setzten daher von Anfang an auf eine breit angelegte Beteiligung. Die Bewohner wurden mit Planungszeitungen, Presseartikeln, Zeitungsanzeigen, Plakaten usw. ausführlich und regelmäßig über den Fortgang der Arbeiten informiert.

In Beteiligungsgremien auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen konnten die Bewohner für Entwicklungen und insbesondere für ökologische Belange im Stadtteil sensibilisiert werden.

Es entwickelte sich eine weitreichende Bürgerbeteiligung, mit deren Hilfe umsetzungsorientierte Konzepte und Projekte zur umweltverträglichen Abfallbeseitigung, zur Freiraumentwicklung, zur Gestaltung der Stadtkanten und zur ökologischen Beratung laufender Investitionsvorhaben entwickelt werden konnten.

Vor allem die Vereine und Initiativen aus dem Natur- und Umweltschutz wurden bei zahlreichen Projekten zu wichtigen Partnern. So entwickelte sich das „Umweltforum“ schnell zu einer bedeutenden Stadtteilinstitution für die Bewohnerinformation und den Dialog zwischen den Beteiligten. Das „Ökomobil“ ermöglichte die Präsenz an vielen unterschiedlichen Standorten; dieses mobile Informationszentrum erreichte die Menschen vor Ort. Mit einem regelmäßig wiederkehrenden „Umweltfest“ konnten Informationen und Diskussionen zu ökologischen Themen in einem unterhaltsamen Rahmen vermittelt werden.

Zum damaligen Zeitpunkt hatte das flächendeckende Abfallkonzept mit Getrenntmüllsammlung und Sperrmüllentsorgung noch einen besonderen Stellenwert. Zwischenzeitlich sind diese Bausteine weitgehend etabliert. Darüber hinaus sind weitere ökologische Maßnahmen realisiert worden; sie reichen vom Einsatz umweltverträglicher Baustoffe und Recycling von Abbruchbauteilen über regenerative Energien bis zur lokalen Regenwasserversickerung, Flächenentsiegelung, Renaturierung von Wasserläufen und Mehrfachnutzung von Flächen.

Zu den herausragenden umweltrelevanten Projekten in der Hellersdorfer Stadtteilentwicklung gehört die ökologische Mustersanierung von zunächst 196 Wohnungen im nördlichen Kienberg-Viertel, deren Ergebnisse Grundlage für die Sanierung der restlichen 1.200 Wohnungen im Quartier waren. Des Weiteren ist die ökologische Umgestaltung von Schul- und Wohnhöfen, etwa im Schweriner Hof und in der 9. Grundschule, sowie die Entwicklung des Regionalen Grünzugs "Wuhletal" zu nennen.

Projektchronologie

JahrEreignis
1981Baubeginn der Großwohnsiedlung
1986Gründung des Stadtbezirks Hellersdorf
1991Beginn der Wohnumfeldverbesserung
1992 Gründung des Umweltforums
1992 bis 1994Modellvorhaben im Experimentellen Wohnungs- und Städtebau
1993 Beginn umfassender Gebäudemodernisierung
1993 bis 1995Städtebauliche Rahmenplanung
1996Auswahl als Best-Practice-Projekt für die Weltsiedlungskonferenz HABITAT II
1998Beginn des ökologischen Pilotprojektes im Kienberg-Viertel
1998Rathausbau im neuen Stadtteilzentrum
2000Einrichtung eines Naturschutzzentrums

Ziele

Vegetation im Innenhof Quelle: STADT UND LAND

  • Entwicklung und Erprobung städtebaulicher Konzepte zur Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen in großen Neubaugebieten der neuen Bundesländer
  • Ökologische Ausrichtung der Stadtteilentwicklung
  • Herausbildung eigenständiger Stadtquartiere
  • Kinder- und familienfreundliche Wohnumwelt

Maßnahmen

Blick auf die Mietergärten der Erdgeschosswohnungen Quelle: STADT UND LAND

  • Ermittlung der ökologischen Ausgangssituation
  • Umweltverträgliches Abfallentsorgungskonzept
  • Ökologisch orientierte Außen- und Freiraumgestaltung
  • Ökologische Investitionsberatung
  • Bürgerbeteiligung
  • Umweltforum
  • Ökomobil
  • Umweltfest
  • Intervallbefragung
  • Ökologische Gebäudesanierung
  • Breite Öffentlichkeitsarbeit

Innovationen

Begrünte Außenanlage mit angelegtem Teich Quelle: STADT UND LAND

Obwohl sich zwischenzeitlich verschiedene Rahmenbedingungen im Bereich der Wohnungsnachfrage und Wohnungsbestandsauslastung verändert haben, kann die konsequente ökologische Ausrichtung der stadtteilbezogenen Konzepte und Prozesse im Rahmen des Modellvorhabens Berlin-Hellersdorf auch heute noch als wegweisend gelten. Die Stadtteilentwicklung wurde als umfassende und gebietsbezogene Querschnittsaufgabe erkannt, die bei allen sektoralen, teilräumlichen und prozessbezogenen Entscheidungen und Maßnahmen zu bewältigen ist.

In Hellersdorf konnte nicht zuletzt mit Hilfe einer breit angelegten Bürgerbeteiligung frühzeitig nachgewiesen werden, dass bauliche und technische Modernisierungsmaßnahmen im Wohnungsbestand und umfassende Begrünungen der Frei- und Gebäudeflächen zügig und in großem Umfang, wirtschaftlich tragbar und ökologisch wirksam realisiert werden können. So haben diverse Pilotprojekte frühzeitig Vorbildfunktion für andere Großwohnsiedlungen erlangt.

Quellen

  • Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.): Städtebauliche Entwicklung großer Neubaugebiete in den neuen Bundesländern und Berlin-Ost. Forschungsvorhaben des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus. – Bonn 1996
  • Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.): ExWoSt-Informationen zum Forschungsfeld „Städtebauliche Entwicklung großer Neubaugebiete“ Nr.1 (1991), Nr.2 (1992), Nr.3 (1993), Nr.8.4 (1994), Nr. 8.5 (1996)
  • Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.): Große Neubaugebiete. Themenheft. = Informationen zur Raumentwicklung, Bonn (1994), Heft 9
  • Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.): Großsiedlungsbericht. – Bonn 1994

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/9RjWhGFdEw82

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 12619 - Ort: Berlin - Straße: Auerbacher Ring.

Letzte Änderung: 02.08.2017