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In Berlin-Marzahn wurde ein zentral gelegenes Doppel-Hochhaus komplett saniert. Es verfügt seither über verbesserte Grundrisse und die größte Photovoltaikanlage an einem Wohngebäude in Europa. Darüber hinaus bietet ein Concierge-Team diverse Dienstleistungen an und sorgt für mehr Sicherheit.
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Kontext
Quelle: Tina Hörmann
Im Nordosten von Berlin entstand ab 1976 eine Großwohnsiedlung mit rund 60.000 Wohneinheiten. Die in Plattenbauweise errichtete Siedlung besteht in der Mehrzahl aus 10- bis 11-geschossigen Großblöcken, in den Randbereichen aus 5- bis 6-geschossigen Gebäuden. Im Stadtteilzentrum am "Helene-Weigel-Platz" prägen Doppelhochhäuser mit mehr als 20 Geschossen das Stadtbild. Bautechnischer Sanierungsbedarf, die allgemein veränderte Nachfrage am Wohnungsmarkt, die Zunahme von Wohnungsleerstand und soziale Probleme innerhalb der Siedlung bewegten die Wohnungsbaugesellschaft Marzahn mbH dazu, in den Jahren 1994-2000 in eine grundlegende Erneuerung der Gebäude zu investieren.
Die 22 bzw. 25 Geschosse umfassenden Doppel-Wohnhochhäuser am "Eingang" der Siedlung sind von besonderer städtebaulicher Bedeutung, da in den unteren Geschossen (EG und 1. OG) Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen integriert sind. Ihre Sanierung hat daher eine Signalfunktion für die Erneuerung des Gesamtsiedlung, die zur sozialen Stabilisierung und Aufwertung des Quartiers beitragen soll.
Der Umbau beinhaltete eine Erneuerung der gesamten Haustechnik. Außerdem wurden die Loggiawände und -brüstungen instand gesetzt und hinterlüftete, vorgehängte Fassadenelemente angebracht. Um bei der Erneuerung der Gebäude ein sichtbares Zeichen für die Verwendung von innovativen Technologien zu setzen, wurden an der 70 m hohen Südfassade des Hauses Helene-Weigel-Platz 6/7 auf einer Fläche von 426 m² Modulplatten mit Photovoltaik-Elementen angebracht. Diese ersetzen die konventionellen Fassadenplatten und produzieren jährlich rund 25.000 kWh Solarstrom. Dieser wird ins öffentliche Netz eingespeist, nach dem Energieeinsparungsgesetz (EEG) vergütet und mit dem Energiebedarf für Aufzüge, Lüftung, Beleuchtung etc. verrechnet. Dadurch reduzieren sich die Betriebskosten der BewohnerInnen.
Des Weiteren wurden die Eingangsbereiche der Häuser umgebaut und Empfangstresen für einen "Concierge"-Dienst eingerichtet. Das Concierge-Team bietet den Hausbewohnern verschiedene Serviceleistungen an (Schlüsselaufbewahrung, Botendienste, Haustier- und Blumenpflege bei Abwesenheit, Paketannahme, Faxdienst etc.) und überwacht 24 Stunden täglich die Hauseingänge, Aufzüge, Treppenhaus- und Flurbereiche und das Hausumfeld. Diese Maßnahmen sollen die Identifikation der BewohnerInnen mit der Anlage erhöhen, der Anonymität in den Hochhäusern begegnen und Vandalismus und Kriminalität verhindern.
Seit Anfang des Jahres 2002 werden im Rahmen eines Nachinvestitionsprogrammes auf Mieterwunsch auch Grundrissänderungen in einzelnen Wohnungen vorgenommen, um den Wohnwert zu erhöhen und an die individuellen Ansprüche der Mieter anzupassen. Die Wohnungsbaugesellschaft Marzahn rechtfertigt die Kosten mit der "Nachhaltigkeit der Aufwendungen", denn sie setzt die bautechnische Lebensdauer der Gebäude mit weiteren 50 bis 60 Jahren an.
In diesem Projekt wurde städtebaulich wichtiger Gebäudebestand erneuert und durch das Serviceangebot und die Sicherheitsmaßnahmen aufgewertet. Dieser integrierte Ansatz schafft die Möglichkeit zur zukunftsorientierten Bewirtschaftung von Hochhausbeständen. Die Verbindung von baulich-ökologischen, städtebaulichen und sozialen Aspekten kann beispielhaft für den Umgang mit ähnlichen Wohngebieten sein.