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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Bitterfeld-Wolfen „Wasserfront“

Am neuen See im Goitzsche-Tagebau ist auf zwei Kilometer Länge eine Wasserfront mit Promenade, Molen, Hafen und gemischten Baufeldern entstanden, – ein neues Angebot für die Stadtbevölkerung, für Wassersport und Tourismus

Kontext

Neues Wohnen in der Hafenvorstadt Quelle: bgmr Landschaftsarchitekten

Bitterfeld-Wolfen (ca. 45.200 Einwohner, 2010) war Jahrzehnte durch Bergbau und Chemieindustrie geprägt. Bis in die 1990er Jahre befand sich Bitterfeld in einer großindustriellen Zangensituation: Im Westen Chemieindustrie und Güterbahnhof, auf der Ostseite der Braunkohletagebau. Damit stand nicht weniger als die Herausforderung einer umwelt- und stadtverträglichen Reparatur einer Industrie- und Bergbauregion auf der Tagesordnung. Neue Impulse für die Stadtentwicklung in Bitterfeld-Wolfen brachten Mitte der 1990er Jahre ein großer Gewerbepark sowie das Ende des Bergbaus und die Rekultivierung der Braunkohlelandschaft. Durch die Flutung der Tagebaurestlöcher entstand der „Große Goitzschesee“. Aus dem ehemaligen Braunkohletagebau „Goitzsche“ wurde sukzessive eine Natur- und Wasserlandschaft mit 25 km² Wasseroberfläche.

Projektbeschreibung

Blick auf Aussichtsmole Quelle: bgmr Landschaftsarchitekten

Ausgangspunkt für das Projekt „Bitterfelder Wasserfront“ war ein durch die EXPO 2000 in Sachsen-Anhalt ausgeschriebener Gestaltungswettbewerb. Neben der ökologischen Sanierung der Bergbaufolgelandschaft sollte in Bitterfeld-Wolfen eine Standortverbesserung für Tourismus und Freizeit erreicht werden. Das Wasserfront-Projekt wurde durch den Zweckverband „Bergbaufolgelandschaft Goitzsche“ initiiert und mit verschiedenen Partnern umgesetzt. Projektträger ist die Stadt Bitterfeld-Wolfen.

Schlüsselmaßnahme für die städtebauliche Entwicklung ist die Ufergestaltung am neuen Goitzsche-Sees. In fußläufiger Entfernung vom Stadtkern Bitterfelds wurde der Seeuferbereich landschafts- und städtebaulich neu gestaltet. Das Rückgrat der Wasserfront bildet eine 2.000 Meter lange Uferpromenade, die sich vom Stadtrand bis zum wassertouristischen Zentrum mit Marina erstreckt. Stadtseitig bilden das Wohnquartier Hafenvorstadt und das neue Hafenbecken mit Festplatz den Auftakt der Promenade. Am Hafen und am gegenüberliegenden Ende der Promenade entstanden Molen, die in den See hinein ragen. Dadurch sind diverse Wassersportarten und andere Freizeitnutzungen möglichen.

Das wassertouristische Zentrum im Bereich Große Mühle/Bernsteinvilla, am östlichen Ende der Wasserfront besteht aus einer Marina mit 100 Liegeplätzen für Segelboote, Hafenmeisterei und Serviceeinrichtungen. Gastronomie und Hotel ergänzen das Angebot. Ein ehemaliges Wasserwerk nahe der Promenade wurde zum Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum umgestaltet. Der Pegelturm an der Muldemündung, nordöstlich der Wasserfront, ist Aussichtsturm und Landmarke. Ein Rundweg erschließt den Goitzschesee und seine Badestrände für die Stadtbewohner und Touristen.

Der größte Teil (88 %) der Gesamtaufwendungen für das Wasserfront-Projekt wurde aus dem Bund-Länder-Programm Gemeinschaftsaufgabe (GA) „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ finanziert. Der Förderzweck der eingesetzten GA-Mittel ist auf die touristische Entwicklung ausgerichtet. Damit sind die städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeiten der Baufelder an der Wasserfront begrenzt. So sind Nutzungen wie Dauerwohnen oder städtische Gemeinschaftseinrichtungen nicht förderfähig. Dies erschwert die städtebaulich-funktionale Anbindung an das Stadtzentrum.

Gleichwohl waren im Jahr 2012 die meisten Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur und des öffentlichen Raums umgesetzt. Auch der Wohnungsbau in der Hafenvorstadt war in Gang gekommen. Die Freizeit- und Erholungsangebote werden gerne genutzt. So wurden bereits im Jahr 2009 etwa 450.000 Tagesbesucher gezählt. Für die künftige Weiterentwicklung bestehen entlang der Promenade weitere Raumpotenziale für Geschäfte im Freizeit- und Tourismusbereich. Weiterhin sind nördlich der Wasserfront Baufelder für einen Sport- und Freizeitpark und Wohnungsbau vorgehalten.

Projektchronologie

JahrEreignis
1996Gestaltungswettbewerb im Rahmen der EXPO 2000 Sachsen-Anhalt
1999Beginn der Tagebau-Flutung
2000Errichtung des Pegelturms
2001Auszeichnung des Projekts „Kulturlandschaft Goitzsche“ mit dem EDRA/PLACE AWARD (Kategorie Planung, Design im Bereich der Umwelt- und Landschaftsgestaltung)
2005Fertigstellung der Uferpromenade; Ankauf der Goitzsche durch die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbaufolgelandschaft mbH; Freigabe des Gewässers; Bau des Segelboothafens
2006Eröffnung der Wasserfront
2009Städtebaulicher Wettbewerb „Zwischen Stadtkern und Stadthafen Bitterfeld“
2010Baubeginn im Wohnquartier am Stadthafen

Ziele

  • Ökologischer Transformation im Braunkohletagebau
  • Öffnung und urbane Gestaltung des Seeufers
  • Verbindung von Stadt und See
  • Entwicklung eines Zentrums für Freizeit, Sport und Erholung

Maßnahmen

Der neue Segelboothafen mit schwimmender Bühne und der Villa Bernstein Quelle: bgmr Landschaftsarchitekten

  • Flutung der Tagebaurestlöcher
  • Bebauungsplanverfahren
  • Kooperativer, städtebaulicher Realisierungswettbewerb
  • Ufersicherung und Anlage zweier Aussichtsmolen
  • Uferpromenade, Parkplätze, öffentliche Grünflächen und Badestellen
  • Sportboothafen mit 100 Wasser- und 40 Landliegeplätzen, Hafenmeisterei und Service
  • Anlage eines Uferrundweges
  • Errichtung des Pegelturms
  • Umgestaltung des Wasserwerkes zum Fortbildungshaus
  • Wohnungsneubau

Innovationen

Stadthafen mit Festplatz und Mole im Hintergrund Quelle: bgmr Landschaftsarchitekten

Das Wasserfront-Projekt ist ein zentraler Beitrag zur umwelt- und nutzungsorientierten Umgestaltung einer ganzen Bergbaufolgelandschaft. Durch die Verknüpfung von Landschaftsgestaltung, Tourismus, Ökologie und Kultur konnten die Standortbedingungen deutlich verbessert werden. Die neue Marina und die angelagerten Nutzungen beleben das Areal und bilden einen wichtigen Nukleus für die weitere städtebauliche Entwicklung.

Quellen

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/asamHtTjjm82

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 06749 - Ort: Bitterfeld-Wolfen - Straße: Bernsteinweg.

Letzte Änderung: 10.05.2017