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Eine Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) betreibt die Aufwertung des "Bermuda3Eck" genannten Stadtquartiers. Mit den ISG-Strukturen entstand aus lockeren und einzelfallbezogenen Formen der Zusammenarbeit eine verbindliche und nachhaltige Kooperationen.
Kontext
Quelle: ISG Bermuda3Eck e.V. in Bochum
Das sogenannte Bermuda3eck ist ein „gewachsenes“ Geschäfts- und Kneipenviertel in Bochum (EW 383.700). Es ist durch langjährige Kooperation zwischen Wirtschaft und öffentlicher Hand gekennzeichnet und wird vor allem durch Gastronomie, Handel und Dienstleister geprägt. 320 Unternehmen und Freiberufler geben insgesamt 1.500 Menschen Arbeit. Das Bermuda3Eck ist mit ca. 4 Millionen Gästen im Jahr ein überregionaler Besuchermagnet.
Die Entwicklung des Viertels gab in den vergangenen Jahren in nutzungsstruktureller, gestalterischer und sozialräumlicher Hinsicht Anlass zur Sorge. Verschiedene Initiativen wie der Initiativkreis Bermuda3Eck e.V., der Arbeitskreis Bermuda3Eck, die Projektgruppe „Sicherheit/Ordnung/Sauberkeit“ und die Projektgruppe „Drogen“ haben seit Jahren wesentliche Ansätze zur Kooperation und zur gezielten Entwicklung des Quartiers angestoßen und Projekte umgesetzt. Allerdings stießen ihre Aktivitäten an Grenzen. Infolge dessen schlossen sich die Verantwortlichen des Viertels im Rahmen einer Immobilien- und Standortgemeinschaft neu zusammen.
Um das sogenannte Bermuda3Eck nachhaltig zu stabilisieren und aufzuwerten haben Grund- und Immobilienbesitzer, Gewerbetreibende, Freiberufler sowie öffentliche Planungsträger eine Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) gegründet.
Die ISG Bermuda3Eck ist als eingetragener Verein organisiert. Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder liegt inzwischen bei über 70. Der Vorstand ist mit je zwei Immobilieneigentümern und Gewerbetreibenden besetzt. Ein zehnköpfiger Rat unterstützt das Projekt. Er berät und entschiedet gemeinsam mit dem Vorstand wichtige Vereinsangelegenheiten. Der Rat besteht aus Vertretern der Industrie- und Handelskammer (IHK) im mittleren Ruhrgebiet zu Bochum, des Einzelhandelsverbands Ruhr-Lippe e.V., der Stadt Bochum, des Landes Nordrhein-Westfalens und der Wirtschaft. Für die Umsetzung der Ziele und Maßnahmen sind eine Projektleiterin und ein Projektkoordinator verantwortlich.
Die Zusammenarbeit von Grund- und Immobilienbesitzern mit den öffentlichen Planungsträgern wird in Form einer Entwicklungsvereinbarung geregelt. So werden öffentliche und private Akteure in ein Aktionsprogramm zur Aufwertung des Quartiers eingebunden. Die Entwicklungsvereinbarung stellt einen verbindlichen Rahmen über Verantwortungs-, Entscheidungs- und Finanzstrukturen des Projekts dar. Eigenverantwortung und selbstbestimmtes Handeln sind leitende Motive dieser Vereinbarung. Die auszuführenden Projekte bilden das Kernstück. Sie werden durch die ISG verwirklicht. Es handelt sich dabei um bedarfsorientierte Projekte in den Bereichen Stadtgestaltung/Architektur, Marketing/Kommunikation/Veranstaltungen, Sicherheit, Sauberkeit und Coaching/Beratung/Information.
Eine konkrete Maßnahme war die Einrichtung eines Treffpunkts im Stadtviertel als Anlaufpunkt für alle Mitglieder und Besucher, dem sogenannten „Bermuda Infopoint“. Weitere Projekte waren die Laternenreinigung, Einrichtung einer Parkhaltebucht, Verlegung eines Taxistands und die Installation von zusätzlichen Fahrradständern. Ein Planungsbüro wurde mit der Erstellung eines neuen Licht- bzw. Beleuchtungskonzepts beauftragt.
Die ISG Bermuda3Eck war von 2004 bis 2006 ein Modellprojekt im nordrhein-westfälischen Förderprogramm „Immobilien- und Standortgemeinschaften (ISG)“. Es wurde über zwei Jahre durch das Land Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von 60 % finanziert. 30 % wurden durch Mitgliedsbeiträge generiert, 10 % trug die Stadt Bochum. Darüber hinaus ist die ISG auf die Akquise zusätzlicher Partner und Sponsoren angewiesen. Nach Ablauf der Förderung finanziert sich der Verein ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Sponsorengelder.
Besonderes Markenzeichen ist die im Rahmen der ISG entstandene Entwicklungsvereinbarung. Sie ist ein neues Instrument im Rahmen der Public Private Partnership und strebt eine gemeinsame, kooperative oder arbeitsteilige Aufgabenerfüllung von öffentlichen und privaten Akteuren an. Mit fest vereinbarten Zielen wird eine gebietsbezogene Steuerung möglich.
Die Aufenthaltsqualität und Attraktivität des Bermuda3Ecks wurde durch städtebauliche Maßnahmen und eine hochwertige Angebotsstruktur gesteigert. Ebenfalls konnte der Wert der einzelnen Gebäude und Grundstücke bzw. die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gesichert werden.
Auf diese Weise wurde eine für alle Projektbeteiligten attraktive und wirtschaftliche Perspektive im Quartier ermöglicht, bei der die Belange von Haus- und Grundeigentümern nicht im Widerspruch zu den wirtschaftlichen Interessen der Gewerbetreibenden und Freiberufler stehen.