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Im gründerzeitlichen Wohnquartier Bremerhaven-Lehe haben anhaltend hohe Bevölkerungsverluste und insbesondere der Rückgang der Geburten zu einer Unterauslastung der Grundschulen geführt. Im Rahmen einer umfassenden Schulentwicklungsplanung wurde eine Neuordnung der Grundschulen vorgenommen, die den Abriss eines Schulgebäudes und die Nachnutzung der Fläche als Quartiersplatz ermöglichte. Gleichzeitig wurde ein anderer Schulstandort baulich und pädagogisch konzeptionell aufgewertet, ein weiterer zu einem soziokulturellen Zentrum umgenutzt.
Kontext
Quelle: Stadt Bremerhaven
Die Stadt Bremerhaven (116.000 Einwohner) weist aufgrund einer wirtschaftlichen Strukturkrise anhaltend hohe Einwohnerverluste auf, die allein in den letzten zehn Jahren über 10 Prozent betrugen. Die Einwohnerrückgänge konzentrieren sich auf Großwohnsiedlungen am Stadtrand und Gründerzeitquartiere, u.a. den Ortsteil Lehe. Der Ortsteil hat knapp 7.400 Einwohner, ist durch eine gründerzeitliche Blockrandbebauung geprägt und weist die höchste bauliche Dichte aller Bremerhavener Ortsteile auf. Er verzeichnet die höchsten Anteile Arbeitsloser und Transfergeldempfänger in Bremerhaven sowie eine erhebliche Konzentration von Migranten. Der Wohnungsleerstand stieg auf über 16 % an. Trotz städtebaulicher Sanierungsmaßnahmen und aktueller Aktivitäten im Förderprogramm URBAN II ist die Investitionsbereitschaft der Hauseigentümer gering. Vor diesem Hintergrund konzentrierte sich die Bremerhavener Umbaustrategie auf die Verbesserung der Freiraumsituation und der sozialen Infrastruktur.
Im gründerzeitlichen Wohnquartier Bremerhaven-Lehe sah der „Masterplan Lehe“ einzelne Maßnahmen im Bereich der vorhandenen Schulinfrastruktur vor. Mithilfe des ExWoSt-Forschungsfeldes Stadtumbau West konnten mehrere dieser Maßnahmen umgesetzt werden. Die Deichschule wurde aufgegeben und abgerissen, so dass auf der frei geräumten Fläche ein Quartiersplatz errichtet werden konnte. Die Gestaltungskonzeption des Quartiersplatzes wurde in Beteiligungsverfahren mit jungen und alten Bewohnern des Ortsteils erarbeitet.
Die bisherige Nutzung der Theodor-Storm-Schule musste aufgegeben werden. In ihren Räumen entstand ein „Haus der Familie, Arbeit und Kultur“, das soziale Einrichtungen, aber auch Kulturschaffende und Existenzgründer beherbergt. Ebenso erfolgte die Weiterentwicklung des Standortes Zwingli-Schule. Seit Ende der 1980er Jahre teilte sich die Zwingli-Schule auf die beiden Standorte „Zwingli 1“ und „Zwingli 2“ auf. Die „Zwingli 1“ wies massive Mängel im baulichen wie räumlich-funktionalen Bereich auf und der Sanierungsaufwand wurde als „nicht mehr vertretbar“ eingestuft. Die Raumstruktur des „Zwingli-2-Gebäudes“ eignete sich hingegen weiterhin für den Schulbetrieb. Eine Sanierung dieses Schulgebäudes wurde daher als sinnvoll angesehen und vorgenommen.
Die Konzentration des Schulstandortes Zwingli-Schule auf ein Gelände leistet einen wesentlichen Beitrag zur Qualifizierung des Schulstandortes Lehe. Die Zwinglischule (Grundschule) und die benachbarte Schule am Leher Markt (Gesamtschule) werden beide seit dem Schuljahr 2006/07 als Ganztagsschulen geführt. In einem offenen Schulverbund werden beispielsweise Küche und Mensa gemeinsam betrieben. Eine trennende Straße wurde aufgehoben und die beiden Schulhöfe durch eine Neugestaltung zusammengefasst. Als Angebotserweiterung finden neben den schulischen Angeboten an beiden Schulen zudem offene Nachmittags- und Ferienprogramme statt. Durch die räumliche Zusammenführung wird somit auch die soziokulturelle Arbeit für den Stadtteil gemeinsam weiterentwickelt.
Aufnahme von Bremerhaven in das ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West
2003
Start der Planungen für eine Neuordnung der Schulen in Lehe
2005
Leerzug der Grundschule Deichstraße
2006
Rückbau der Grundschule Deichstraße, Beteiligungsverfahren für den Quartiersplatz, Fertigstellung des Anbaus der Zwingli-Schule am verbleibenden Standort
2007
Fertigstellung des Quartiersplatzes, Fertigstellung des Schulhofs Zwingli-Schule, Fertigstellung des Hauses der Arbeit, Familie und Kultur in der ehemaligen Theodor-Storm-Schule
Die Neuordnung des Schulbestandes im Rahmen des Stadtumbaus eines von Einwohnerrückgang und abnehmenden Geburtenzahlen geprägten Gründerzeitwohnquartiers wirkt als erfolgreiche kommunale Strategie zur Aufwertung eines Wohngebietes. Die Maßnahmen erbrachten vielfältige Qualitätsgewinne für das Quartier. Durch den Abriss eines Schulgebäudes entstand ein attraktiver Quartiersplatz und durch Umbau- bzw. Anbaumaßnahmen anderer Schulgebäude wurde Raum für verbesserte Schulangebote und ein soziokulturelles Zentrum geschaffen. Diese Maßnahmen leisten einen Beitrag dazu, die Wohnqualität des Quartiers zu steigern und damit Bewohner zu halten sowie neue Einwohner zu gewinnen.