Alle Neuigkeiten im Blog Mehr erfahren

Nationale Stadtentwicklungspolitik

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Die auf dieser Website verwendeten Cookies dienen ausschließlich der technischen Bereitstellung und Optimierung des Webangebotes. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Navigation und Service

Bremerhaven-Lehe „die theo“

In Bremerhaven-Lehe wurde eine ehemalige Schule zu einem Haus der Familie, Arbeit und Kultur umgenutzt. In dem Jugendstilgebäude sind nun unter dem Titel „die theo“ vielfältige soziale und kulturelle Hilfsangebote für das Altbauquartier untergebracht.

Kontext

Die Stadt Bremerhaven (113.000 Einwohner, Stand: 2010) verzeichnete über viele Jahre Bevölkerungsrückgänge. Diese beliefen sich zwischen 2000 und 2007 insgesamt auf 4 %, mit Schwerpunkten in den Großwohnsiedlungen und Gründerzeitquartieren. Zu diesen gehört der Ortsteil Lehe-Goethestraße. Er weist mit knapp 7.400 Einwohnern die höchste Dichte aller Bremerhavener Ortsteile auf. Der Ortsteil verzeichnet zudem die höchsten Anteile Arbeitsloser und Transfergeldempfänger in Bremerhaven sowie eine erhebliche Konzentration von Migranten. Der Wohnungsleerstand stieg seit der Jahrtausendwende deutlich an und betrug 2006 rund 16%. Die Investitionsbereitschaft der Eigentümer ist weiterhin gering. Vor diesem Hintergrund laufen seit Jahren Sanierungs- und Stadtumbaumaßnahmen. Die Stadt Bremerhaven konzentriert erhebliche Ressourcen auf die Anpassung der öffentlichen Infrastruktur. Infolge rückläufiger Schülerzahlen wurden im Ortsteil Lehe auch Schulstandorte aufgegeben. Um eine weitere Brache im Stadtteil zu vermeiden, entstand die Idee, das Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen.

Projektbeschreibung

Die Planungen zur Neuordnung der Schulen im Stadtteil Bremerhaven-Lehe begannen 2003 und mündeten in einen so genannten „Masterplan Schule“. Dieser sah die Aufgabe von zwei Schulstandorten vor, bei gleichzeitiger Konzentration und Qualitätsverbesserung des Schulbetriebs an einem dritten Standort. Als Konsequenz des Masterplans wurde das alte Gebäude der Theodor-Storm-Schule für eine Nachnutzung frei. Das Schulgebäude hat eine lange und für den Stadtteil bedeutende Geschichte. 1902 im Jugendstil errichtet, zogen im Laufe der Jahre unterschiedliche Schulformen ein, zuletzt eine Grundschule. Im Sprachgebrauch der Lehrer und Anwohner behielt die Schule immer den Namen „die theo“.

Nach Aufgabe der Schulfunktion konnte ein Konzept zur Nachnutzung als Haus für Familie, Arbeit und Kultur umgesetzt werden. Die konzeptionelle Federführung lag beim Arbeitsförderungs-Zentrum im Lande Bremen GmbH. Zielsetzung war es, durch Vernetzung von arbeitsmarktpolitischen, familienorientierten, sozialen und kulturellen Aktivitäten in einem Haus den Stadtteil Lehe aufzuwerten. Eigentümerin der Immobilie blieb „Seestadt Immobilien“ als Wirtschaftsbetrieb der Stadt Bremerhaven, die auch den Umbau koordinierte und heute als Vermieterin auftritt.

Im Jahr 2006 gelang es, die für den Umbau erforderliche Finanzierungsmittel in Höhe von 2,6 Mio. € einzuwerben. Die Finanzierung erfolgte mit Mitteln der EU-Strukturfonds EFRE und ESF, des Städtebauförderungsprogramms Stadtumbau West und kommunalen Arbeitsmarktmitteln. Somit wirkten Infrastrukturförderung (EFRE, Stadtumbau West) und beschäftigungswirksame Projektförderung (ESF, Magistrat) zusammen. Auf diese Weise war es möglich, eine neuartige Verknüpfung von städtischen Dienstleistungen mit Betätigungsfeldern für private Akteure und zusätzlichen Beschäftigungsprojekten zu realisieren. Bereits während des Umbaus kamen arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten zum Einsatz. Aufträge konnten an örtliche Firmen vergeben werden.

Seit der Eröffnung der „theo“ im Jahr 2007 sind die Nutzflächen vollständig vermietet. Als Nutzer im Kontext „Familie“ sind u. a. eine Kinderkrippe, eine Elternschule, Familienhebammen und eine Existenzgründerin für die Durchführung von Kinderevents zu nennen. Zum Bereich „Arbeit“ gehören das Arbeitsförderungs-Zentrum mit Beratungstätigkeit und Management für das ganze Haus, weitere Beschäftigungsträger und die so genannte Gründungsetage, die Büros oder einzelne Schreibtische für Existenzgründer bereit hält.

Zu den Kulturschaffenden in der „theo“ zählen u. a. Theater- und Tanzprojekte, ein Kulturbüro und eine private Musikschule. Die dort auch zur Nutzung angebotenen Seminarräume und die Aula erfreuen sich großer Nachfrage. Realisiert werden u.a. Lesungen, Tagungen, Modeshows, Tanz- und Theaterauftritte. Es finden regelmäßige Nutzertreffen und Arbeitskreise statt um neue Aktivitäten und Kulturelle Veranstaltungen zu planen und zu organisieren.

Weiterhin konnte für die umgebaute Schulturnhalle und den angrenzenden Außenbereich der Gastronomiebetrieb „Turnhalle“ gewonnen werden.

Projektchronologie

JahrEreignis
2002Aufnahme der Stadt Bremerhaven in das ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West
2003Start der Planungen für eine Neuordnung der Schulen in Lehe
2006-2007Umbau der Schule zum Haus der Familie, Arbeit und Kultur
2007Eröffnung „die theo für Arbeit, Familie und Kultur“

Ziele

  • Nachnutzung eines aufgegebenen Schulgebäudes
  • Verbesserung der Unterstützungsangebote für Bewohner im Stadtteil
  • Verbesserung der kulturellen Angebote im Stadtteil
  • Lokale Arbeitsförderung
  • Vernetzung von sozialen, kulturellen und arbeitsfördernden Einrichtungen

Maßnahmen

  • Erarbeitung eines Masterplans Schulen für den Stadtteil Lehe
  • Leerzug der Schule
  • Umnutzung der Klassenräume zu Büro-, Schulungs- und Arbeitsräumen
  • Umnutzung der Aula zu einem multifunktional nutzbaren Veranstaltungsraum
  • Umnutzung der Turnhalle zu einem Gastronomiebetrieb
  • Einbau von Aufzügen
  • Öffnung des Gebäudes im Bereich der ehemaligen Turnhalle zu einem neu gestalteten Außengelände

Innovationen

Der innovative Gehalt dieses Beispiels besteht darin, Schulentwicklung und Stadtteilerneuerung mit soziokulturellen und beschäftigungsfördernden Zielen zu verbinden. Die strategische Anpassung der Schulinfrastruktur mit einem Masterplan „Schulen“ stellt einen zukunftsweisenden Ansatz dar. Dies gilt umso mehr, da parallel zur Aufgabe von Schulstandorten die Schulqualitäten an einem verbleibenden Standort verbessert werden. Weiterhin trägt die Nachnutzung des denkmalgeschützten Schulgebäudes als Haus für Familie, Arbeit und Kultur zur Vernetzung notwendiger Einrichtungen in einem benachteiligten Quartier bei. Die Bündelung von Fördermitteln der EU-Strukturförderung, der Arbeitsmarktförderung und der Städtebauförderung ist bei der „theo“ beispielhaft gelungen.

Quellen

  • Stadt Bremerhaven: Abschlussbericht zum ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West 2002 - 2007 (unveröffentlicht)
  • http://www.die-theo.de/

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/k1che7Txij32

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 27576 - Ort: Bremerhaven - Straße: Lutherstraße 7.

Letzte Änderung: 03.07.2017