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In Dresdens Stadtteil Klotzsche wurden Mobilitätsmanagementmaßnahmen für alle Verkehrsträger und deren Vernetzung entwickelt. In einem kooperativen Verfahren entstanden integrierte Mobilitätsangebote als attraktive Alternative zum Pkw. Verkehrsspitzen im Berufsverkehr wurden so abgebaut
Kontext
Seit 1990 entwickelt sich der Gewerbestandort im Stadtteil Dresden-Klotzsche ausgesprochen dynamisch. Der überwiegende Teil der Arbeitsplätze im Gebiet ist auf wenige große Unternehmen konzentriert. Damit verbunden ist eine punktuelle Bündelung der berufs- und betriebsbezogenen Verkehre. Mitte der 1990er Jahre wurden mit der Neuansiedlung eines großen Unternehmens die Mobilitätsbedürfnisse der zukünftigen Mitarbeiter bereits bei der Planung berücksichtigt. Dadurch sollte Verkehrsproblemen entgegengewirkt und die hohen Verkehrsspitzen im Berufsverkehr abgebaut werden.
Seither wird in Dresden die klassische Verkehrsplanung zunehmend durch Mobilitätsmanagement ergänzt. Der Verkehr in der Stadt soll nicht nur bewältigt werden. Langfristiges Ziel ist es, Mobilität zu gestalten. Die Mobilitätsbedürfnisse der Bürger und die Mobilitätsansprüche der Wirtschaft erhalten einen höheren Stellenwert. Bestehende Infrastrukturen werden intelligenter genutzt und innovative, integrierte Mobilitätsangebote ausgestaltet.
Der Einstieg erfolgte in Form des betrieblichen Mobilitätsmanagements bei großen Unternehmen. Im Fokus des Projekts steht die Förderung einer umwelt- und sozialverträglichen Mobilität. Die unterschiedlichen Verkehre der Unternehmen (Mitarbeiterverkehr, Dienstreisen, Lieferverkehr etc.) sollten kosteneffizienter abgewickelt werden. Das Mobilitätsverhalten sollte zugunsten der Umwelt-, Standort- und Lebensqualität verändert werden, ohne die Mobilität einzuschränken.
Grundlage für die Ausgestaltung des Mobilitätsmanagements bildeten Befragungen der Mitarbeiter, Auszubildenden und Besucher der ansässigen Unternehmen. In einem kooperativen Verfahren wurden attraktive Alternativen zur Nutzung des Pkw und integrierte Mobilitätsangebote ausgestaltet. Inzwischen sind vielfältige Maßnahmen entwickelt, umgesetzt und verbessert worden. Hierzu zählen unter anderem die Einführung von Firmentickets, die Abstimmung der Taktzeiten des ÖPNV (Öffentlichen Personennahverkehr) mit Schichtzeiten, die Verlagerung von Bushaltestellen, der Neubau von Radverkehrsabstellanlagen sowie der Einbau von Duschen für Radfahrer und weitere Serviceleistungen. Anregungen der Mitarbeiter haben beispielsweise dazu geführt, dass Lichtsignalschaltungen für Fußgänger und Pkw optimiert und Bordabsenkungen für Radfahrer nachgerüstet werden konnten. Selbst der Winterdienst auf Radwegen und die Sichtbeziehungen durch Gehölzschnitt wurden verbessert. Durch die Schaffung von Bike & Ride-Anlagen an Bahnhöfen und S-Bahnstationen in Stadt und Umland verbesserten sich die Rahmenbedingungen für die Berufspendler nach Klotzsche.
Die Initiative für das betriebliche Mobilitätsmanagement kam von der Stadtverwaltung. Zum Einstieg in das Thema und zur Motivation der Unternehmen sich zu beteiligen, informierte die Stadt in Veranstaltungen und über Broschüren. Auch wurden Mobilitätstage in Unternehmen veranstaltet, auf denen die Stadt zusammen mit Partnern wie den Verkehrsunternehmen und dem ADFC über Mobilität beriet.
Die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Unternehmen, Verkehrsunternehmen und den Beschäftigten war mit entscheidend für den Erfolg des Projektes. Ein im Unternehmen gegründetes Mobilitätsteam koordinierte die Zusammenarbeit. Das Team sicherte den regelmäßigen Kontakt zur Stadtverwaltung. Anregungen der Mitarbeiter zur Verbesserung der Verkehrsorganisation im Unternehmensumfeld, aber auch Kritik konnten dadurch direkt berücksichtigt werden.
Im Projektverlauf wurden zudem Arbeitsgruppen gebildet. Darin vertreten waren die Stadt, die Unternehmen, das Verkehrsunternehmen und die IHK. Die Stadtverwaltung übernahm die Rolle des Initiators und Kommunikators für Kooperationen zwischen den einzelnen Akteuren. Detailabsprachen, beispielsweise zu den Konditionen des Job-Tickets, fanden häufig bilateral zwischen den Beteiligten statt.
Das Projekt wurde größtenteils im Rahmen verschiedener Forschungsvorhaben finanziert. Zu nennen sind die Projekte „Intermobil Region Dresden“, das Modellvorhaben „Betriebliches Mobilitätsmanagement und Stadtentwicklung Dresden“ im Experimentellen Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) und das INTERREG IIIC-Projekt „UrBike“.
Mit dem Projekt zum betrieblichen Mobilitätsmanagement in Dresden-Klotzsche fand eine umfangreiche Vernetzung der einzelnen Beteiligten statt. So konnten die Maßnahmen unmittelbar an den gebietsspezifischen Problemen und Anforderungen ansetzen. Auf bestimmte Personengruppen und Standorte zugeschnittene Maßnahmen wurden nicht nur umgesetzt, sondern auch weiterentwickelt und verbessert. Im Ergebnis konnte der Anteil des Umweltverbundes deutlich gesteigert werden. Inzwischen werden Ergebnisse und Erfahrungen des Projektes auf andere Unternehmen und Standorte in Dresden übertragen bzw. weiterentwickelt.
Das betriebliche Mobilitätsmanagement wird mittlerweile seit 1996 in Dresden erfolgreich angewandt und sukzessive zum Beispiel auf Bildungs- und Freizeiteinrichtungen ausgeweitet. Es stellt ein etabliertes Tätigkeitsfeld der kommunalen Verkehrsplanung und Mobilitätsentwicklung dar.