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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Erfurt „Ladebalken“

Jugendliche erforschten und gestalteten ihr Quartier über verschiedene Workshops und setzten kleine Projekte mit Hilfe eines „Jugendfonds“ um. Ein leer stehendes Ladenlokal im Quartier wurde zur Arbeit vor Ort genutzt und im Laufe des Projekts zum soziokulturellen Kristallisationspunkt der jungen Bevölkerung im Quartier. Basis der Projektarbeit war ein Empowerment-Ansatz, der langfristige Strukturen zur jugendlichen Selbsthilfe aufbaute: Jugendliche gaben einander Unterstützung in der Verwirklichung ihrer Ideen.

Kontext

Junge Menschen wurden in der Erfurter Stadtentwicklung bisher kaum gehört und stellten auch im Rest der Stadt eher eine Randgruppe unter Rechtfertigungsdruck dar. Das Projekt zielte im Jahr 2009 durch seine verschiedenen Bausteine auf die nachhaltige Aktivierung Jugendlicher und junger Erwachsener, sich in den Quartieren Johannesvorstadt, Andreasvorstadt und Ilversgehofen zu engagieren und damit ein Bewusstsein für diese zu schaffen. Weiterhin sollten Impulse für ein dauerhaftes Umdenken in Hinblick auf Jugendbeteiligung in Erfurt gegeben werden. Der Schwerpunkt des Modellvorhabens lag in 2010 auf der Verstetigung dieses programmatischen Ansatzes. Das Projekt sollte mit seinen Akteuren besser im Netzwerk des Stadtteils eingebunden werden und der erfolgreiche Ansatz des lokalen Fonds für kleine Jugendprojekte inhaltlich sowie vom Umfang her ausgeweitet werden. Die Nutzung leer stehender Ladenlokale sollte weiter verfolgt und die Bespielung und Nutzung von Frei- und Brachflächen angeregt werden. Die beteiligten Jugendlichen sollten im Sinne eines Empowerment-Ansatzes befähigt werden, zukünftig ihre Projekte selbst zu organisieren und anderen Jugendlichen Hilfestellung bei der Verwirklichung ihrer Ideen zu geben.

Projektbeschreibung

Jugendliche in einer entspannten Runde Quelle: Florian Mueller

Das Projekt Ladebalken wurde vom Plattform e.V. organisiert, einem Jugendverein aus Erfurt (205.000 Einwohner). Der Verein hat zum Ziel, junge engagierte Menschen an den Prozessen von Stadtplanung und Stadtentwicklung teilhaben zu lassen. Ladebalken soll Jugendlichen eine Plattform bieten, durch die Umsetzung eigener Mikroprojekte, die Stadtteile Ilversgehofen, Johannesvorstadt und Andreasvorstadt mitzugestalten. Das Projekt verfolgt dabei einen deutlichen Empowerment-Ansatz zur Befähigung junger Menschen, sich aktiv einzubringen, mitzugestalten und letztlich auch mitzuentscheiden. Aus diesem Grund wurden im Projektzeitraum fortlaufend Weiterbildungskurse zu technischen und künstlerischen Themen, aber auch Kurse zu Projektmanagement und Finanzen vom Verein durchgeführt.

Die Aktivierung der Jugendlichen im Quartier erfolgte durch die Einrichtung eines Jugendfonds in Höhe von 11.500€. Mit diesem hatten junge Bewohner des Quartiers die Möglichkeit, unkompliziert Ressourcen für die Umsetzung ihrer eigenen Ideen zu erhalten. Ausgewählt wurden die Projekte von der Hauptversammlung des Plattform e.V. Der Verein begleitete und unterstützte die Projekte auch bei der Umsetzung. Der installierte Jugendfonds wurde fast vollständig ausgeschöpft. Die Mikroprojekte reichten von kulturellen Veranstaltungen über Selbsthilfewerkstätten bis hin zur baulichen Unterstützung eines selbstverwalteten Jugendmusikzentrums oder der Aktivierung einer Brachfläche als Ort eines Kulturfestivals.

Die „Stube“ ein leer stehendes Ladenlokal, stellte den räumlichen Rahmen für die Projektarbeit von Plattform e.V., die Vernetzung der Akteure und für die Entwicklung kreativer Projekte vor Ort dar. Parallel zum bestehenden Jugendfonds unterstützte der Verein finanziell Jugendprojekte zu den Themenbereichen temporärer Nutzung von Freiflächen und leer stehenden Ladenlokalen. Ziel war es, Jugendliche zu motivieren, sich inhaltlich mit dem Thema Stadtentwicklung auseinander zu setzen. Durch verschiedene von Jugendlichen initiierte Projekte, z.B. ein Musik- und Kunstfestival auf einer Brachfläche, mehrere Kurzfilmwanderungen durch den Stadtteil, die Gestaltung zum Abriss freigegebener Hausfassaden, die Freigabe von Mauern für legale Graffiti-Kunst oder die Nutzung eines leer stehenden Ladenlokals für ehrenamtlich organisierte Kurse jeglicher Couleur zeigten die Jugendlichen, dass eine kreative (Um-)Nutzung der Stadt möglich und weniger aufwendig ist als vielleicht erwartet.

Durch die Einbindung des Projektes in das bestehende Netzwerk von Institutionen, Vereinen, Interessenverbänden und anderen wichtigen Akteuren wurden die Wahrnehmung und die Anerkennung des Projekts gesteigert. Die Bildung und Qualifizierung einer peer-to-peer Unterstützungsstruktur, die Einbindung bestehender und im Zielgebiet aktiver Organisationen und nicht zuletzt eine engere Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Erfurt stellen wichtige Markierungspunkte auf dem Weg zu einer integrierten, auf die soziokulturellen Stärken eines Stadtteils ausgerichteten Beteiligungsstrategie der Stadt dar.

Der Jugendfonds in Erfurt hat sich 2011 verstetigt und wird nun über das Programm „Think Big“ finanziert. „Think Big“ ist ein Programm der Fundación Telefónica und der Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinsam mit O2. Seither wurden über dieses Instrument weitere kulturelle Veranstaltungen, Bikepolo, Flussbadetage und Kurzfilmabende von Erfurtern Jugendlichen finanziert. Insgesamt konnten bisher 65 Mikroprojekte unterstützt werden.

Projektchronologie

JahrEreignis
2009Suche nach geeigneten Leerständen, Ausbau und Einrichtung eines leerstehenden Ladenlokals zur „Stube“, Einrichtung eines Fonds für Jugendprojekte
2010Initiierung von Kunst- und Kulturveranstaltung auf Brachflächen und im Stadtraum
2011Fortführung des Fonds über das Projekt „Think Big“
2012Stadtrat verabschiedet Kinder- und Jugendförderplan 2012-2014 (Jugendamt Erfurt wird die Umsetzung eines kommunalen Jugendfonds in Zusammenarbeit mit Plattform e.V. prüfen.)
2013Erster Testversuch des kommunalen Jugendfonds in Trägerschaft von Plattform e.V., Ausweitung im Folgejahr geplant.

Ziele

  • Aktivierung von Jugendlichen
  • Jugendliche für Stadtentwicklung zu interessieren
  • Mikroprojekte von Jugendlichen im Stadtraum
  • Aufbau einer neuen Beteiligungskultur
  • Reaktivierung von Leerständen

Maßnahmen

  • Einrichtung eines zentralen Jugendtreffpunktes in einem leerstehendem Ladenlokal
  • Einrichtung eines Jugendfonds
  • Workshops und Weiterbildungsmaßnahmen
  • Kultur- und Kunstevents
  • Umnutzung von Leerständen und Brachflächen

Innovationen

Jugendliche beim Projekt Kunstrasen Quelle: Florian Mueller

Das Projekt Ladebalken zeigte auf beeindruckende Weise die Impulswirkung von Fondsmodellen auf der Quartiersebene. Weiterhin machte es deutlich, welche Rolle eine lokalräumliche Basis – in diesem Fall das Ladenlokal – für die Aktivierung der jugendlichen Akteure im Quartier hat. Interessant ist die Ausweitung des Ansatzes auf Freiflächen, die aufgrund des kurzen Zeitraumes und des höheren Aufwandes nur wenige Male von den Jugendlichen in Anspruch genommen wurde, hier aber mit großem Erfolg. Vorbildfunktion hat die Empowerment-Strategie mit dem Ziel, Jugendliche zu selbstständigen Akteuren bei der Formulierung und Umsetzung von Projektideen werden zu lassen.

Quellen

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/FF28mTXZjtT2

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 99086 - Ort: Erfurt - Straße: Salinenstraße 34.

Letzte Änderung: 29.05.2017