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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Freiberg „Sanierung der Altstadt“

Freiberg ist ein Beispiel dafür wie zu DDR-Zeiten trotz Gebäudeverfalls historische Bausubstanz und Stadtstrukturen gesichert wurden. Flächenhafter Abriss wurde vermieden, Gebäude in der Altstadt und in der gründerzeitlichen Bahnhofsvorstadt blieben erhalten. Heute steht Freiberg für eine überaus erfolgreiche Sanierung und umfassende Revitalisierung der gesamten Altstadt.

Kontext

Blick über die Dächer von Freiberg Quelle: Katharina Wegelt, Stadt Freiberg

Obwohl die DDR ihre städtebaulichen Ressourcen auf Neubaugebiete konzentrierte, war es in Freiberg gelungen, große Teile der historischen Bausubstanz zu sichern. Dementsprechend verfügte die Stadt im Jahr 1990 noch über ein weitgehend geschlossenes und wertvolles Altstadtensemble. Allerdings war der Stadtkern durch den Bau großflächiger Zentren für Gewerbe und Freizeit sowie durch die Ausweisung neuer Wohngebiete an der Peripherie gefährdet.

In dieser Situation traf die Stadt Freiberg die strategische Entscheidung, den städtebaulichen Verfall zu stoppen sowie der Erhaltung und Revitalisierung der Altstadt Vorrang zu geben. Dieser Ansatz ist Anfang der 1990er Jahre als Modellvorhaben im Forschungsfeld „Städtebauliche Erneuerung/Denkmalschutz“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) gefördert worden.

Seit 1992 ist die von Stadtmauer und Wallanlagen gefasste, knapp 47 Hektar große Altstadt mit rund 550 Baudenkmalen Erhaltungsgebiet und seit 1994 Sanierungsgebiet. Dieses wurde im Jahr 2000 um die Parkanlage und Kreuzteiche auf 70 Hektar erweitert.

Projektbeschreibung

Brunnen Quelle: Brigitte Kaczmarek

Für das Sanierungsvorhaben Altstadt entwickelte die Stadt Freiberg (ca. 40.280 Einwohner) gemeinsam mit dem städtischen Sanierungsträger ein differenziertes System planerischer Instrumente und einfacher Verwaltungsverfahren. Dazu gehören Rahmenplanung, Bebauungsplanentwürfe, Blockkonzepte und Kommunikationsaktivitäten mit entsprechender Außen- und Öffentlichkeitswirkung. Mit den so genannten „10 Geboten der Stadtsanierung“ beschloss die Stadtverordnetenversammlung im Februar 1993 die übergeordneten Sanierungsziele. Danach ist das einzigartige Kulturerbe Altstadt zu bewahren, eine Ressourcen schonende, sozial- und umweltverträgliche Innenstadtentwicklung zu ermöglichen und ein geordnetes Zusammenwirken aller Akteure zu fördern. Die Freiberger „Sanierungsgebote“ sind sukzessive weiterentwickelt worden. Sie wurden 2004 mit der Aktualisierung der Sanierungsziele um ein Gebot und 2009 mit der 2. Aktualisierung des Rahmenplanes „Freiberger Altstadt“ ein zweites Mal auf nun 12 Gebote erweitert. Dabei kam insbesondere auch das Interesse der TU Bergakademie Freiberg an einer Stärkung ihres innerstädtischen Standortes zur Geltung.

Im Zuge der Sanierung wird die Altstadt als urbanes Zentrum der Gesamtstadt und der Region gestaltet. Dabei spielt die Stärkung der Wohnfunktion eine besondere Rolle. In den entwicklungsrelevanten Achsen, den Fußgängerzonen und entlang der Verbindungsstraße zwischen Ober- und Untermarkt wird jedoch vorrangig Gewerbe angesiedelt. Durch die unterschiedlichen historischen Quartiere und Gebäudeformen entsteht eine vielfältige Nutzungsmischung im Sinne einer „Stadt der kurzen Wege“.

Auf Basis der städtebaulichen Ziele und Neuordnungskonzepte ist eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Maßnahmen durchgeführt worden. Für die Mobilisierung privaten Kapitals spielte anfänglich die Einrichtung eines „geschlossenen Immobilien-Leasingfonds“ eine wichtige Rolle. Ein erster Kapitalstock umfasste 29 Sanierungsobjekte, ein zweiter Sanierungsfonds 45 weitere Gebäude. Mittlerweile besteht für etwa 80 % der insgesamt 800 Wohn- und Geschäftsgebäude kein Sanierungsbedarf mehr.

Der bauliche Erneuerungsprozess geht mit einer Erhöhung der Einwohnerzahlen in der Freiberger Altstadt einher. Dort wohnen 8,5 % der Stadtbevölkerung. Die Anteile der Altersgruppen sind ausgewogen. Das deutet darauf hin, dass die Freiberger Altstadt mittlerweile für alle Generationen interessant geworden ist. Von den privaten Bau- und Ordnungsmaßnahmen wurden ca. 500 öffentlich gefördert.

Darüber hinaus sind auch Gemeinbedarfseinrichtungen, soziale und kulturelle Einrichtungen instandgesetzt und modernisiert worden. So ist es gelungen, Freibergs ältestes Gymnasium in der Altstadt zu konzentrieren. Mit der Sanierung von Rathaus, Stadttheater, Stadt- und Bergbaumuseums sowie Donatsturm setzte die Stadt weitere sichtbare Erneuerungszeichen. Die Sanierung der Nikolaikirche, die zu einem innerstädtischen Kommunikationszentrum umgebaut wurde, ist 2002 abgeschlossen worden.

Ein bedeutender Impuls für die Belebung der Altstadt ging vom Abschluss der Sanierung des Schlosses „Freudenstein“ im Jahr 2008 aus. Seither wird das Schloss für eine der weltgrößten mineralogischen Sammlungen und für das Sächsische Bergarchiv genutzt.

An anderer Stelle gelang es, einen brach gefallenen Kaufhausstandort in der Innenstadt durch einen Neubau und die Integration historischer Bauteile zu revitalisieren.

Parallel zu den gebäudebezogenen Maßnahmen läuft die Umgestaltung der Straßen- und Platzräume. Einen Schwerpunkt bilden dabei die innerstädtischen Entwicklungs- und Kommunikationsachsen, ausgehend von den Standorten der ehemaligen Stadttore.

Projektchronologie

Sanierte Gebäude in der Freiberger Altstadt Quelle: Katharina Wegelt, Stadt Freiberg

JahrEreignis
1991Verkauf städtischer Immobilien, um Wohnen, Handel und Gewerbe im Bestand zu sichern oder neu anzusiedeln
1993Stadtverordnetenbeschluss: „10 Gebote der Stadtsanierung“
seit 1994Gebäudeinstandsetzung und –Modernisierung
2004Aktualisierung der Sanierungsziele
20092. Aktualisierung der Sanierungsziele, Ergänzung der „Gebote“

Ziele

Freiberger Schloss im Juni 2006 Quelle: Katharina Wegelt, Stadt Freiberg

  • Integrierte Lösungsansätze für Erhalt und Erneuerung der Altstadt
  • Bewahrung und Revitalisierung des Kulturerbes Altstadt und des Stadtzentrums
  • Sozial- und umweltverträgliche Stadterneuerung in Verbindung mit Denkmalschutzmaßnahmen
  • Gestaltung von Platzflächen in Verbindung mit Verkehrsberuhigung
  • Städtebauliche Neuordnung des gesamten Areals unter Berücksichtigung der historischen Bausubstanz

Maßnahmen

Freiberger Schloss - Nachtaufnahme Quelle: Katharina Wegelt, Stadt Freiberg

  • Erarbeitung der „12 Gebote der Stadtsanierung“
  • Kontinuierliches Zusammenwirken von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Denkmalpflege und Kultur sowie Bauherren, Investoren, Verbänden, Vereinen und Bürgern
  • „Geschlossener Immobilien-Leasing-Fonds“
  • Städtebaulicher Rahmenplan
  • Instandsetzung und Modernisierung der Gebäude
  • Materialgerechte Wiederherstellung historischer Straßen- und Platzräume
  • Schutz von Stadtmauer und Grüngürtel
  • Einfacher Bebauungsplan „Freiberger Altstadt“
  • Erhaltungssatzung
  • Gestaltungssatzung
  • Schlosssanierung und Nutzung für Bergarchiv und mineralogische Sammlungen
  • Maßstabsgerechter Ersatzneubau bei teilweiser Substanzerhaltung
  • Wohnungsneubau in Baulücken
  • Ergänzung der Verwaltungsgebäude der TU Bergakademie Freiberg
  • Lösung des Problems des ruhenden Verkehrs

Innovationen

Brunnen Quelle: Brigitte Kaczmarek

Als innovatives Instrument zur Mobilisierung privaten Kapitals haben sich in Freiberg geschlossene Immobilien-Leasing-Fonds bewährt.

Insgesamt zeigt sich in Freiberg der Stellenwert einer klaren politischen Willensbildung. Eine weitere Erfolgsbedingung liegt im Zusammenwirken von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Denkmalpflege und Kultur sowie beteiligten Bauherren, Investoren, Verbänden, Vereinen und Vertretern der Bürgerschaft. Auf dieser Grundlage können umfassende Konzepte zur Revitalisierung von Altstädten bei gleichzeitiger Berücksichtigung eines anspruchsvollen Denkmalschutzes zielstrebig umgesetzt werden.

Quellen

Blick auf die sanierte Fußgängerzone Freibergs Quelle: Katharina Wegelt, Stadt Freiberg

  • Stadtverwaltung Freiberg, Am Obermarkt 24, 09599 Freiberg, Tel.: 0 37 31 / 27 31 04, Fax: 0 37 31 / 27 37 31 04, Email: pressestelle@freiberg.de

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/ipgNPeBiXcP2

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 09599 - Ort: Freiberg - Straße: Am Obermarkt 24.

Letzte Änderung: 20.03.2017