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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Freiburg-Vauban „Mobilitätskonzept“

Im Freiburger Stadtteil Vauban wurde ein Verkehrskonzept umgesetzt, welches gezielt das Wohnen ohne eigenes Auto fördert. Zugunsten der höheren Lebensqualität im Quartier wurden die Stellplätze an den Rand der Siedlung gelegt und den BewohnerInnen die Wahl zwischen stellplatz- oder autofreiem Wohnen im Quartier geboten.

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Fassade Quelle: Tina Hörmann

In Freiburg (ca. 200.000 Einwohner) entsteht seit 1997 auf einem 42 Hektar großen, ehemaligen Kasernenareal, ein neuer, nutzungsgemischter Stadtteil. Das Gelände des sogenannten "Modellstadtteils Vauban" liegt am südlichen Stadtrand rund 3 km vom Zentrum entfernt. Ende 2006 wohnten dort ca. 5.000 Menschen in ca. 2.000 Wohnungen sowie Misch- und Gewerbeflächen in verdichteter Bauweise. Zu den wesentlichen Komponenten gehören: autoreduzierendes Mobilitätskonzept, Baugruppenprojekte und genossenschaftliches Bauen, kooperative Planungsprozesse, nachhaltige Wasserbewirtschaftung, Bauabfallmanagement sowie energiebewusstes Bauen.

Projektbeschreibung

Fassade der Solaranlage Quelle: Forum Vauban

Das Mobilitätskonzept in Vauban sieht vor, den Verkehr im Quartier auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Neben der Bündelung des ruhenden Verkehrs wird das Wohnen ohne eigenes Auto gezielt gefördert. Dadurch sollen zum einen hohe Wohn- und Aufenthaltsqualitäten in den privaten und öffentlichen Räumen realisiert werden und zum anderen neue Formen der Mobilität angeboten werden.

Die privaten Parkplätze sind in zwei Sammelgaragen am Siedlungsrand gebündelt, die von den autobesitzenden Bewohnern für einen Preis von ca. 18.000 Euro erworben werden müssen. Für Haushalte, die auf ein eigenes Auto verzichten möchten, ist die Stellplatzerrichtungspflicht nach Landesbauordnung ausgesetzt. Stattdessen sind an den "Verein für autofreies Wohnen e.V." einmalig ca. 3.500 Euro zu bezahlen. Als Gegenleistung erwirbt der Verein eine Vorhaltefläche, auf der bei Bedarf Stellplätze nachgerüstet werden können. Mit diesem vertraglich geregelten Modell wird der Verzicht auf ein eigenes Auto und damit auf einen Stellplatz auch finanziell belohnt. Bisher sind mehr als 420 Haushalte diesem Angebot gefolgt und verzichten auf einen eigenen PKW. Die Dichte an PKWs auf dem Vauban beträgt derzeit ca. 150 PKW pro 1000 Einwohner und liegt damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von ca. 450 PKW pro 1000 Einwohner. Es besteht die Wahlmöglichkeit zwischen stellplatzfreiem oder autofreiem Wohnen. Entschließt sich ein autofreier Haushalt zum Erwerb eines Autos, ist der Gesamtbetrag für einen Stellplatz an den Verein zu entrichten. Der Verein stellt ihm dafür einen Stellplatz in einer der Sammelgaragen bzw. bei Platzmangel auf der Vorhaltefläche zur Verfügung.

Die Befreiung vom Stellplatznachweis kann auch für eine gewerbliche Nutzung erteilt werden, sofern Kunden und Beschäftigte aus dem Stadtteil kommen und ebenfalls ein Vertrag mit dem "Verein für autofreies Wohnen e.V." abgeschlossen wird.

Eine gute ÖPNV-Anbindung durch Stadtbahnanschluss sowie komfortable Mobilitätsdienstleistungen (Car-Sharing, Fahrradladen und -werkstatt) sind integrale Bestandteile des Verkehrskonzeptes.

Der Umsetzungsprozess wurde intensiv vom "Forum Vauban", als anerkanntem Träger der Bürgerbeteiligung und der sozialen Quartiersarbeit, begleitet und unterstützt. Dem Arbeitskreis Verkehr innerhalb des Forums kam die Rolle zu, zwischen den einzelnen Akteuren im Quartier und in der Verwaltung zu vermitteln und den notwendigen Interessenausgleich herzustellen.

Projektchronologie

JahrEreignis
1996Vorstellung von Mobilitätslösungen im Rahmen der Bürgerbeteiligung
1997-2001Umsetzung des Verkehrskonzeptes
1998Billigung des Konzeptes "Wohnen ohne eigenes Auto" durch den Stadtrat
1998Gründung des "Vereins für autofreies Wohnen e.V."
2000Weitgehende Fertigstellung des 1. Bauabschnitts
2002Bezug des 2. Bauabschnitts
Juli 2003Abschluss der Umsetzungsbegleitung

Ziele

spielende Kinder Quelle: Forum Vauban

  • Reduzierung des Autoverkehrs auf ein Mindestmaß
  • Schaffung eines lebenswerten und familienfreundlichen Wohnumfeldes
  • Förderung des autofreien Wohnens und des Lebens ohne eigenes Auto
  • Realisierung eines Kostenvorteils durch Verzicht auf eigenes Auto und Stellplatz
  • Frühzeitige Einbeziehung aller beteiligten Akteure

Maßnahmen

Blick auf Fassade Quelle: Forum Vauban

  • Umsetzung rechtlicher Regelungen für das autofreie Wohnen
  • Errichtung von zwei Quartiersgaragen
  • Verzicht auf Ausweisung privater Stellplätze und Garagen
  • Kostenersparnisse für Haushalte ohne eigenes Auto durch Aussetzen des Stellplatznachweises
  • Umsetzungsbegleitung des Verkehrskonzeptes
  • Intensive Bürgerbeteiligung
  • Mobilitätsdienstleistungen (Car-Sharing, Lieferservice)
  • Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs

Innovationen

Kinder im Vorgarten Quelle: Forum Vauban

Das Konzept des autoreduzierten Quartiers ist eine konsequente Antwort auf die Ansprüche an ein attraktives Wohnumfeld bei gleichzeitig hohem Mobilitätsbedürfnis der BewohnerInnen. Die Kombination aus stellplatzfreien Wohnbereichen und dem entwickelten Modell des autofreien Wohnens kann als richtungsweisend angesehen werden.

Quellen

  • Sperling, Carsten (2003): Nachhaltige Stadtentwicklung beginnt im Quartier. Ein Praxis- und Ideenhandbuch für Stadtplaner, Baugemeinschaften, Bürgerinitiativen am Beispiel des sozial-ökologischen Modellstadtteils Freiburg-Vauban. (Beschreibung, Fotos)
  • Forum Vauban e.V. und Öko-Institut e.V. (2003): Umsetzungsbegleitung des Verkehrskonzeptes im Stadtteil Freiburg-Vauban. Abschlußbericht. Freiburg
  • Fuchs, Oliver; Schleifnecker, Thomas; Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH an der Universität Hannover (2001): Handbuch ökologische Siedlungsentwicklung. Konzepte zur Realisierung zukunftsfähiger Bauweisen. Berlin
  • Forum Vauban e.V. (Hg.) (1997): Handbuch für Vauban. Forum Vauban e.V. im Rahmen des Projektes "Fachliche Begleitung der erweiterten Bürgerbeteiligung". Freiburg

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/yoU8ppCTTVE2

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 79100 - Ort: Freiburg - Straße: Alfred-Döblin-Platz 1.

Letzte Änderung: 13.09.2017