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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Halle-Glaucha „Eigentümermoderation“

Im innerstädtischen Quartier Glaucha bestehen zugleich bauliche und soziale Probleme. Die Stadt Halle sah einen entscheidenden Lösungsansatz darin, private Kleineigentümer für den Stadtumbau zu mobilisieren. Zu diesem Zweck wurde ein Eigentümermoderator gewonnen, der in Halle-Glaucha über Sanierungs- und Finanzierungsmöglichkeiten informierte.

Kontext

Leerstand in einem Gründerzeithaus Quelle: Gernot Lindemann

Die Stadt Halle (heute: 234.000 Einwohner) hat seit 1990 durch Abwanderung und Geburtenrückgang etwa 80.000 Einwohner verloren. Daraus resultierte ein Wohnungsleerstand von rund 20%. Mehr als 30.000 Wohneinheiten mit fast gleichen Anteilen an Alt- und Neubauwohnungen waren betroffen. Inzwischen ist der Leerstand durch Rückbau von 12.000 Wohneinheiten auf ca. 20.000 Wohneinheiten gesunken. In einigen gründerzeitlichen Quartieren der Innenstadt ist der Wohnungsleerstand aber immer noch sehr hoch.

Ein besonders problematisches Gebiet ist das gründerzeitliche Arbeiterquartier Glaucha in der südlichen Innenstadt von Halle. Glaucha war infolge eines jahrelangen Sanierungsstaus von verfallenden Gebäuden und desolaten Straßenzügen geprägt. Im Laufe der Zeit kamen soziale Probleme und ein schlechter Ruf hinzu. Die Leerstandsquoten, insbesondere in den zahlreichen schlichten und unsanierten Gründerzeitbauten, erreichten Werte von über 30%. Hinzu kommt, dass das Quartier durch stark befahrene Straßen und Verlust städtebaulicher Konturen an seiner Peripherie vom Rest der Innenstadt weitgehend isoliert wird. Andererseits finden aber auch erkennbare Aufwertungen statt: Um- und Ausbau eines großen Pflege- und Krankenhauskomplexes, Sanierung der historischen Schulstadt (Franckesche Stiftungen) und Zuzug eines Gymnasiums.

Projektbeschreibung

Vogelperspektive auf den Stadtteil mit Gründerzeitbebauung Quelle: Mathias Metzmacher , BBSR

Die Stadt Halle hat ein mehrgliedriges Modellprojekt entwickelt, um sowohl den bautechnischen als auch den sozialen Herausforderungen in Glaucha zu begegnen. Eine sozial- und stadträumliche Quartiersstudie ist Grundlage und Leitlinie für die Umsetzung der verschiedenen Projekte.

Weiterhin hat die Stadt Halle einen Eigentümermoderator beauftragt. Dieser verschaffte sich zunächst einen Überblick über den baulichen Zustand der Wohngebäude im Quartier. Dabei erwiesen sich 25% der Häuser (ca. 40) als stark sanierungsbedürftig und meist vollständig leer stehend. Anschließend wurden deren Besitzer ausfindig gemacht, die überwiegend nicht in Halle wohnen. Bei Interesse der Eigentümer wurden dann in einem längerfristigen Moderationsprozess die Ausgangsbedingungen genauer analysiert und Lösungsansätze erarbeitet. Entscheidend ist, dass der Eigentümermoderator umfangreiche Sanierungserfahrung hat und den Eigentümern spontan hilfreiche Tipps geben kann. Dies ermöglicht schnell den Aufbau von Vertrauen. Auf diesem Weg konnten die meisten Kleineigentümer zu den notwendigen Sicherungsmaßnahmen an ihren Objekten bewegt werden. Dabei wurden sie sowohl finanziell als auch durch Beratung unterstützt. Mittlerweile haben sanierungswillige Kleininvestoren gezielt zahlreiche als problematisch eingestufte Objekte gekauft.

Künstlerische Aktionen vor leerstehenden Gebäuden Quelle: Stadt Halle

Die Finanzierung des Eigentümermoderators erfolgt aus dem Städtebauförderungsprogramm Stadtumbau Ost und aus EU-Geldern. Die Sicherungsmaßnahmen an der Außenhülle der Gebäude werden durch einen Zuschuss von max. 50% über das Programm Stadtumbau Ost finanziert.

Darüber hinaus suchen Eigentümermoderator und Stadtplanungsamt den Kontakt zu anderen Akteuren im Quartier. Mittlerweile versuchen kulturelle und soziale Initiativen mit alternativen Maßnahmen die Entwicklung im Quartier zu fördern. So hat sich beispielsweise der studentische Kulturverein „Postkult“ in Glaucha angesiedelt und zum Ziel gesetzt, kreativ mit Leerstand und Stadtbrachen umzugehen. Das Engagement von Kreativen und Künstlern erzeugt mediale Aufmerksamkeit und leitet einen Imagewandel des Quartiers ein. Durch diesen Imagewandel ist eine Art Aufbruchsstimmung im Quartier entstanden, welche es wieder zu einer nachgefragten Adresse auf dem Wohnungsmarkt werden lässt. Die einsetzende bauliche Erneuerung bestätigt diesen Wandel jetzt.

Projektchronologie

JahrEreignis
2008Beginn des Modellprojektes und Beauftragung des Eigentümermoderators
25.10.2008Entdeckertag „Offenes Glaucha“
seit 2009Aufnahme des Projektes in das ExWoSt-Forschungsfeld „Eigentümerstandortgemeinschaften“
20.06.2009Gründung der Standortgemeinschaft Glaucha e. V.
21.06.2009Féte de la musique in Halle-Glaucha
seit Frühjahr 2010umfassende Sanierungstätigkeit
30.05 bis 06.06.2010„Stadt-Spiel-Vision“ temporäre Straßensperrung und kulturelle Inszenierung

Ziele

Künstlerische Aktionen vor leerstehenden Gebäuden Quelle: Stadt Halle

  • Mobilisierung und Einbeziehung privater Hauseigentümer
  • Sicherungsmaßnahmen an den verfallenen Gebäuden
  • Kooperation zwischen den lokalen Akteuren
  • Soziale Stabilisierung des Quartiers
  • Imageaufwertung

Maßnahmen

Neu entstandener kreativer Kiosk "Pinguin" Quelle: Stadt Halle

  • Aufnahme in die IBA Stadtumbau in Sachsen-Anhalt
  • Sozial- und stadträumliche Studie
  • Zwischennutzungen
  • Kulturelle Aktivitäten
  • Eigentümermoderation
  • Bauliche Sicherung von Altbauten
  • Gründung von Projektgruppen

Innovationen

Neu entstandener kreativer Kiosk "Pinguin" Quelle: Gernot Lindemann

Mit der Eigentümermoderation ist es gelungen, auf die individuelle Situation der einzelnen Eigentümer einzugehen. Dadurch wurde ein intensiver und kontinuierlicher Prozess der Beratung und Mitwirkung möglich. Der finanzielle Aufwand für die Moderation ist gering, aber der daraus resultierende Effekt ist für die Handlungs- und Kooperationsbereitschaft der Hausbesitzer von entscheidender Bedeutung. Für die Maßnahmenumsetzung war die Unterstützung in einer spürbaren Größenordnung wichtig. Die durchschnittliche öffentliche Förderung lag nach ersten Erfahrungen bei ca. 50.000 € pro Gebäude.

Nicht zuletzt ist auch der ganzheitliche Ansatz des Modellprojektes hervorzuheben. Die Verbindung von baulicher Aufwertung, Imagekampagne und Einbeziehung vieler Akteure hat es möglich gemacht, in Glaucha vorhandene Potenziale zu aktivieren

Quellen

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/SCEkwN2SMdA2

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 06110 - Ort: Halle - Straße: Bertramstraße 17.

Letzte Änderung: 03.07.2017