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Die öffentlichen und privaten Grünflächen der Wohnsiedlung dienen zum einen der nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung. Zum anderen bereichern die Wasserflächen das Wohnumfeld und tragen zu Aufenthalts- und Gestaltqualität bei.
Kontext
Quelle: bgmr Landschaftsarchitekten
In Hamburg (ca. 1.786.000 Einwohner, 2010) spielt die dezentrale, naturnahe Regenwasserbewirtschaftung eine wichtige Rolle. Dazu wurde u. a. ein Leitfaden für Planer, Architekten, Ingenieure und Bauunternehmer erarbeitet. Ein spezieller Fokus richtet sich auf die Mitbenutzung von Flächen in der Regenwasserbewirtschaftung.
Ein städtebauliches Projekt mit dezentraler und naturnaher Regenwasserbewirtschaftung entstand in Farmsen, auf dem Gelände einer ehemaligen Trabrennbahn nordöstlich der Hamburger Innenstadt. Anfang der 1990er Jahre entschlossen sich die Eigentümer, auf der Brachfläche ein Wohnkonzept zu verwirklichen, das öffentlich geförderten Wohnungsbau mit hoher Wohnqualität verbindet.
In dem neuen Quartier entstanden rund 1.160 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau sowie Gewerbenutzungen und Versorgungseinrichtungen wie ein Blockheizkraftwerk, eine Schule, eine Kindertagesstätte und altengerechter Wohnraum. Die Neubauten stehen in verdichteter Bauweise auf dem Oval der ehemaligen Rennstrecke. So ist die städtebauliche Grundfigur der alten Trabrennbahn heute noch erkennbar.
Eine besondere Herausforderung stellte der Umgang mit dem Regenwasser dar. Die Kapazität des Siels war zu klein für die Vorflut. Der Untergrund des Baugebietes besteht überwiegend aus wasserundurchlässigem Geschiebelehm und -mergel. Damit waren Versickerungsanlagen als Lösung ausgeschlossen, und es musste Retentionsraum geschaffen werden.
Für die Regenwasserbewirtschaftung wurde ein offenes Oberflächenentwässerungssystem angelegt. In einem nach ökologischen Kriterien gestalteten Mulden- und Grabensystem wird das abfließende Wasser durch Staustufen zurückgehalten und vorgereinigt. Anschließend fließt das Regenwasser in zwei ehemalige Tonziegelteiche in der Mitte der Wohnanlage. Überschüssiges Wasser wird über Gräben in den Vorfluter geleitet. Die Hauptgräben sind als Retentionsräume ausgelegt.
Insgesamt umfasst das Entwässerungssystem 12.800 m² Wasserflächen, 1.660 m Gräben, 2.540 m Uferbereiche. Die Gräben sind teils mit einem harten städtischen und teils mit einem weichen naturnahen Ufer gestaltet und durch Sitzstufen und Brücken zum Park in den Freiraum eingebunden. So ergeben sich interessante Kontraste zwischen gemähten Rasenflächen und üppigen Stauden an den Ufern. Darüber hinaus trennen die Gräben in den Kurvenbereichen der ehemaligen Trabrennbahn die Häuser von der verkehrsfreien Wege- und Spielfläche und unterstreichen so den Stadtvillencharakter.
Die zentrale Grünfläche der Trabrennbahn ist erhalten geblieben und dient mit den zwei Teichen als öffentliche Parkanlage und ökologische Regenwasserbewirtschaftungsfläche. Mit dieser Funktionsüberlagerung konnten zugleich Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt werden, die den baulichen Eingriff in Natur und Landschaft kompensieren.
Bauträger des gesamten Entwicklungsgebietes ist die private GATOR Beteiligungsgesellschaft mbH, die die Gebäude und Mietergärten auch verwaltet.
Die offene Oberflächenentwässerung verbindet sich mit hohen Ansprüchen an die Wohnumfeldgestaltung und trägt so maßgeblich zur Qualität der Wohnanlage bei.
Die Überlagerung von Regenwasserbewirtschaftung, Erholungs- und Spielfunktionen stellt einen zukunftsweisenden Beitrag für die Entfaltung städtebaulicher Synergiepotenziale dar. Die Grünanlagen leisten einen substanziellen Kompensationbeitrag für die baulichen Eingriffe in Natur und Landschaft.
Im Bebauungsplanverfahren war die frühzeitige Ausweisung der Wasserflächen sinnvoll, da Regenwassermanagement Fläche benötigt. Bei der wasserwirtschaftlichen Unterhaltung ist die Zuständigkeit in einer Hand von Vorteil, da die Gräben im gesamten Wohnpark einheitlich auf einem sehr hohen Niveau gepflegt werden.
HAMBURG WASSER (2010): Regenwassermanagement für Hamburg – KompetenzNetzwerk, Abschlussberichte der Teilprojekte TP1 bis TP6, Februar 2010
HCU Hafencity Universität Hamburg (2009): Mitbenutzung von Flächen in der Regenwasserbewirtschaftung - Anhang 1 Deutschlandweite Projektbeispiele. Beitrag zum Teilprojekt 1 im Gesamtprojekt Regenwassermanagement des KompetenzNetzwerks Hamburg Wasser.