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In Hamburg entstand in einem elfgeschossigen Gebäude mit Passivhausstandard ein multikulturelles Wohnprojekt für 40 Menschen im Alter von 4 bis 90 Jahren. Die Art der Bebauung ermöglichte darüber hinaus die Anlage eines Stadtteilparks im dicht besiedelten St. Pauli.
Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.
Kontext
Quelle: Robert Schmell, BBSR
In Hamburg (1,78 Mio. Einwohner) wurde im Umfeld der Hausbesetzungen in der Hafenstraße auf St. Pauli eine Nachbarschaftsinitiative gegründet, die die Erhöhung der Lebensqualität im Quartier vorantreiben und dem Mangel an Grün- und Freiflächen begegnen wollte. Für ein - durch Abriss in den 1970er Jahren - freies Grundstück hatte die Stadt eine geschlossene Bebauung mit fünfgeschossigen Häusern vorgesehen. Die engagierten AnwohnerInnen legten im Rahmen des Kunstprojektes "park fiction" Gegenentwürfe für die Errichtung eines Parks vor, um die Lebensqualität im Stadtteil zu erhöhen.
Langwierige Verhandlungen mit der Baubehörde und ein "runder Tisch" führten letztendlich zu einem Kompromiss: Auf einem Teil der Fläche sollte sozialer Wohnungsbau entstehen und der neue "Antonipark" auf dem Dach einer abgesenkten Schul-Turnhalle angelegt werden. Einige Mitglieder der Parkinitiative entschlossen sich, ein integratives Wohngruppenprojekt zu gründen, das stabilisierend auf das Umfeld wirken sollte. Im Unterschied zu anderen Projekten kannten sich viele der BewohnerInnen vorher nicht. Die GründerInnen wollten ihre Utopie von einem Leben mit völlig unterschiedlichen Menschen verwirklichen und suchten in Informationsabenden, Suchanzeigen und Zeitungsartikeln nach Interessierten.
So entstand das sozial und baulich integrative, multikulturelle Wohnprojekt "Parkhaus", getragen von der "Hafenstraßen-Genossenschaft St. Pauli". Baulich integrativ bedeutet dabei: schwellenfreies Wohnen im ganzen Haus mit Fahrstuhl, breiten Türen, Rampen etc. Außerdem gibt es einige komplett rollstuhlgerechte Wohnungen. Sozial integrativ bedeutet, dass auch Menschen mit wenig Geld hier mit Elbblick wohnen können. Für die Finanzierung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus mussten die BewohnerInnen etwa 15% der Bausumme selbst aufbringen. Menschen, die diese rund 10.000 EUR Genossenschaftsanteil nicht zahlen konnten, wurden mit Spenden und Krediten von dem gemeinnützigen Verein "Kiez Wohnen e.V." unterstützt.
Quelle: Robert Schmell, BBSR
Beraten durch den alternativen Sanierungsträger "Stattbau Hamburg" sind von 2002 bis 2003 in enger Abstimmung zwischen BewohnerInnen und dem Architekturbüro 19 ganz unterschiedliche Wohnungen entstanden: von der 1-Zimmer Wohnung bis hin zur Fünf-Personen-WG. Von den insgesamt elf Geschossen befinden sich drei im Keller. Dort gibt es Quartiersgaragen für die Nachbarschaft mit 23 Pkw-Stellplätzen. Im obersten Stock befindet sich der Gemeinschaftsraum mit einer umlaufenden Dachterrasse. Hier finden Versammlungen und Feste sowie öffentliche Veranstaltungen für den Stadtteil statt.
Eine Besonderheit ist auch die Entscheidung der BewohnerInnen für die Passivhaus-Bauweise. Der jährliche Heizenergieverbrauch liegt unter 15 kWh/m_. Eine sehr gute Wärmedämmung, ein spezielles Lüftungssystem und große Südfenster bewirken, dass mit der vorhandenen Wärme geheizt wird und praktisch keine konventionelle Heizung notwendig ist. Mit einer Photovoltaikanlage in der Fassade wird zusätzlich Strom produziert. Das Passivhaus-Institut hat den Bau im November 2003 zertifiziert. Derzeit ist das "Parkhaus" das größte Passivhaus Europas.
Die kompakte Bauweise ermöglichte die Anlage eines kleinen Stadtteilparks, der seit Abschluss der Hochbaumaßnahmen in mehreren Abschnitten realisiert wird und dem das Wohnprojekt den Namen "Parkhaus" verdankt.
Durch das genossenschaftliche Wohngruppenprojekt wurde bauliche und soziale Integration in einem Passivhaus-Geschosswohngebäude in einer hochattraktiven Innenstadtlage realisiert. Aufgrund der kompakten Bauweise konnte ein Stadtteilpark geschaffen werden.
Reinig, Klaus Joachim (2003): Passivhäuser. Hamburg in der Sonne. In: Stattbau Hamburg: FREIHAUS, Nr. 10/2003. Hamburg
Wohnbund e.V. (Hg.) (2003): Ökologie im Wohnungs- und Siedlungsbau. (Wohnbund Informationen 1/2003). München
Momsen, Valena (2004): Das Parkhaus-Wohnprojekt. Selbstdarstellung. o. O.
Reinig, Joachim; Otte, Joachim (2003): 11 Geschosse und Bewohnerbeteiligung. Die Erkenntnisse aus einem kooperativen Planungsprozess für ein Passivhaus. Hamburg
Dandorfer, Ariane (2002): Autofreies Parkhausprojekt. Das ökologisch gestaltete Parkhaus am Hafen ist Teil eines stadtviertelorientierten Wohnprojektes. In: TAZ vom 8.6.2002