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Zur Stabilisierung der als sozialer Brennpunkt geltenden Siedlung aus den 1960er Jahren wird ein umfangreiches, lokalökonomisches Maßnahmenset eingesetzt. Dieses wird gemeinsam von freien Trägern, dem Stadtplanungsamt und der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft getragen.
Kontext
Quelle: Marcelo Ruiz
Der Stadtteil nördlich der Innenstadt von Hamm (ca. 181.000 Einwohner) zeichnet sich durch eine heterogene Bau- und Sozialstruktur aus. Ein 660 Wohneinheiten umfassender Teilbereich, die Siedlung Schottschleife/Schlagenkamp, hingegen ist eine homogene, in den 1960er Jahren von der Neuen Heimat errichtete Wohnsiedlung. Diese gilt schon seit längerem als sozialer Bennpunkt mit Leerstand, hoher Fluktuation und mangelnder Attraktivität. Die Bevölkerung der Siedlung besteht zu einem Drittel aus Kindern und Jugendlichen bzw. mehrheitlich aus Aussiedlern und ausländischen BewohnerInnen. Seit den 1990er Jahren kamen Fehler im Management des Wohnungsbestandes hinzu, die letztendlich in einer Zwangsverwaltung mündeten. Dies trug mit dazu bei, dass der Stadtteil 1994 ins integrierte Handlungsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen "Soziale Stadt NRW" aufgenommen wurde. Die Siedlung wurde im Frühjahr 2001 von einem neuen, sehr engagierten Eigentümer übernommen und durch eine umfassende Sanierung aufgewertet.
Im Jahr 2001 wurde der inhaltliche Schwerpunkt im "sozialen und bewohnerorientierten Stadtteilentwicklungskonzept Hamm-Norden" auf die Festigung eines arbeitsmarktpolitischen Netzwerks gelegt. Neben mieter- und wohnumfeldbezogenen Maßnahmen sind die lokalökonomischen Projekte in der Siedlung Schottschleife/Schlagenkamp das zentrale Element dieses Konzeptes. Vorläufer und Keimzelle waren die 1997 eingerichtete Ökowäscherei "Waschhaus Konfetti" und die Arbeitsgruppe "stadtteilbezogene Beschäftigungsförderung", die 1999 vom Arbeitskreis Hamm-Norden zur Einbindung weiterer Träger und Abstimmung der Maßnahmen eingerichtet wurde. Mittlerweile wird das lokalökonomische Konzept auf einer breiten Kooperationsbasis aus Arbeiterwohlfahrt, Katholischer Sozialdienst, Netzwerk Radbod, dem Stadtteilbüro und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm umgesetzt.
Der Ansatz fußt mit einem Jobtreff, der Ökowäscherei und auch einer Zweigstelle des Stadtteilbüros auf drei Einrichtungen, die in ehemaligen Wohnräumen der Siedlungen ihre Büros und Arbeitsräume bezogen haben. In diesen Einrichtungen finden unterschiedliche Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen statt, die eine breite Palette von Zielgruppen mit verschiedenen Beratungsangeboten und Maßnahmetypen an den 1. Arbeitsmarkt heranführen. Zu diesen Beratungsangeboten zählen z.B. Potenzialermittlung, Sprachförderung und berufliche Orientierung. Gemeinsam mit der im Stadtteilbüro angesiedelten Mieterberatung wurden zudem seit 2001 im Rahmen eines "Dienstleistungs-Service" kleinere Aufräum- und Aufwertungsmaßnahmen im Wohnumfeld durchgeführt. Die Teilnehmer übernehmen Hausmeisterarbeiten und helfen die soziale Kontrolle innerhalb der Siedlung zu verbessern. Dies wird koordiniert mit den vom Eigentümer der Siedlung durchgeführten umfassenden Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Alle Träger legen Wert darauf, dass die Teilnehmer der verschiedenen Maßnahmen aus der Siedlung bzw. dem Stadtteil kommen. Die Finanzierung erfolgt nicht nur aus öffentlichen Mitteln des Programms "Soziale Stadt". Auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm unterstützt diesen sozialräumlichen Ansatz des Stadtteilprogramms mit Mitteln des kommunalen Arbeitsmarktfonds.
Durch ein lokalökonomisches Maßnahmenset konnte diese von sozialer Segregation bedrohte Siedlung stabilisiert und aufgewertet werden. Dabei ist besonders das breite Netzwerk aus freien Trägern, Stadtplanungsamt und der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft hervorzuheben, die diesen sozialräumlichen Handlungsansatz übernommen haben.
Bartscher, Matthias; Wiebke, Claussen (2002): Soziale Dienste und lokale Ökonomie - Arbeitsmarktbezogene Aktivitäten im Stadtteilprojekt Hamm-Norden. In: Sahle, Rita; Scriull, Bavette (Hg.) Lokale Ökonomie - Aufgaben und Chancen für die Soziale Arbeit, Freiburg.
Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (2000): Soziales Kapital mobilisieren. Gemeinwesenorientierung als Defizit und Chance lokaler Beschäftigungspolitik (ILS-Schriften 164) Dortmund.