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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Heidelberg „Wohnquartier Blaue Heimat“

Im Zuge der Modernisierung wurde der gesamte Altbaukomplex auch energetisch umfassend erneuert. Der Energiebedarf der sanierten Gebäude liegt heute deutlich unter den Anforderungen der Energieeinsparverordnung für Neubauten.

Kontext

Blick auf Deckenkonstruktion vor der Sanierung Quelle: solares bauen GmbH

Das Wohnquartier Blaue Heimat liegt im Stadtteil Handschuhsheim in Heidelberg (ca. 145.000 Einwohner). Es entstand in den Jahren 1927 bzw. 1951 und umfasst insgesamt 155 Wohnungen und zehn Einfamilien-Doppelhaushälften. Im Laufe der Zeit veraltete die gesamte Bausubstanz, insbesondere die Gebäudetechnik. Der unzureichende Wärmeschutz führte zu hohen Betriebskosten, der ungenügend ausgebildete Brand- und Schallschutz zu weiteren Einschränkungen der Wohnqualität. Die Wohnungsgrundrisse entsprachen aufgrund der teilweise fehlenden Bäder sowie der Raumaufteilung nicht mehr den heutigen Bedürfnissen.

Projektbeschreibung

Blick auf die neue Deckenkonstruktion Quelle: solares bauen GmbH

Die Ziele der im August 2004 begonnenen Sanierung bestanden in der Beseitigung der baulichen und räumlichen Missstände und in der Schaffung eines klimaneutralen Gebäudekomplexes ohne nutzungsbedingte (CO2-) Emissionen. Schwerpunkte der energetischen Sanierung waren die Ertüchtigung der Gebäudehülle, der Ersatz der Haustechnik durch energiesparende Komponenten sowie der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. In den Gebäuden wurden Grundrisse verändert und der Wohnraum um komfortbildende Elemente (z.B. Balkon) erweitert. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnittes (55 Wohneinheiten) erfolgte im Oktober 2005.

Für die Sanierung wurden die teilweise leerstehenden Gebäude durch ein Umzugsmanagement des Vermieters komplett leergezogen. Die Mieter hatten die Möglichkeit, nach der Sanierung in Wohnungen des Komplexes zurückzukehren. Die Warmmiete orientierte sich nach dem Umbau am Mietniveau des Stadtteils. Zwar liegt die Kaltmiete höher als für vergleichbaren Wohnraum, die geringen Betriebskosten wirken jedoch dauerhaft kostenmindernd. Seit der Sanierung besteht laut Wohnungsgesellschaft eine große Nachfrage nach Wohnraum in der Blauen Heimat. Die Mieter bewerten die Wohnqualität sehr positiv.

In den ersten zwei Jahren Betriebszeit seit Gebäudemodernisierung konnten die geplanten Energieeinsparungen realisiert werden. Der Primärenergieeinsatz (Heizung und Strom) sank von 438 kWh/m² im Jahr auf knapp 100 kWh/m² im Jahr. Speziell der Jahresheizwärmebedarf konnte durch die umgesetzten Maßnahmen sogar um 87% auf rund 21 kWh/m² im Jahr gesenkt werden. Allerdings wurde ein zu hoher Lüftungswärmeverlust festgestellt, weil Mieter trotz des technischen Lüftungssystems weiter Fenster zum Lüften öffneten. Deshalb bietet die Wohnungsgesellschaft Schulungen und Veranstaltungen zur Gebäudetechnik an. So erhalten die Mieter Informationen über die Besonderheiten ihrer Wohnungen und die Folgen des eigenen Verhaltens.. Dadurch konnten die Wärmeverluste begrenzt werden. Abgesehen von Verhaltensregeln für die Wohnungslüftung stellt die Gebäudetechnik an die Bewohner keine besonderen Anforderungen.

Der gesamte Gebäudekomplex wurde in einem mehrstufiges Zertifizierungsverfahren für Wohngebäude als „ZeroHaus“ zertifiziert. Das Verfahren orientiert sich in der Bewertung an der ganzheitlichen Betrachtungsweise der Energieeinsparverordnung. Darauf aufbauend setzt es noch anspruchsvollere Grenzwerte fest. Die Zertifizierung beinhaltet neben der Einhaltung der energetischen Kennwerte die Überwachung der Planung und der Umbaumaßnahmen.

Projektchronologie

JahrEreignis
2003/2004Planung der Sanierungsmaßnahmen
2004Beginn umfassender Modernisierungsarbeiten
2005Fertigstellung der Modernisierungsarbeiten
2005Vorläufige Zertifizierung als ZeroHAUS
2006Zwischenprüfung der ZeroHAUS- Zertifizierung
2007Abschließende Zertifizierung als ZeroHAUS

Ziele

Straßenansicht des renovierten Wohnkomplexes Quelle: GGH Heidelberg

  • Senkung des Primärenergiebedarfes um 80 %
  • Heterogenisierung der Wohnungsstruktur
  • Schaffung neuer Grundrisse und neuer Wohnungstypen
  • Verbesserung der Wohnungsqualität
  • Erhöhung der Wohnfläche durch Dachausbau und Balkonanbau

Maßnahmen

Solarmodule auf dem Dach der sanierten Gebäude Quelle: solares bauen GmbH

  • Dämmung von Dach, Decken und Außenwand
  • Einbau von dreifachverglasten Fenstern
  • Vergrößerung der Fensterflächen nach Süden
  • Neubau thermisch vom Gebäude getrennter Balkone (Südseite)
  • Einbau eines Blockheizkraftwerks
  • Individuell bedienbare Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
  • Warmwasseranschluss für Geschirrspül- und Waschmaschinen
  • Wäschetrocknungsräume mit einer effizienten Lüftung
  • Einbindung regenerativer Energien durch die Installation von Photovoltaik-Modulen
  • Umfassende Information der Mieter über den energiesparenden Umgang mit der Technik

Innovationen

Innenhofansicht mit den neuen Balkonen Quelle: solares bauen GmbH

Durch das Zusammenspiel von Gebäudedämmung, innovativer Haustechnik und weiteren Energiesparmöglichkeiten sank der Heizenergiejahresbedarf erheblich auf nur noch ca. 21 kwh/m². Er liegt deutlich unter dem Grenzwert für Neubauten gemäß Energieeinsparverordnung. Des Weiteren ist der Bedarf an (anlagenbedingtem) Strom um rund 60% auf ca. 50 kWh/m² im Jahr reduziert worden. Die benötigte Restenergie wird über einen Windstromanbieter aus regenerativer Quelle bezogen. Insgesamt ergibt sich eine bilanzielle CO2-Neutralität. Insgesamt ist ein wegweisendes Projekt der Energieeinsparung und CO2-Minderung für mehrgeschossige Altbauquartiere realisiert worden.

Quellen

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/2dsTiwq9NQ32

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 69121 - Ort: Heidelberg - Straße: Karl-Philipp-Fohr-Straße 4-10.

Letzte Änderung: 24.07.2017