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Auf dem Gelände der stillgelegten Zeche Mont-Cenis im Herner Stadtteil Sodingen entstanden seit 1990 eine Fortbildungsakademie des Landes NRW, ein Bürgerzentrum, ein Park und ein Einfamilienhausgebiet. Akademie und Bürgerzentrum werden von einer Holz-Glas-Konstruktion umhüllt, die einen wettergeschützten Innenraum bildet. Eine Photovoltaikanlage ist in das Dach integriert. Zusätzlich wurde ein Grubengas-Blockheizkraftwerk errichtet.
Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.
Kontext
Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR
Der Ortsteil Sodingen in Herne (159.000 Einwohner, im Ortsteil 35.000 Einwohner, Stand 2010), verlor 1978 mit der Stilllegung der Zeche Mont-Cenis seinen funktionalen und städtebaulichen Mittelpunkt. Nach dem Abriss der Zechenanlage entstanden 25 Hektar Brachfläche. Ende der 1980er Jahre beschloss das nordrhein-westfälische Innenministerium, eine zentrale Fortbildungsakademie in Herne zu schaffen. Dies gab den Anstoß für das Projekt "Mont-Cenis", das 1990 im Rahmen der "Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park" initiiert wurde.
Im Jahr 1991 ging aus einem Wettbewerb ein städtebaulicher Entwurf hervor, der einen 176 x 72 m großen und 15 m hohen Holz-Glas-Solitär vorsah. Ein öffentlicher Platz mir einer breiten Treppe vor der Gebäudehülle stellt die Verbindung zum Stadtteil her. Das Bebauungskonzept wird durch einen Stadtteilpark, ein verdichtetes Wohngebiet und einen Kindergarten ergänzt. Die "Entwicklungsgesellschaft Mont-Cenis" realisierte ab 1994 das gesamte Projekt.
Die Glashülle, die von grob gehobelten Fichtenstämmen bzw. Trägern und Stützen aus Holz-Fachwerk getragen wird, schafft einen wettergeschützten Raum mit mildem Klima, die so genannte "Mikroklimahülle". Dadurch konnten alle unter dem Dach befindlichen Gebäude in einer einfachen Stahlbau- bzw. leichten Holzskelettkonstruktion errichtet werden. Im vorderen, zum Stadtteil orientierten Bereich befinden sich die Gebäude eines Bürgerzentrums mit Stadtteil-Rathaus, Bibliothek und Bürgersaal. Diese Nutzungen tragen in besonderem Maße zur Verknüpfung des Neubaus mit dem Stadtteil bei und stehen den Bürgern tagsüber zur Verfügung. Es schließen sich Gastronomie, sowie die Hotel-, Tagungs- und Verwaltungsbauten der Akademie an.
Ins Dach ist eine 10.000 m² große Photovoltaikanlage integriert. Die eingesetzten Solarmodule mit unterschiedlichen Belegungsdichten sorgen dafür, dass der gesamte Innenraum ausreichend verschattet bzw. mit genügend Tageslicht versorgt wird. Die Anlage hat eine Leistung von 1MW und produziert im Jahr 620.000 kWh, die ins öffentliche Netz eingespeist werden. Das ist mehr als die Akademie selbst verbraucht.
Von den Stadtwerken Herne ist auf dem angrenzenden Gelände ein Grubengas-Blockheizkraftwerk (BHKW) und eine Batteriespeicheranlage gebaut worden. Das BHKW nutzt die Energie des aus den Schachtanlagen ausströmenden Grubengases zur Stromerzeugung und Nahwärmeversorgung der Akademie und der Wohngebäude. Der Batteriespeicher mit einem Energieinhalt von 1,2 MWh ermöglicht die Pufferung des Solarstroms und dessen Netzeinspeisung zu Zeiten hohen Verbrauchs. Die Anlagen arbeiten seit 1997.
Unter der Mikroklimahülle ist ein großzügiger, wettergeschützter Stadtraum entstanden, der mit öffentlichen Nutzungen ein neues Zentrum für den Stadtteil bildet und den alten Lebensmittelpunkt neu interpretiert. Dabei ist die architektonische Einbindung einer großflächigen Photovoltaikanlage gelungen, die in Kombination mit dem Batteriespeicher ökologische und ökonomische Vorteile bietet.
IBA Emscher Park GmbH (Hg.) (1991): Realisierungswettbewerb. Neubau der Fortbildungsakademie des Innenministers des Landes Nordrhein-Westfalen und Landschaftsgestaltung auf Flächen der ehemaligen Zeche Mont-Cenis in Herne-Sodingen (Heft 3). Gelsenkirchen.
IBA Emscher Park GmbH (Hg.) (1998): Projekte in Herne. Projekte im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park. Gelsenkirchen.