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Bei der Stadtteilerneuerung in einer Großwohnsiedlung der 1960er Jahre wurden insbesondere Defizite im öffentlichen Raum festgestellt. Mit Hilfe von Kindern und Jugendlichen wurden gezielte Angebote für diese beiden Nutzergruppen geschaffen.
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Kontext
Quelle: plan zwei, Hannover
Zu Beginn der 1960er Jahre wurde im Nordosten von Hildesheim (103.000 Einwohner), in der Nähe der alten Ortslage Drispenstedt, eine Großwohnsiedlung für ca. 6.000 BewohnerInnen errichtet. Aufgrund von sozialer Entmischung, steigenden Mieterwechselzahlen, Mängeln des Wohnungsangebotes, zunehmender Benachteiligung der dort wohnenden Menschen sowie von Defiziten im öffentlichen Raum entstand ein besonderer Handlungsbedarf für eine sozial integrierte Stadtteilerneuerung. Im Jahr 2001 wurde Drispenstedt in das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" aufgenommen.
Das integrierte Handlungskonzept für Neu-Drispenstedt hat das Ziel, durch die Gestaltung des öffentlichen Raumes dem Stadtteil ein neues Image zu geben und der zunehmendem Verwahrlosung und dem Vandalismus vorzubeugen. Da in Drispenstedt überdurchschnittlich viele Haushalte mit vielen Kindern leben, sind Jugendliche und Kinder die HauptnutzerInnen öffentlicher Einrichtungen und Orte (Bushaltestellen, Bänke, Spielplätze). Die jungen Menschen nutzen den öffentlichen Raum besonders intensiv als Treffpunkt und zur Selbstdarstellung. Das, im Rahmen der Stadtteilerneuerung erarbeitete Handlungskonzept legt daher besonderen Wert auf die Aktivierung von Kindern und Jugendlichen. Bei der Neuanlage bzw. der Aufwertung der Infrastruktur, Grün- und Freiflächen werden sie gezielt beteiligt.
In der Aktion "Kinderstadtteilforscher" wurde im Herbst 2002 ein Kinderstadtteilplan entwickelt. Er dokumentiert die "guten und die schlechten Orte" des Quartiers. Darauf aufbauend wurde der Beitrag der Kinder zum Freiflächenkonzept erarbeitet. In einer Zukunftswerkstatt entwickelten sie Umgestaltungsvorschläge für Spielplätze. In Zusammenarbeit mit Kindergärten sowie mit FreiraumplanerInnen und KünstlerInnen wurden ein Spielschiff, ein Naturspielbereich, eine Mosaikschlange und mobile Fußballtore errichtet. Von den Kindern selbst geschnitzte "Schutzpatrone" aus Robinienstämmen "beaufsichtigen" die neuangelegten Spielflächen.
Parallel dazu haben 50 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren in einem ersten "Jugendforum" im Herbst 2002 ihre Sicht des Stadtteils dargelegt und die Problempunkte benannt. Im zweiten Jugendforum (Frühjahr 2003) wurden anhand von plastischen Modellen gemeinsam Lösungsvorschläge und Ideen für die Umgestaltung der öffentlichen Flächen erarbeitet. Drei sogenannte "Lungerpunkte" wurden errichtet. Das sind Wetterschutz-Unterstände die unterschiedlichen Jugendgruppen ein "Zuhause im öffentlichen Raum" bieten können. Bolzplatz, Tischtennisplatz, Streetball- und Skatinganlage wurden in die Ausbauplanung einbezogen. Im Rahmen einer Mitmachbaustelle für Jugendliche im Herbst 2003 wurden Pflasterarbeiten ausgeführt. Zudem wurde ein internationales Jugendcamp veranstaltet, das ebenfalls die soziale Infrastruktur verbessern half.
Die HauptnutzerInnen des öffentlichen Raumes in einem benachteiligen Quartier – die Kinder und Jugendlichen – werden durch gebündelte Maßnahmen in die Stadtteilerneuerung einbezogen. So entstehen neue funktionale Räume und nutzergerechte Angebote. Durch die gemeinsame Realisierung konnte die Akzeptanz und das Verantwortungsgefühl der jungen BewohnerInnen für die öffentlichen Einrichtungen erhöht werden.
Schneider, Sandra; Habermann-Nieße, Klaus (2003): Gestaltung öffentlicher Räume in benachteiligten Quartieren. In: Wohnbund Informationen 3/2003, Öffentlich nutzbare Räume im Quartier. München
Habermann-Nieße, Klaus (2001): Ein Stadtteil im Aufwind. Hildesheim-Drispenstedt. In: Rothschuh, Michael. FH Hildesheim (Hg.) (2001): Wege zur sozialen Stadt. Tagungsbericht. Hildesheim/Göttingen
Nieße, Brigitte; Habermann-Nieße, Klaus (2004): Integriertes Handlungskonzept für den öffentlichen Raum - Hildesheim Drispenstedt. Bewerbung um "Preis Soziale Stadt 2004“. Hildesheim/Göttingen