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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Hoyerswerda „Patchwork-Landschaft“

Das gesamtstädtische Freiraumkonzept „Neue Freiräume Hoyerswerda“ steuert die Entwicklung und Gestaltung der räumlich und zeitlich versetzt entstehenden Freiflächen, die durch einen hohen Bevölkerungsverlust und flächenhaften leerstandsbedingten Abriss von Wohngebäuden entstanden sind. Das Leitkonzept wird als Gemeinschaftsaufgabe aller Akteure für den Stadtumbau verstanden.

Kontext

Blick auf die Aufforstungsfläche Quelle: bgmr Landschaftsarchitekten

Hoyerswerda verzeichnete als eines der wichtigsten Kohle- und Energiezentren der DDR zwischen 1950 und 1981 einen sprunghaften Bevölkerungszuwachs von ca. 7.500 auf ca. 71.000 Einwohner. Seit 1990 halbierte sich die Einwohnerzahl allerdings, so dass bereits seit 1997 ein leerstandsbedingter Abriss von Wohngebäuden eingeleitet wurde. Die Stadt Hoyerswerda musste also schon sehr früh Erfahrung mit dynamischen Transformationsprozessen, insbesondere mit flächenhaftem Abriss, sammeln.

Als Antwort auf den prognostizierten Abwärtstrend der Einwohnerzahl auf 30.600 bis 2020 wurde ein langfristiger Abriss kompletter Wohnkomplexe konzipiert. Allein in der Neustadt sollten laut Integriertem Stadtentwicklungskonzept (InSEK) insgesamt 12.100 WE abgerissen werden. Der Flächennutzungsplan sieht einen Rückbauschwerpunkt in den Randbereichen vor, um das Zentrums zu stärken.

Projektbeschreibung

Blick auf das sogenannte Grüne Klassenzimmer im Freien Quelle: bgmr Landschaftsarchitekten

Ergänzend zum Stadtentwicklungskonzept entwickelte die Stadtverwaltung ein gesamtstädtisches Freiraumkonzept: „Neue Freiräume Hoyerswerda“. So wird der weitere Stadtumbauprozess zielorientiert gesteuert und isolierte Renaturierungsmaßnahmen auf Rückbauflächen konnten vermieden werden. Zentrales Anliegen war es, einen flexiblen Rahmen zu schaffen, um die entstehenden Freiräume in ein qualitativ hochwertiges und ökonomisch tragfähiges Freiraumsystem einzubinden. Es knüpft an die vorhandenen Freiräume, Wege und Gewässer der Stadt an und vernetzt sie mit der Kulturlandschaft der Umgebung. Die Schwerpunkte liegen auf der Umstrukturierung der städtischen Randbereiche und der Neudefinition der Schnittstelle zwischen Alt- und Neustadt.

Ziel war es, durch das Aufzeigen von Qualitäten und Potenzialen den Blick weg vom Verlust eines gewohnten Stücks Stadt hin zu neuen Chancen der Stadtentwicklung zu lenken. Die Akteure haben sich gemeinsam auf den „Grünen Saum“ und eine „Grüne Mitte“ zwischen zwei Zentren als das bevorzugte Szenario geeinigt. Die Besonderheit des Konzeptes besteht in der Vorgabe eindeutiger Raumstrukturen und Raumqualitäten. Es entsteht eine Patchwork-Landschaft, die die Bedingungen des Stadtumbaus sichtbar macht und als urbane Kulturlandschaft neu interpretiert. Im Bereich der Rückbaugebiete am östlichen Rand der Neustadt entstehen die „Neuen Landschaften“. Ein abgestufter, farbiger Waldrand durch Laubgehölze schafft punktuellen Erlebnischarakter.

Es erwies sich als vorteilhaft für die Konsensfindung, dass sich die Rückbauflächen größtenteils im Eigentum zweier kommunaler Wohnungsunternehmen befinden. Es konnte eine weitgehende Kostenneutralität für Anlage und Unterhaltung der „Neuen Landschaften“ erzielt werden. Dies wurde möglich durch die Förderung von Erstaufforstung im Rahmen der Förderrichtlinie Agrarumweltmaßnahmen und Waldmehrung (RL AuW/2007) des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sowie Verpachtungen sowohl des Waldes als auch der Wiesenflächen als Weideland. In der bisherigen Praxis wurde ein Teil der Erstaufforstung durch die Förderung von 70% der Nettokosten durch „Agrarumweltmaßnahmen und Waldmehrung“ und den Eigenanteil der Wohnungsunternehmen finanziert. Der größte Teil wurde über Ausgleichsmittel aufgeforstet. Dazu werden die Renaturierungsflächen für 5 Jahre an Personen und Unternehmen mit Ausgleichsverpflichtung ohne Pachtzins verpachtet. Den Rückbau von Verkehrsflächen finanziert die Stadt mit Ausgleichsmitteln.

Bereits während des Abriss- und Renaturierungsprozesses nehmen die Wohnungsunternehmen eine schrittweise Rückstufung des Buchwertes vor. Die Kosten zur nachhaltigen Pflege und Unterhaltung von Abrissflächen werden von den Wohnungsunternehmen in Hoyerswerda auf 350 Euro/Hektar geschätzt. Als eine Bewirtschaftungsvariante wird die Umwandlung der offenen Landschaften in Streuobstwiesen konzipiert.

Schon während der Entwicklung des Freiraumkonzeptes wirkten die Ausstellung der Ergebnisse in der Öffentlichkeit und die Abstimmung der Szenarien im Arbeitskreis „Stadtumbau“. Zur Verstetigung der Kommunikation wurde die „Orange Box“ als Stadtinformationszentrum eingerichtet, in der über das Konzept „Neue Freiräume Hoyerswerda“ informiert wird.

Projektchronologie

JahrEreignis
2005Studentischer Workshop in Hoyerswerda
2005Öffentliche Ausstellung der Ergebnisse
2008Beschluss des Leitkonzeptes „Neue Freiräume Hoyerswerda“ durch Stadtrat
2009Städtebauliches Leitkonzept (Managementplan)
2013Fortschreibung InSEK

Ziele

  • Entwickeln der Stadtumbaugebiete als Bindeglied zur freien Landschaft
  • Verbinden isolierter Freiraumfragmente (z.B. Sportanlagen) zu einer eigenen Landschaft
  • Entwickeln neuer Freiraumstrukturen aus Offenland, Gehölzen und Wald
  • Definieren von Nutzungsschwerpunkten der Erholungslandschaft
  • Nachhaltige Qualifizierung der Freiraum- und Stadtstruktur
  • Sicherungen von Teilen der technischen Infrastruktur zur Erschließung bestehender sozialer Infrastruktur

Maßnahmen

  • Rückbau der technischen Infrastruktur
  • Gestaltung neuer Landschaften, Einrichtung eines Ausgleichsflächenpools
  • Aufforstungen
  • Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Bewirtschaftung der Flächen

Innovationen

Stadtinformationszentrum Orange Box Quelle: bgmr Landschaftsarchitekten

Durch den innovativen Einsatz eines informellen Instrumentes „Leitkonzept Neue Freiräume Hoyerswerda“ wird die Entwicklung der gesamtstädtischen Freiräume im Stadtumbauprozess gesteuert. Es steckt einen verbindlichen Rahmen für die konsensorientierte Umsetzung von Einzelmaßnahmen ab und lässt gleichzeitig Spielräume offen. Die Moderation durch ein externes Institut beschleunigte den Abstimmungsprozess und förderte die Konsensfindung. Durch neue Landschaftsbilder wird der Verlust von Siedlungsteilen als Gewinn für mehr Standortqualität erlebbar.

Quellen

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/L71gvn6f4qJ2

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 02977 - Ort: Hoyerswerda - Straße: Albert-Einstein-Strasse.

Letzte Änderung: 10.04.2017