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Auf dem Gelände eines ehemaligen Hüttenwerkes zur Roheisenproduktion, das zu zwei benachbarten Gemeinden gehört, wurde ein Gewerbepark errichtet. Um Planung und Umsetzung zu vereinfachen, schlossen sich die Kommunen Ilsede und Lahstedt in einem Planungsverband nach § 205 BauGB zusammen, der für beide Gemeinden die Brachflächen aufbereitet und erschlossen hat und das Gelände aus einer Hand vermarktet.
Kontext
Quelle: Planungsverband Ilseder Hütte
Das Gelände der ehemaligen Ilseder Hütte liegt auf Flächen der beiden ländlichen Gemeinden Ilsede (12.200 Einwohner) und Lahstedt (10.700 Einwohner) im Süden des Landkreises Peine. Mit dem Niedergang der Stahlindustrie seit den 1970er Jahren und der endgültigen Stilllegung von Kokerei und Kraftwerk (1996) gingen 4.500 Arbeitsplätze verloren und es entstand eine Industriebrache. Mit dem Ziel, das Hüttengelände wieder zu nutzen, wurde die Errichtung eines durchgrünten Gewerbeparks konzipiert. Ein Teil des Altbaubestands sollte für kulturelle Einrichtungen erhalten werden, um durch einen Nutzungsmix aus Dienstleistungen, Gewerbe, Kultur und Geschichte dem neuen Areal überregionale Ausstrahlung zu verschaffen.
Die Gemeinden übergaben ihre Planungskompetenzen an einen Planungsverband nach § 205 BauGB, um die 40 Hektar große interkommunale Fläche zu entwickeln. Die Planungshoheit des Verbandes umfasste allerdings ausschließlich die Entwicklung des Gewerbeparks, das heißt die Aufbereitung, Erschließung und Vermarktung der Flächen inklusive der Änderungen am Flächennutzungs- und Bebauungsplan, Altlastenuntersuchungen etc. Vor Ort schaltete der Planungsverband einen Berater ein, der mit dem Sanierungsträger kooperierte. Darüber hinaus schlossen die Gemeinden einen interkommunalen Vertrag ab, in dem die gleichmäßige Verteilung (50:50) der Belastungen und der Einnahmen aus der Grundstücksentwicklung für die nächsten 20 Jahre geregelt wurde. Zusätzlich trafen sich alle beteiligten Akteure an einem "Runden Tisch", um Planung und Umsetzung zu koordinieren. Der Landkreis Peine gründete eine gemeinsame Wirtschafts- und Tourismusfördergesellschaft, die ergänzende Serviceleistungen für Unternehmen anbietet. Diese führt auch kulturelle Veranstaltungen in den industriehistorisch bedeutsamen Gebäuden durch, um das Image und den Bekanntheitsgrad des Geländes zu verbessern.
Auf dem Gelände siedelten sich bislang 30 Firmen bzw. öffentliche Einrichtungen mit 380 Arbeitsplätzen an. So bezog z.B. das Rathaus Ilsedes die ehemaligen Verwaltungsgebäude der Hütte. Es entstanden ein "Starterhof", ein Kompetenzzentrum Neue Medien und der gemeinsame, zentrale Omnibusbahnhof. Ein Teil der Arbeiten auf dem Gelände wurde als beschäftigungsfördernde Maßnahme mit bis zu 130 TeilnehmerInnen durchgeführt.
Das Vorhaben wurde im Wesentlichen durch Städtebauförderungsmittel, Mittel der europäischen Union (Resider II) und Zuwendungen des Wirtschaftsförderfonds des Landes Niedersachsen finanziert.
Zwei Gemeinden gaben ihre kommunale Planungshoheit an einen Planungsverband ab und schlossen einen interkommunalen Vertrag ab, um ein Gewerbegebiet erfolgreich aus einer Hand zu entwickeln. Der Standort konnte so mit einem Gesamtkonzept, unabhängig von konkurrierenden kommunalen Einzelinteressen, entwickelt werden. Doppelte städtebauliche Genehmigungsverfahren wurden vermieden.
Niedersächsisches Innenministerium (Hg.) (2002): Neue Nutzung für alte Strukturen: Revitalisierung von Brachflächen. Planungshilfe für niedersächsische Städte und Gemeinden. Hannover.
ExperConsult Wirtschaftsförderung & Investitionen GmbH & Co. KG (2004): Wirtschaftlichkeitsberechnung Revitalisierung der "Ilseder Hütte". Dortmund.
Broschüre Zwischenschritt - 8 Jahre Revitalisierung Ilseder Hütte (2005)