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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Ingelheim-West „Mehrgenerationshaus“

Ein Kindergarten am Rande einer Nachkriegssiedlung wurde zu einem zentralen Mehrgenerationenhaus entwickelt. Die baulich anspruchsvolle Erweiterung ging einher mit einer erheblichen Ergänzung der Angebotspalette. Das hohe Engagement der örtlich Aktiven und die uneingeschränkte Unterstützung durch die Kommunalpolitik und –verwaltung haben diesen Quantensprung zum Erfolg verholfen.

Kontext

Kindergarten vor dem Umbau zum Mehrgenerationshaus Quelle: Birgit Kleine-Weitzel, Stadtverwaltung Ingelheim am Rhein

In der Stadt Ingelheim am Rhein mit 26.500 Einwohnern entwickelte sich der in den 60er und 70er Jahren entstandene Stadtteil Ingelheim-West zu einem bevorzugten Wohnort für viele junge Familien mit heute ca. 5.000 Einwohnern. Die Bebauung ist geprägt von Einfamilien- oder Reihenhäusern mit sozial stabilen Haushalten und nur vereinzeltem Geschosswohnungsbau, in dem einkommensschwächere Haushalte leben. Viele der Einwohner, die in den 1960er und 1970er Jahren in den Stadtteil gezogen sind, sind mit ihrem Stadtteil weiterhin verbunden. Ingelheim-West hat bis heute keine gewachsene Ortsstruktur entwickelt. Der Bedarf nach wohnortnahen Dienstleistungen und nach einer verbesserten Infrastruktur bezüglich des Einkaufens und der Freizeitgestaltung war hoch, aber lange Zeit unbefriedigt.

Projektbeschreibung

Blick auf das Mehrgenerationshaus Quelle: Manfred Fuhrich, BBSR im BBR

Mit dem Mehrgenerationenhaus wurde ein Ort der Begegnung geschaffen werden, in dem die verschiedenen Generationen und Nutzergruppen nicht nur die ihren Bedürfnissen entsprechenden Angebote vorfinden, sondern gleichzeitig miteinander in Austausch treten und Formen der gegenseitigen Unterstützung aufbauen können.

Ein besonderes Element stellt die Dienstleistungsdrehscheibe dar, die auf drei Ebenen angesiedelt ist: Zum einen werden Dienstleistungen und Angebote wie Hausaufgabenbetreuung oder Computerkurse im Haus erbracht. Zum anderen werden Dienstleistungen außer Haus bei den Bewohnern vor Ort angeboten, wie Einkaufsdienste oder Haustierbetreuung. Zum Dritten werden Waren und Serviceleistungen im Haus von Nutzern für Nutzer angeboten, die ihre Waren in abschließbaren Ladenboxen lagern können. Das Café als „Herzstück“ des Mehrgenerationenhauses bildet die offene Anlaufstelle, in der sich alle Generationen ungezwungen und ohne Erwartungsdruck begegnen können. Daneben erhält das Mehrgenerationenhaus aber auch viele Rückzugsmöglichkeiten für die einzelnen Nutzergruppen, denn nicht alle Angebote müssen und sollen generationenübergreifend angelegt sein.

Das Mehrgenerationenhaus richtet sich ganz bewusst an alle Einwohner- und Einwohnerinnen von Ingelheim-West, unabhängig von Alter, Religion, Nationalität und kulturellem Hintergrund. Es spricht Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren, Alleinstehende und solche, die sich einsam fühlen, Menschen in besonderen Lebenslagen sowie alle, die Kontakt und Gesellschaft suchen, an.

Es verfolgt in seiner Zielsetzung und mit seinem multifunktionalen Ausbau damit ganz explizit einen Mehrgenerationenansatz, ohne dabei die Individuellen Entfaltungsbedürfnisse einzelner Zielgruppen zu vernachlässigen.

Aufgrund der starken Überbauung des Grundstücks durch das inzwischen in der Maximallösung realisierten Mehrgenerationenhauses steigt die Bedeutung der umliegenden Freiflächen auch für die Einrichtung selbst. Die Freifläche wurde in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Mehrgenerationenhaus anspruchsvoll gestaltet.

Als geeignetes Mittel für ein mögliches Miteinander werden im Raumprogramm großzügige offene Bereiche und Kommunikationszonen ausgebildet, die allen Nutzern zu einem zwanglosen Kontakt zur Verfügung stehen. Daneben wird zwischen Bereichen ohne Nutzungsfestlegung und solchen, die über Nutzungsmöglichkeiten definiert werden, unterschieden. Neben Gemeinschaftsbereichen bieten flexibel nutzbare Bereiche von Gruppenräumen bis zu Büros für Vereins- oder Beratungsarbeit Möglichkeiten für das Mit- und Nebeneinander. Eine weitere Differenzierung wird dadurch angestrebt, dass im Erdgeschoss die „öffentlicheren“ frei zugänglichen Räume angeordnet sind (z. B. Café, Bewegungsraum) und sich im Obergeschoss die eher ruhigeren Bereiche befinden (z. B. Beratungsräume und zwei Wohnzimmerbereiche: ein Jugendbereich mit „jugendlichen“ und ein anderer mit seniorengerechten Möbeln).

Café im Mehrgenerationshaus Quelle: Manfred Fuhrich, BBSR im BBR

Mit einer breiten Information und Beteiligung sowohl der Kooperationspartner (Schulen, Kirchen, Beratungsstellen, Vereine, Verbände, Unternehmen etc.) als auch der Bewohner in Ingelheim-West bereits in der Planungsphase wurde sichergestellt werden, dass das Mehrgenerationenhaus gut angenommen und mit Leben gefüllt wurde.

Das Projekt wird neben der Förderung aus dem ExWoSt-Forschungsfeld vom Land Rheinland-Pfalz und dem Landkreis Mainz-Bingen gefördert. Der größte finanzielle Anteil zum Bau des Mehrgenerationenhauses mit ca. 3 Millionen Euro liegt bei der Stadt Ingelheim, die auch das Grundstück bereitstellt. Mit den allgemeinen Betriebskosten und den Personalkosten für das Mehrgenerationenhaus übernimmt die Stadt Ingelheim den größten Anteil der dauerhaften Kosten des Betriebes. Durch die Aufnahme des Projektes in das Aktionsprogramm „Mehrgenerationenhäuser“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) stand zunächst eine Förderung für die Laufzeit von fünf Jahren in Höhe von jährlich 40.000 Euro für Sach- und Personalkosten zur Verfügung. Hinzu kommt die Finanzierung nach dem Kindertagesstättengesetz Rheinland-Pfalz für die Bereiche Krippe und Hort.

Projektchronologie

JahrEreignis
Ab 2007Öffentlichkeitsarbeit für das Mehrgenerationenhaus
Ab 2008Erweiterung des Kindergartens zum Mehrgenerationenhaus

Ziele

Spielende Kinder am Mehrgenerationshaus Quelle: Manfred Fuhrich, BBSR im BBR

  • großzügiges Raumangebot und angemessene haustechnische Standards für Menschen mit Handicap
  • eine offene, flexible Baustruktur für unterschiedlichste Nutzungen
  • kommunikation fördernde, offene und übersichtliche Haupterschließung
  • gleichzeitig Möglichkeit zur eigenständigen Erschließung einzelner Nutzungseinheiten von Außen
  • baulich-räumliche Präsenz des Hauses im öffentlichen Raum
  • differenziertes Außenraumangebot, indem die Innenräumen unterschiedlichen Außenräumen zugeordnet werden

Maßnahmen

Dirt-Bike-Park am Mehrgenerationshaus Quelle: Manfred Fuhrich, BBSR im BBR

  • Bauliche Erweiterung der Kindergartenräume
  • Ergänzung durch weitere Gebäudeteile für wechselnde Zwecke
  • Schaffung großzügiger offene Bereiche
  • Anspruchsvolle Gestaltung der Freiräume/Außenanlagen

Innovationen

Essen im Mehrgenerationshaus Quelle: Herr Rahn

Das besondere Betriebskonzept in Ingelheim besteht aus dem bewussten Wechselverhältnis zwischen professioneller Arbeit im Mehrgenerationenhaus und der Öffnung der Einrichtung für das freiwillige Engagement, für das es in dem Vorläufer des Projektes dem Kindergemeinschaftshaus schon lokale Erfahrungen gab. Als ein Erfolgsfaktor für generationenübergreifende Projekte ist die gemeinsame Motivation aller Beteiligten zu nennen.

Die verschiedenen Kooperationspartner und die in das Haus integrierten Organisationen wurden aktiv in Workshops und Planungssitzungen an der konzeptionellen Ausgestaltung beteiligt. Darüber hinaus wurden in regelmäßigen Abständen öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen durchgeführt, in denen gezielt Bedarfe und Anregungen aus der Bevölkerung abgefragt wurden. Ebenso wurde in der regelmäßig erscheinenden Stadtteilzeitung über den Fortschritt der Planungen informiert. Aktivierend wirkt auch die bauliche Konzeption, die den Bedarfen der unterschiedlichen Generationen durch Zonierung – von öffentlich bis privat, von aneignungsoffen bis zu definierten Räumen für einzelne Nutzergruppen – Rechnung trägt.

Richtungweisend sind die Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes und die Erstellung von „Regeln“ für den zukünftigen Betrieb, die bereits in der Phase der Projektentwicklung viele Akteure und Bewohner an das Mehrgenerationenhaus gebunden hat.

Quellen

Verkaufsstand im Mehrgenerationshaus Quelle: Birgit Kleine-Weitzel, Stadtverwaltung Ingelheim am Rhein

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/SqKrqVuviTL2

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 55218 - Ort: Ingelheim - Straße: Matthias-Grünewald-Straße 15.

Letzte Änderung: 26.07.2017