Alle Neuigkeiten im Blog Mehr erfahren

Nationale Stadtentwicklungspolitik

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Die auf dieser Website verwendeten Cookies dienen ausschließlich der technischen Bereitstellung und Optimierung des Webangebotes. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Navigation und Service

Jena „Lobeda-West“

Bei der Sanierung der Großsiedlung Jena-Lobeda stehen die Neuordnung und Aufwertung der Frei- und Grünflächen und die Anbindung an die benachbarte Landschaft im Mittelpunkt. Eine intensive Beteiligung der Bewohnerschaft begleitete von Anfang an den Prozess.

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Blick auf die Autobahn und die Großwohnsiedlung Lobeda in Jena Quelle: Stadtteilbüro Lobeda

Die Stadtentwicklung Jenas (100.900 Einwohner) war von jeher eng mit der dynamischen industriellen Entwicklung verbunden. Industrieansiedlungen zu DDR-Zeiten ließen die Bevölkerungszahl stark ansteigen und lösten ein ausgedehntes Wohnungsbauprogramm aus. So entstand zwischen 1966 und 1985 südlich des Stadtzentrums der in Plattenbauweise errichtete Stadtteil Lobeda für 32.000 Bewohner. Instandhaltungsmängel und soziale Umstrukturierungen machten nach der deutschen Vereinigung eine Sanierung und den Umbau der Großwohnsiedlung notwendig. Ein neues Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität gilt als Hoffnungsträger für die wirtschaftliche Entwicklung und Arbeitsmarktsituation des Stadtteils.

Projektbeschreibung

Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Quelle: Stadtteilbüro Lobeda

Die Großsiedlung Lobeda ist der größte Stadtteil Jenas mit ca. 22.440 Einwohnern (Stand 31. 12.2006). In den vergangenen Jahren ist es gelungen, grundlegende infrastrukturelle Defizite der achtziger Jahre zu beseitigen, gravierende städtebauliche und verkehrliche Mängel zu mindern und durch gezielte Wohnumfeldmaßnahmen die Qualität des Stadtteils zu erhöhen. Mit dem Neubau des Universitätsklinikum Jena wurde die Monofunktionalität des Stadtteils mit der Konzentration auf Wohnen aufgebrochen. Dennoch prägt „Wohnen“ den Charakter Lobedas.

85% des Wohnungsbestandes wurden bis heute teilweise und komplett saniert. Die Wohnqualität hat sich verbessert und entspricht aktuellen Standards, was die Vermietungsquote von nahezu 97% (Stand: 31.12.2006) belegt. Weitere Sanierungs- sowie umfassende Quartiersentwicklungsmaßnahmen werden fortgeführt.

Aus dem künstlichen, monolithischen Stadtteil soll ein lebendiger und gegliederter, im besten Sinne 'normaler' Lebensraum entstehen. So steht es in einem Arbeitsblatt des Freistaates Thüringen aus dem Jahr 2000. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei die Neuordnung und Aufwertung der Frei- und Grünflächen und die Anbindung an die umgebende Landschaft ein.

Ein städtebaulicher Rahmenplan dient als Grundlage für einen offenen Beteiligungsprozess von Verwaltung, Politik, Wohnungsgesellschaften und Bürgerschaft am Stadtumbau. Bürgerversammlungen und AnwohnerInnen-Sprechstunden werden von einem Stadtteilbüro organisiert. Sie begleiten den Prozess von Beginn an, neue Ideen und Kritik finden dadurch Eingang in die Sanierung. Eine kleine Galerie wurde vor dem Abriss bewahrt und beherbergt jetzt das Stadtteilbüro Lobeda, das an den Verein für Kommunikation und Medien (KOMME e.V.) angebunden ist.

Die Schaffung von Urbanität, Naturbezug, Identität und Orientierung werden von den Initiatoren als übergeordnete städtebauliche Aspekte aufgeführt. Grünzonen, bespielbarer Rasen statt asphaltierte Flächen, Gemeinschaftsgärten und ein "Naturerlebnisgarten" verbessern die Grünversorgung für die AnwohnerInnen. Durch eine neue Nahverkehrsanbindung des Stadtteils mit der Straßenbahn konnte auf der Fläche der ehemaligen Buswendeschleife ein zentraler Stadtplatz gebaut werden. Dieser neue Stadtteil-Treffpunkt wurde an einen ebenfalls neu angelegten Uferweg entlang der Saale angeschlossen. Die Pkw-Stellplätze wurden in Tiefgaragen untergebracht, um darüber Spielplätze, Baseball-Courts sowie einen kleinen Marktplatz anzulegen. Zu den Freiraum- und Grünmaßnahmen gehört auch die kostengünstige Verwendung von Erdaushub für den Bau einer "grünen Brücke" über die Autobahn. Diese stellt einerseits einen wirksamen Lärmschutz dar und dient andererseits der Grünvernetzung.

Die Baublöcke erhielten barrierefreie Eingangszonen, gedämmte und verkleidete Fassaden und sowie neue Fenster. Im Projekt "Vitales Wohnen" hat ein Eigentümer die obersten Geschosse von drei elfgeschossigen Hochhäusern teilweise abtragen lassen und die 231 ursprünglich identischen Einheiten zu 101 unterschiedlichen Wohnungen umgebaut.

Projektchronologie

JahrEreignis
seit 1993Umfangreiche Sanierung der Wohngebäude und Realisierung von Einzelmaßnahmen im Wohnumfeld und im öffentlichen Raum
1994BewohnerInnenbefragung zur Ermittlung der Wohnwünsche
1993-1996Erarbeitung des ersten städtebaulichen Rahmenplans
1998Eröffnung des Stadtteilbüros Lobeda
1998-2000Erarbeitung einer Sozialplanung für den Stadtteil
1998-2003Fortschreibung der städtebaulichen Rahmenplanung
1999Aufnahme in das Programm "Soziale Stadt"
2000Präsentation als weltweites EXPO-Projekt
2002Umzug des Stadtteilbüros in die ehemalige Galerie Lobeda
2002Aufnahme in das Programm „Stadtumbau Ost“
seit 2003jährliches Monitoring zum Stadtumbau
2003Aufnahme in das Programm „Lokales Kapital für soziale Zwecke“
2005Sanierung der Außenstelle der „Ernst-Abbe-Bücherei/Musik- und Kunstschule“ inklusive Freianlage und Spielplatz
2006Neubau eines Funktionsgebäudes für einen Sportanlage
2007Sanierung und Neugestaltung des Umfeldes der Galerie Lobeda-West, Sitz des Stadtteilbüros

Ziele

Neu gestalteter zentraler Stadtplatz mit Begrünung Quelle: Stadtteilbüro Lobeda

  • Erhöhung der ökologischen, funktionalen, sozialen und stadtgestalterischen Qualität einer Großwohnsiedlung
  • Förderung des langfristigen Strukturwandels durch Nutzungsmischung, Schaffung von Arbeitsplätzen und "Imageverbesserung" des Stadtteils
  • Herstellen einer Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil
  • Unterstützung einer der hohen Dichte angemessenen, urbanen Atmosphäre und Gliederung des Stadtteils
  • Sicherung des Landschaftsraumes als Ausgleich gegenüber den hochverdichteten Wohnbereichen
  • Erschließung des Umfeldes zur Naherholung

Maßnahmen

Sanierte und modernisierte Wohngebäude im durchgrünten Stadtteil Quelle: Stadtteilbüro Lobeda

  • Gliederung in maßstäbliche und überschaubare Bereiche, Schaffung einprägsamer Quartiere
  • Neuordnung wohnungsnaher Freiräume und Gestaltung des öffentlichen Raumes als "gliederndes Gerüst"
  • Anbindung des Gebietes an die umgebende Landschaft
  • Realisierung des Lärmschutzes durch Abdeckelung und Tieferlegung der BAB 4 im Abschnitt Lobeda
  • Verwendung von Erdaushub für den Bau einer "grünen Brücke" über die Autobahn A4
  • Umgestaltung von Punkthochhäusern zu individuellen Bauwerken
  • Grundlegende Sanierung und Modernisierung der Wohngebäude
  • seit 1999 wurden 1439 Wohnungen durch Rückbau vom Markt genommen
  • Rückbauflächen bilden Potenziale für neue Nutzungen im Gebiet sowie für neue Freiraumangebote gerade im Zusammenhang mit dem Neubau der Universitätsklinikums

Innovationen

Gestalteter Stadtplatz Quelle: Renate Bloos

Vor allem durch Maßnahmen im Freiraum wurde bei diesem integrierten Sanierungsprojekt das Ziel "Erhöhung der ökologischen, funktionalen, sozialen und stadtgestalterischen Qualität" erreicht. Der Rückbau von Wohnraum aus wohnungswirtschaftlichen Gründen konnte zur Weiterentwicklung und Stabilisierung der Großwohnsiedlung unter veränderten ökonomischen und sozialen Bedingungen genutzt werden. Die durch Abriss von Wohngebäuden entstandenen freien Flächen tragen zur Verbesserung der Nutzungsmischung im Gebiet bei.

Quellen

  • Bauhaus-Universität Weimar, Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr (2007) „Stadtland Thüringen-Wege des Städtebaus“
  • Freistaat Thüringen Ministerium für Bau und Verkehr (2005) „Stadtumbau in Thüringen am Beispiel der Stadt Jena“ (Arbeitsblätter der Städtebauförderung Nr. 12)
  • Stadt Jena (2003): Städtebaulicher Rahmenplan Jena-Lobeda. Fortschreibung 2002. erarbeitet vom Büro: Plan 4D, Stuttgart. (Lageplan)
  • Stadt Jena (2002) Kommunales Stadtentwicklungskonzept, Teil Wohnungswirtschaft
  • Freistaat Thüringen Innenministerium (2000): "ich sehe was, was du nicht siehst". Drei städtebauliche "Weltweite Projekte" zur EXPO in Thüringen. (Arbeitsblätter für die Städtebauförderung 6). Leinefelde. (Projektbeschreibung, Fotos)
  • vhw bundesverband für Wohneigentum, Wohnungsbau und Stadtentwicklung e.V. (2002): Preis Soziale Stadt 2002. Dokumentation. Berlin.
  • http://www.jenalobeda.de
  • "In jeder Platte steckt ein Wohnviertel". In: CAF-Agenda Transfer (2001): Stadtgespräche, Nr. 31/Sept.2001. Nachrichten zur Lokale Agenda 21. Bonn.
  • Herwig, Oliver (2001): Schauplatz Jena - Abriss des Ostens. Eine Million Leerwohnungen in den neuen Bundesländern. In: Neue Zürcher Zeitung vom 30.Okt.2001. Zürich.
  • Gemeinde- und Städtebund Thüringen (2000): Schlafstädte wachküssen. Wege zur nachhaltigen Entwicklung von Plattenbauten in Thüringen.

Weiterführendes

weiterführende Informationen auf folgenden Internetseiten

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/Wb5Pw8QpbL32

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 07747 - Ort: Jena - Straße: Karl-Marx-Allee.

Letzte Änderung: 11.09.2017