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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Köln „Bickendorf“

Das Projekt „Gemeinschaftlich Wohnen und Leben mit Kindern“ entstand Anfang der 90er Jahre in Köln-Bickendorf. Als besondere Qualität eröffnete das Projekt den Interessenten und späteren Nutzern ein großes Spektrum an Mitsprache- und Gestaltungsmöglichkeiten. Insbesondere alleinerziehenden Frauen mit Kindern bot sich damit die Chance, ihre Wohn- und Lebenssituation und zu verbessern.

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Blick auf ein Wohngebäude Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

Besonders junge Familien - ob mit einem oder zwei Elternteilen - suchen wohnungsnahe Angebote sozialer Infrastruktur und funktionierende Nachbarschaften im Quartier.

Vor diesem Hintergrund entschloss sich die Stadt Köln zu einem Modellprojekt unter dem Motto "Wohnen mit Kindern". Unter frühzeitiger Beteiligung der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner wurden unterschiedliche Wohnformen entwickelt. Diese sollten den wechselnden Lebensgewohnheiten und Bedürfnissen, vor allem von Frauen, weitgehend gerecht werden.

Das Projekt ist Teil einer Neubausiedlung mit 450 öffentlich geförderten Wohnungen, die in den Jahren 1991 bis 1993 am Ossendorfer Weg im Kölner Stadtteil Bickendorf entstand.

Von 1992 bis 1996 ist das Projekt als Modellvorhaben im Forschungsfeld „Wohnsituation Alleinerziehender und alleinstehender Schwangerer in Notlagen“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) gefördert und ausgewertet worden.

Projektbeschreibung

Spielplatz im Innenhof Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

Anfang der 90er Jahre entstand in Köln (1.020.000 Einwohner) ein Neubauprojekt mit insgesamt 27 Wohnungen in Form einer L-förmigen Straßenrandbebauung an der Clemens-Hastrich-Straße und Johann-Thomer-Straße.

Die späteren Nutzer, darunter ein Drittel Alleinerziehende, waren von Beginn an in den Planungs- und Realisierungsprozess eingebunden. So entstanden schon früh enge Kontakte zwischen den Menschen. Um ihre eigenen Wohnvorstellungen zu entwickeln, trafen sie sich ab Juni 1991 zwei Jahre lang etwa einmal im Monat mit den Mitarbeitern eines moderierenden Institutes und fallweise mit den Architekten. Sie konnten bei der individuellen Grundrissorganisation der Wohnungen, bei Ausstattungselementen, der Einrichtung und Nutzung von Gemeinschaftsflächen sowie der Nutzung und Gestaltung der Außenanlagen mitbestimmen.

Die Grundrisskonzeption ist durch unterschiedliche Wohnungszuschnitte und nutzungsneutrale Räume gekennzeichnet. Schaltbare Räume zwischen den Wohnungen ermöglichen spätere Veränderungen der Grundrisse. Bei Bedarf können einzelne Zimmer den Nachbarwohnungen zugeteilt werden.

Das Wohnungsgemenge umfasst Wohnungstypen zwischen 45 und 115 m². Dies ermöglicht das Zusammenleben unterschiedlichster Haushaltsformen.

An zentraler Stelle im Erdgeschoss entstand ein großer Gemeinschaftsraum, der zur Kinderbetreuung, für selbstorganisierte Aktivitäten, Feste oder Versammlungen genutzt wird.

Im rückwärtigen, von den Straßen abgewandten Bereich findet sich ein gemeinschaftlich nutzbarer Innenhof. Zwischen Gemeinschaftshof und Erdgeschosswohnungen liegen privat zu nutzende Terrassengärten. Sowohl an der Konzeptfindung für diesen Hof (einschließlich Gliederung der Freiflächen) wie auch an der Gestaltung waren die Mieter maßgeblich beteiligt. Um Pflege und Unterhaltung der Freiflächen kümmern sich bis heute die Mieter. Die Freiflächen sind auffallend wohnlich, durch die Mieter akzeptiert und vor allem für Kinder ein Eldorado. Sie werden intensiv genutzt und gemeinsam verwaltet.

Auch bei der Erarbeitung der Vereinbarungen zur Wohnungsverwaltung wurden Wünsche und Ideen der späteren Nutzer weitgehend berücksichtigt.

Die Gemeinschaft regelt zum Beispiel die Vergabe und Nutzung des Gäste-Appartements, die Reinigung des Gemeinschaftsraumes sowie die Pflege und weitere Ausgestaltung des gemeinsamen Wohnumfeldes als Garten und Spielbereich. Selbst für die Belegung der wenigen frei werdenden Wohnungen werden die Bewohner einbezogen. Bei Neuvermietungen vollzieht die GAG Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Wohnungsbau den formalen Akt des Mietvertrages, hält sich aber aus der Mietersuche weitestgehend heraus.

Die Prinzipien der Selbstverwaltung sind in einem "Mieterstatut" als Anlage zum Mietvertrag verankert. Noch heute funktioniert diese Form der Selbstorganisation sehr gut.

Deutlich wird die hohe Wohnzufriedenheit an der geringen Fluktuation.

Projektchronologie

JahrEreignis
1992Baubeginn
1993Bezug erster Wohnungen
1993Auszeichnung im Landeswettbewerb "Kostengünstiger Mietwohnungsbau in NRW"
1992-1996Teilnahme am ExWoSt-Forschungsfeld "Wohnsituation alleinerziehender und alleinstehender Schwangerer in Notlagen"

Ziele

Spielplatz im Innenhof Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

  • Verbesserung der Wohnverhältnisse von Alleinerziehenden und alleinstehenden Schwangeren in Notlagen
  • Gemeinschaftliches Wohnprojekt
  • Mitwirkung der zukünftigen Bewohnerschaft
  • Beteiligung als Teil des Belegungsverfahrens
  • Weitgehende Selbstverwaltung der Bewohnerschaft

Maßnahmen

Spielplatz im Innenhof Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

  • Verbindung von städtebaulichen, wohnungsbaulichen und sozialen Maßnahmen
  • Breites Spektrum an baulichen Innovationen
  • Schalträume
  • Flexible Grundrissgestaltung
  • Gästeappartement
  • Gemeinschaftsraum
  • Frühzeitige Mitwirkung und Beteiligung der zukünftigen Bewohnerschaft
  • Mietvertragliche Verankerung von Selbstverwaltungsprinzipien in einem "Mieterstatut"

Innovationen

Spielplatz im Innenhof Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR

Das Projekt "Gemeinschaftlich wohnen und leben mit Kindern" überzeugt durch seine architektonischen und sozialen Qualitäten im sozialen Mietgeschosswohnungsbau. Es zeichnet sich durch gut funktionierende Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Erwachsene und Kinder aus.

Es ist ein breites Spektrum räumlicher Optionen entstanden.

In organisatorischer Hinsicht ist die weitgehende Selbstverwaltung hervorzuheben. Einrichtung, Pflege und Verwaltung der Gemeinschaftsräume werden überwiegend von den Bewohnern getragen.

Die hausinternen Gemeinschaftsflächen und das projektbezogene Wohnumfeld bieten Raum für nachbarschaftliche Kommunikation.

Eine Vielzahl von gemeinschaftlichen Aktivitäten, nachbarschaftlichen Hilfen und Kontakten ist Ausdruck einer hohen Akzeptanz und der starken Identifikation der Menschen mit "ihrem" Wohnkomplex.

Quellen

  • Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.): ExWoSt-Informationen zum Forschungsfeld „Wohnsituation Alleinerziehender und alleinstehender Schwangerer in Notlage“ Nr. 2 (1993) und 11.3 (1996)
  • Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.): Wohnsituation Alleinerziehender III. Ergebnisse des Forschungsfeldes. – Bonn 1996. = Materialien zur Raumentwicklung, Heft 78

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/YfGziYgaDx92

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 50827 - Ort: Köln - Straße: Clemens-Hastrich-Straße 1.

Letzte Änderung: 28.08.2017