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Luckenwalde-Innenstadt „Zwischennutzung einer Baulücke“
Die Stadt Luckenwalde hat einen Vertrag zur Zwischennutzung mit dem Eigentümer der Brache geschlossen, nachdem seine Bemühungen, einen Investor für eine städtebauliche Nutzung einer innerstädtischen Brachfläche zu finden, erfolglos blieben. Die Brachfläche zwischen Nuthepark und Einkaufsmeile wurde in das städtische Wegenetz eingebunden und zur Grünfläche für alle Bürger der Stadt umgestaltet. Die gesamte Anlage entstand unter aktiver Mitwirkung vieler Bürger.
Kontext
Quelle: Stadt Luckenwalde
Die Stadt Luckenwalde (20.000 EW) hat in den letzten Jahren verstärkt mit Funktionsschwächen und einem Bedeutungsverlust der Innenstadt zu kämpfen. Zurückzuführen ist dies auf den demographischen und wirtschaftsstrukturellen Wandel und die damit verbundenen Rückgänge von Kauf- und Wirtschaftskraft. Durch die negative Wirkung der zentral gelegenen Brache auf die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wurden die Probleme im Umfeld zusätzlich verstärkt.
Der Nuthepark schließt unmittelbar an den sogenannten "Boulevard" an. Die Einkaufsmeile in der Innenstadt von Luckenwalde. Zwischen diesem wichtigen innerstädtischen Grünzug und der Fußgängerzone lag zehn Jahre lang eine ca. 2.000 qm große Fläche brach. Diese wurde in der Bevölkerung als innerstädtischer „Schandfleck“ wahrgenommen.
Die Stadt Luckenwalde hatte sich fast zehn Jahre erfolglos darum bemüht, für die Bebauung der Brachfläche einen Investor und eine städtebauliche Nutzung zu finden. Darum suchte sie eine kreative Zwischenlösung, die spätere Optionen offen ließ. Die Fläche zwischen Nuthepark und der Fußgängerzone sollte temporär einer öffentliche Nutzung zugeführt werden und gleichzeitig ins Stadtbild passen.
Die Zwischennutzung wurde durch einen Vertrag mit dem Eigentümer ermöglicht. Dieser enthält Regelungen über Möglichkeiten zur Zwischennutzung als öffentliche Grünfläche und über eine jährliche symbolische Pacht. Darüber hinaus ist für den Eigentümer die Option geregelt, das Grundstück im Bedarfsfall zu bebauen.
Es entstand eine gestaltete Grünfläche als Aufenthalts- und Begegnungsstätte für alle Bürger der Stadt, insbesondere aber für Jugendliche und Familien. Die Grünfläche ist in das städtische Wegenetz als Verbindung zwischen Nuthepark und Boulevard eingebunden. Baumreihen sind so gesetzt, dass sie bei einer späteren Bebauung erhalten bleiben können. Weitere Schmuckpflanzungen können ohne großen Aufwand umgesetzt werden. Herzstück ist ein Beach-Volleyballfeld, das sich zum Anziehungspunkt für junge Leute entwickelt hat. Bei der Gestaltung wurde darauf geachtet die "Remise", ein denkmalgeschützter Gebäuderest einer ehemaligen Brauerei, einzubeziehen. Mobiliar und Beleuchtung orientieren sich an den Elementen des neu gestalteten Nutheparks. Die Erarbeitung eines Konzepts für die Baulückengestaltung wurde vom Tiefbauamt übernommen. Dabei konnten vielfältige Aspekte aus der Diskussion mit lokalen Akteuren berücksichtigt werden.
Verschiedene regionale Firmen haben Material und Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung gestellt oder finanzielle Hilfe geleistet. So wurden Patenschaften für Bäume übernommen, Bänke gestiftet und die Möblierung zum großen Teil von den herstellenden Firmen zum Sonderpreis gestellt. Über URBAN II wurde die Arbeit von bis zu 20 Sozialhilfeempfängern auf dem Gelände finanziert.
Gewerbetreibende haben sich unter dem Dach des 1996 von der Wirtschaftsförderung gegründeten "Stadtmarketingvereins Luckenwalde" sowie eines speziell für die Innenstadt etablierten "Innenstadtmanagements" in dem Projekt engagiert. Das Innenstadtmanagement Luckenwalde wurde im Herbst 2002 im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative URBAN II installiert. Schirmherrin war die Bürgermeisterin. Darüber hinaus wurden verschiedene Akteure eingebunden, wie z.B. ein Gymnasium und Sportvereine.
Am 4. Juli 2003 wurde die Fläche im Rahmen einer feierlichen Eröffnung an die Öffentlichkeit übergeben. Aus dem „Schandfleck“ ist eine attraktive öffentliche Grünfläche geworden, die großen Anklang in der Bevölkerung findet. Die neu gewonnenen sichtbaren Qualitäten haben die Identifikation der Bürger mit der Stadt weiter stärkt.
Die Stadt Luckenwalde hat eine innerstädtische Brachfläche durch Zwischennutzung aufgewertet. Ohne großen finanziellen Aufwand und ohne Eigentumswechsel konnte der „Schandfleck“ in der Fußgängerzone beseitigt werden. Mit der Realisierung als öffentliche Grünfläche mit Beach-Volleyballfeld wurde direkt im Zentrum ein öffentlicher Begegnungsort geschaffen, ohne eine spätere Bebauung zu erschweren. Ein besonderer Gewinn dieser Baulückengestaltung ist der praktizierte Gemeinschaftssinn, der sich durch das Vorhaben herausgebildet hat und auf weitere Projekte ausstrahlt.
Besonders herauszuheben sind auch die Finanzierung und Realisierung des Projekts. Insbesondere die Mitwirkung von Akteursgruppen der Wirtschaft und der Bewohnerschaft, Patenschaften, Arbeitsleistungen der Bewohner sowie die Einbeziehung von Sozialhilfeempfängern trugen zu dem Erfolg bei. Durch die Kooperation der Akteure konnte in kurzer Zeit ein gravierender städtebaulicher Missstand behoben und eine Aufwertung der Innenstadt erreicht werden.
„Lebenswerte Innenstädte - Initiativen, die bewegen!“ - Gute Beispiele für Projekte und Initiativen der Innenstadtentwicklung, Hrsg.: BMVBS/BBR, Bonn 2007, >>weitere Informationen zur Veröffentlichung