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Um das Brunckviertel aus den 1930er-Jahren langfristig attraktiv zu halten, erfolgte eine grundlegende städtebauliche Aufwertung der Siedlung. Dabei bildeten energieeffiziente Maßnahmen den Schwerpunkt. Das Konzept umfasste neben Abriss und Modernisierung von Altbauten auch den Neubau von Wohnungen. Darüber hinaus wurden neue Grünanlagen angelegt und das Wohngebiet mit einem Verkehrskonzept beruhigt. So konnte nicht nur die Wohnqualität des gesamten Brunckviertels nachhaltig verbessert werden, sondern auch der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen des gesamten Wohngebiets um 80 Prozent reduziert werden.
Kontext
Quelle: LUWOGE
Das Brunckviertel in Ludwigshafen (162.000 Einwohner) ist eine Werkssiedlung der BASF aus den 1930er-Jahren, die rund 500 Wohneinheiten umfasst. Bereits in den 1990er Jahren zeigte sich, dass die Wohnungen dort nicht mehr zeitgemäß waren. Gemeinsam erarbeiteten die LUWOGE (das Wohnungsunternehmen der BASF), die Stadt Ludwigshafen und das Land Rheinland-Pfalz ein umfangreiches Modernisierungskonzept, um das Viertel langfristig attraktiv zu halten und Wegzüge zu verhindern. Altbaubestände sollten modernisiert, den heutigen ökologischen und technischen Standards angepasst und durch neue Bebauung ergänzt bzw. teilweise ersetzt werden.
In die Planungen wurde die Modernisierung eines Altbaus zum 3-Liter-Haus aufgenommen
Bei der Modernisierung des Brunckviertels hat die LUWOGE an einem Gebäude exemplarisch gezeigt, welches Energiesparpotential heute bei der Altbausanierung realisierbar ist. Das Gebäude, das zum 3-Liter-Haus modernisiert wurde, ist ein Mehrfamilienhaus mit neun Wohneinheiten auf 700 Quadratmetern. Die Energieeinsparungen und die damit verbundene Reduktion des CO2-Ausstoßes wurden in erster Linie durch spezielle Wärmedämmung erreicht. Der Altbau ist mit mindestens 20 Zentimeter dicken Wärmedämmplatten, den sogenannten Neopor-Platten isoliert. Diese haben gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen ein deutlich besseres Wärmedämmvermögen.
Um Wärmebrücken zu vermeiden, wurden beispielsweise Balkone vorgestellt. Alle Räume werden durch eine kontrollierte Belüftungsanlage optimal be- und entlüftet. Sie saugt die verbrauchte Wohnungsluft aus Küche und Bad ab und führt sie über einen Wärmetauscher. Dieser überträgt bis zu 85 % der Abluftwärme auf die Frischluft, die dann wohltemperiert und gefiltert in Wohn- und Schlafzimmer strömt. So wird kontinuierlich frische und gefilterte Luft den Räumen zugeführt und Schadstoffe werden beständig abgeführt.
Die Fenster im 3-Liter-Haus sind dreifach verglast und haben einen U-Wert von 0,8 W/m2K. Die Kunststoffrahmen sind mit einem Polyurethan-Dämmkern ausgestattet. Für zusätzlichen Wärmeschutz sorgt die Edelgasfüllung zwischen den Scheiben. Über ein einfach verglastes Fenster entweicht rund die siebenfache Menge an Wärme.
Zur besseren Belichtung wurden die Fenster vergrößert. Für angenehme Raumtemperaturen sorgen Latentwärmespeicher, die im Innenputz des Baumaterials einer Wohnung integriert wurden. Um die Weiterentwicklung von Zukunftstechnologie zu fördern, hat die LUWOGE gemeinsamen mit Partnern eine Brennstoffzelle ins 3-Liter-Haus integriert. Ziel ist, den konventionellen Heizkessel durch eine kombinierte Strom- und Wärmeerzeugungseinheit aus Brennstoffzelle und Zusatzbrenner zu ersetzen. Damit wird nicht nur der Energieverbrauch gedrosselt, sondern auch den CO2-Ausstoß deutlich reduziert.
Nach dreijähriger Messung haben die Werte des Heizwärmebedarfs im 3-Liter-Haus die Erwartungen übertroffen. Der durchschnittliche Verbrauch im 3-Liter-Haus liegt mit 2,6 Litern pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr unter der 3-Liter-Marke. Damit sinkt der Verbrauch gegenüber einem nichtsanierten Altbau um das Sieben- bis Zehnfache.
Verwendung eines optimierten Dämmstoffs zur Fassaden- und Dachdämmung
Einbau von dreifachverglasten Fenstern
Passive Solarnutzung durch Vergrößerung der Südfenster
Kontrollierte Wohnungsbe- und Entlüftung
Verwendung von mikroverkapseltem Latentwärmespeicherputz
Einsatz von Brennstoffzellentechnik für Raumwärme und Warmwasser
Durchführung eines wissenschaftlichen Messprogramms
Förderung im Rahmen des „Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus“ des Landes Rheinland-Pfalz und Aufnahme als „Best-Practice-Modell“ im SUREURO-Projekt (Sustainable Refurbishment Europe) der Europäischen Union
Die ökologischen und technischen Ambitionen bei der Modernisierung im Siedlungsbestand sind bei diesem Projekt besonders hervorzuheben. Mit diesem Konzept können rund 80 % des Heizwärmebedarfs im Brunckviertel eingespart werden. Durch den Einsatz unterschiedlicher, neu entwickelter Materialien und Techniken sowie durch die wissenschaftliche Überprüfung ihrer Auswirkungen, ist das 3-Liter-Haus in Ludwigshafen zu einem Vorbild für die Altbaumodernisierung der Zukunft geworden. Das Projekt findet inzwischen weit über Ludwigshafen hinaus Anerkennung und erfährt Nachahmung. Hinter dem Erfolg des Hauses steckt ein modernes Energiekonzept, das zeigt, was mit innovativen Baustoffen in der Altbausanierung machbar ist.
LUWOGE, Wohnungsunternehmen der BASF GmbH (2001): Das 3-Liter-Haus. Eine Innovation in der Altbaumodernisierung. Ludwigshafen
Schubert, Dr. Wolfgang (2001): Das 3-Liter-Haus im Bestand. Sanierung und Modernisierung einer Altbausiedlung. Vortrag auf der 18. Tagung der Arbeitsgruppe der mittel-, ost- und südeuropäischen Staaten. Leipzig
Greifenhagen, Wolfgang (2003): Nachhaltige Revitalisierung eines Wohngebietes. Brunckviertel mit dem „3-Liter-Haus“ in Ludwigshafen. Vortrag auf dem Kongress „Nachhaltige Stadtentwicklung“. Ludwigshafen