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Die „Lübbenaubrücke“ ist ein städtebauliches und wohnungswirtschaftliches Kooperationsprojekt der Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald mbH (WIS), der Gemeinschaftliche Wohnungsbaugenossenschaft der Spreewaldstadt Lübbenau e.G. (GWG) und der Stadt Lübbenau. Mit der Entwicklung und Initiierung von Projekten zum Stadtumbau, zur Bürgerbeteiligung und zum Stadtmarketing wird ein Standort mit nachhaltig hoher Wohn- und Lebensqualität geschaffen.
Kontext
Quelle: Dr. Jürgen Othmer
Zu DDR- Zeiten erlebte Lübbenau (heute: 17.500 Einwohner) einen starken Bevölkerungsanstieg wegen der stetigen Arbeitskräftenachfrage der umliegenden Kraftwerke und des Braunkohletagebaus. Im Zuge dieser Entwicklung wurde die Großsiedlung Neustadt errichtet, in der kurz vor der Wende über 80% der rund 23.000 Einwohner Lübbenaus lebten.
Mit der Stilllegung des Braunkohleabbaus und der Kraftwerke bis Mitte der 1990er Jahre setzte ein starker Bevölkerungsrückgang ein, der zu einem Verlust von über 25 Prozent der Einwohner führte. Besonders betroffen von dieser Entwicklung war die Neustadt. Dementsprechend hoch waren dort die Leerstandsquoten im Bestand der Wohnungsgesellschaft im Spreewald (WIS) und bei der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft (GWG). Insbesondere die WIS, in deren Besitz sich etwa zwei Drittel des Gesamtbestandes in der Neustadt befinden, sah sich mit einem Leerstand von ca. 20% konfrontiert. In den Beständen der GWG betrug die Leerstandsquote aufgrund des höheren Sanierungsstandes etwa 10%.
Um der wachsenden Leerstandsproblematik effektiv entgegenwirken zu können, schlossen sich die Stadt Lübbenau und die beiden Wohnungsunternehmen im Jahre 1999 zum Kooperationsprojekt „Lübbenaubrücke“ zusammen. Die Grundlage des Kooperationsprojektes bildet eine vertragliche Vereinbarung zwischen der Stadt und den Wohnungsunternehmen. Darin wurden folgende Handlungsprämissen festgelegt:
Frühzeitige Einbindung aller Beteiligten und Betroffenen
Förderung bürgerschaftlichen Engagements
Intensive Kooperation und permanente Kommunikation zwischen den Wohnungsunternehmen, der Stadt, den Planern, dem Stadtteilmanager und den Mietern
Ganzheitlicher Planungsansatz, flexible Planungsinstrumente sowie die dauerhafte Finanzierbarkeit
Die organisatorische Führung der „Lübbenaubrücke“ wird durch die Projektträgerrunde wahrgenommen, welcher der Bürgermeister und die Vorsitzenden der Wohnungsunternehmen angehören. Der sogenannte „Brückenbeirat“ hat in erster Linie eine beratende und kontrollierende Funktion. Die „Lübbenaubrücke“ hat zur Überprüfung und Verbesserung des Stadtumbauprozesses ein gemeinsames Monitoring eingerichtet. In Abstimmung mit den lokalen Ver- und Entsorgungsunternehmen wurden durch die Kooperationsgemeinschaft von 2000 bis 2002 drei umfassende Konzepte zur wohnungswirtschaftlichen und städtebaulichen Entwicklung erarbeitet.
Eine zentrale Maßnahme ist dabei der Abriss von 2.400 der 7.000 Wohnungen in der Neustadt. Der Abriss konzentriert sich in den peripheren Gebieten der Großsiedlung und hatte neben der Entwicklung neuer attraktiver Wohngebäude durch Teilrückbaumaßnahmen, Grundrissveränderungen und Balkon- und Erkeranbau zum Ziel, die Wohnqualität im verbleibenden Zentrum der Neustadt zu erhöhen. Ebenfalls zur Wohnumfeldverbesserung tragen zahlreiche neue Grünanlagen (z.B. ein neuer Stadtpark in der Nähe des zentralen Platzes der Neustadt), Sport-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie ein neuer zentraler Gewerbebereich („vis-a-vis“) bei. Durch die Tätigkeit der „Lübbenaubrücke“ wurden auch private Initiativen angeregt, sich an der Stadtumgestaltung zu beteiligen. Hervorzuheben sind hierbei vor allem der Verein „Freunde der Lübbenaubrücke“, der kleinere Projekte fördert und die zahlreichen Arbeitsgruppen, in denen Interessierte innovative Ideen zu den jeweiligen Arbeitsschwerpunkten beitragen können. Auf diese Art und Weise ist es gelungen, eine große Anzahl der Lübbenauer mit in den Stadtumbauprozess einzubeziehen und dank dieses Pools an Ideen und kleineren Projekten eine spürbare Aufwertung der Neustadt zu erreichen.
Zusammenschluss der Stadt Lübbenau und der beiden lokalen Wohnungsunternehmen zum Kooperationsprojekt „Lübbenaubrücke“
2000
Gemeinsame Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzeptes
2001
Gemeinsame Erarbeitung des Stadtumbaukonzeptes
2002
Gemeinsame Erarbeitung des wohnungswirtschaftlichen Konzeptes
2002
Gründung des Fördervereins „Freunde der Lübbenaubrücke“
2003 bis 2007
Abriss von 118 Wohnungen in der Neustadt; Gründung der Schülerorganisation Stadtumbau „SOS Lübbenaubrücke“; Abriss von 873 Wohnungen
2007
Erarbeitung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes Lübbenau (INSEK) – zur Vereinfachung und Transparenz der Planung Partnerschaften mit Schulen und Institutionen
2000 bis 2008
Umbau und Sanierungen von ca. 1000 Wohnungen; Gestaltung von ca. 300 seniorengerechten Wohnungen; Abriss von 950 Wohnungen; Aufteilung der Großwohnsiedlung Neustadt in mehrere Quartiere zur besseren Identifikation mit dem Wohngebiet (Beispielsweise: Senioren und familiengerechtes Wohnen)
Schaffung einer hohen Wohn- und Lebensqualität für Bewohner und Touristen
Stärkung der Infrastruktur und der regionalen Wirtschaft
Verbesserung der städtebaulichen Struktur: Reaktivierung der Grünverbindungen, Beseitigung von Brachflächen und Barrieren und Konzentration der Gewerbeflächen
Das vorbildliche lokale Kooperationsmodell „Lübbenaubrücke“ fördert die permanente Zusammenarbeit der drei Projektträger untereinander sowie mit den Ver- und Entsorgungsunternehmen und den Bewohnern. Die freiwillig eingegangenen Handlungsgrundsätze schaffen das nötige Vertrauen zwischen allen Beteiligten. Das unmittelbare Engagement der obersten Entscheidungsträger sorgt für eine hohe Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit im Stadtumbauprozess. Im Rahmen des Stadtentwicklungsprozesses wurden auch die lokalen Wirtschaftsbetriebe und der Tourismus gestärkt. Die Kooperationsgemeinschaft und der Förderverein unterstützen viele freiwillige Akteure, die sich mit kleineren Projekten zu den unterschiedlichsten Themenbereichen bei der Umgestaltung ihrer Heimatstadt beteiligen. So wird der Stadtumbauprozess zu einem Gemeinschaftswerk aller lokalen Akteure.
Haller, Christoph/Thurn, Thomas (2004): Kooperation für den Stadtumbau – Zusammenarbeit der Wohnungsunternehmen und der Stadt. Dokumentation einer Veranstaltung des Arbeitskreises Stadtumbau
Othmer, Jürgen (Herausgeber): Zukunft gestalten. Wohnen und Leben im Informationszeitalter. Potsdam 2003.