Die auf dieser Website verwendeten Cookies dienen ausschließlich der technischen Bereitstellung und Optimierung des Webangebotes. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz
Ein Ensemble aus zwölf denkmalgeschützten Häusern wurde von einer bunt gemischten Eigentümergemeinschaft umgebaut. Mit diesem Projekt wurde ein breit gefächertes Raumangebot für Wohnen und Arbeiten, Kultur und Freizeit geschaffen.
Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.
Kontext
Quelle: baumann / www.bild-raum.com
Das Gebäudeensemble liegt inmitten der historischen Altstadt von Lübeck (217.000 Einwohner). Es besteht aus unterschiedlich großen Häusern aus acht Jahrhunderten, beherbergte ursprünglich zwei Frauenkonvente, ein Stiftsgebäude zur Unterbringung und Beschäftigung von Armen und Obdachlosen sowie ein Waisenhaus. Von 1950 bis 1998 wurde es vom Sozialamt der Stadt benutzt. Nach dessen Auszug entwickelte eine Interessentengruppe Pläne für ein gemeinschaftliches Wohn- und Arbeitsprojekt und erwarb die Gebäude von der Stadt.
Aufgrund der großen denkmalpflegerischen und bodenarchäologischen Bedeutung des Baubestandes und des Grundstücks wurden die Sanierungs- und Umbauarbeiten eng mit der Denkmalbehörde abgestimmt. Durch diese Zusammenarbeit ist es gelungen, wichtige Zeugnisse der Stadt- und Baugeschichte wieder zu nutzen und z.B. Wandmalereien und einen Kuppelofen zu erhalten.
Es sind insgesamt 45 Wohnungen für ca. 80 BewohnerInnen und 17 Gewerbeeinheiten mit ca. 40 Arbeitsplätzen entstanden. Die Gebäude wurden individuell nach den Bedürfnissen der jeweiligen NutzerInnen saniert. Für die BewohnerInnen wurden ein Gemeinschaftsraum mit Kulturcafé, mehrere Fahrradkeller und eine Sauna errichtet. Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) versorgt die Häuser mit Wärme und Strom, eine Zisterne sammelt Regenwasser, das zur WC-Spülung verwendet wird.
Eine Eigentümergemeinschaft erwarb die vier zusammenhängenden Gebäude, die Ende des 19. Jahrhunderts als Arbeitshaus für Obdachlose errichtet wurden, zur Selbstnutzung und Vermietung. Dort schuf man Wohnungen mit Balkonen und Dachterrassen für das Mehrgenerationenprojekt "Alt und Jung unter einem Dach". Dazu gehört unter anderem eine Wohngemeinschaft von jungen Menschen mit körperlichen bzw. geistigen Behinderungen und ihrem Betreuer. Im Erdgeschoss eines Eckgebäudes befindet sich das "Marli"-Stadtteilcafé, welches Arbeitsplätze für mehrere Behinderte bietet. In den Obergeschossen sind Praxen und Ateliers untergebracht. Zwei eingetragene Kulturdenkmale aus dem 15. bzw. dem späten 13. Jahrhundert und das expressionistische, ehemalige Werkstattgebäude wurden in Ateliers, Werkstätten, Büro- und Wohnräume umgebaut. Die übrigen Gebäude enthalten unterschiedlich große, z.T. mehrgeschossige Wohnungen für Alleinstehende, Paare und Familien.
Das Ensemble der zwölf Ziegelhäuser umschließt einen gemeinsam genutzten, autofreien, entsiegelten und begrünten Innenhof. Der Hof steht - genauso wie alle sozialen, kulturellen und gewerblichen Angebote - der Nachbarschaft im Lübecker Aegidienviertel offen.
Dieses Projekt zeigt, wie in denkmalgeschützter Bausubstanz zeitgemäßes Wohnen und Arbeiten in der Stadt realisierbar ist. Der Zusammenschluss von Privatleuten und Gewerbetreibenden schuf eine "Oase" mitten in der Stadt, die vielen Menschen Wohnraum und Arbeitsplätze bietet und durch kulturelle und gewerbliche Angebote das umliegende Stadtviertel bereichert.
Steffens Meyer Franck - Architekten + Stadtplaner (2003): aegidienhof lübeck. Faltblatt zum Tag des offenen Denkmals. Lübeck (Foto 2 und 3)
Steffens, Rainer; Aegidienhof e.V. (2002): Hansestadt Lübeck: Aegidienhof. In: BMVBW (Hg.): Dokumentation 10. Kongress Städtebaulicher Denkmalschutz am 22./23.10.02 in Magdeburg. Berlin
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und Deutsche Stiftung Denkmalschutz (2002): Bundesweiter Wettbewerb 2001-2002. Werkbericht. o. O.
Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) (2002): Neues Leben unter alten Dächern, Bundeswettbewerb - Die Preisträger. Um- und Wiedernutzung von Baudenkmälern und anderen historischen Bauten. Bonn
Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein u. Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßiges Bauen e.V. (2002): Leitfaden für Gruppenwohnprojekte und innovative Wohnprojekte. Kiel
Aegidienhof GbR (2000): Neue Visionen in alten Mauern. Aegidienhof. Lübeck
Büro für Raum im Bild, Dipl.-Ing. Stephan Baumann, Marie-Alexandra-Str. 19, 76135 Karlsruhe, Web: http://www.bild-raum.com (Foto 1 und 5)