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Der Neubau des Stadthafens verbindet Tourismusförderung und Stadtgestaltung. Der neue Freizeithafen mit Bootsliegeplätzen, Mole, Promenade und Gastronomie ist zum touristischen Anker im Zentrum der Kleinstadt Malchow geworden.
Kontext
Malchow (knapp 7.000 Einwohner, 2009) liegt im Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte, nicht weit entfernt von der Müritz, am Malchower See. Die historische Stadtstruktur ist durch die Lage am Wasser und die enge Verbindung zur Landschaft geprägt.
Ausgangspunkte für die Entwicklung eines Stadthafens als touristischer Kern der Innenstadt waren stadtstrukturelle und stadträumliche Defizite. In der Vergangenheit war das zentrumsnahe Gelände Standort einer Gerberei und später eines Möbelwerkes. Nach Ende der gewerblichen Nutzung wurde die Fläche als wilder Parkplatz genutzt.
Quelle: planungsgruppe STADT+DORF
Erste Überlegungen zur Umnutzung der Brachfläche und Neuanlage eines Stadthafens gab es Ende 1999. Die Notwendigkeit für eine Hafenanlage war offensichtlich, da der Wassertourismus auf den Mecklenburgischen Seen stetig zunahm. Das Planungsgebiet des Hafens umfasst 1,5 ha und liegt im Sanierungsgebiet der Stadt Malchow.
Mit dem Stadtumbauprojekt verbindet sich eine doppelte Zielsetzung. Zum einen sollte der Hafen die touristischen Bedingungen für den Wasserwanderrastplatz in Malchow verbessern. Zum anderen sollte ein attraktiver Stadtraum entstehen, um neue Stadtqualitäten für die Altstadt zu gewinnen und angrenzende Bereiche zu revitalisieren.
Nach Beschluss der Stadtvertretung zum Stadthafen wurde im Jahr 2000 ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt, zu dem acht Büros eingeladen wurden. Die anschließende Planungsphase dauerte bis 2005. Im Dezember desselben Jahres begann dann die Bauphase mit der Auskofferung des Geländes. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Teil des zwischenzeitlich auf der Brachfläche gewachsenen Grüns geräumt.
Die neue Hafenanlage mit 35 Liegeplätzen für Sportboote ist auf den Drehbrückenplatz ausgerichtet. Unmittelbar an der historischen Drehbrücke zur Altstadtinsel wurde das Hafenbecken mit zwei Metern Tiefe ausgehoben. Eine Mole bietet Aufenthaltsgelegenheit und Ausblick auf den See, die Altstadtinsel und das gegenüberliegende Kloster. Für den Sportboottourismus steht ein Gebäude mit Hafenmeisterei und sanitären Einrichtungen zur Verfügung. Neue Gaststätten ergänzen das Angebot.
Das Hafengebiet wird hangseitig von zwei- und dreigeschossigen Wohngebäuden eingefasst. In den fünf Häusern hat ein privater Investor Wohnungen errichtet, die überwiegend von Urlaubsgästen genutzt werden. Aufgrund der Nähe zur Altstadt gibt der Hafen mit seinen öffentlichen Räumen und neuen Funktionen Impulse für städtisches Leben. Der Stadthafen bildet ein städtebauliches Gelenk zwischen den verschiedenen Teilen der Altstadt.
Bauherr des neuen Stadthafens ist die Stadt Malchow. Als Sanierungsträger fungiert die EGS Entwicklungsgesellschaft in Schwerin. Zur Finanzierung des gesamten Projektes tragen verschiedene Quellen bei. Für die Altlastensanierung gab es Sonderzuweisungen für die Beseitigung von Altlasten und für die Hafenanlage Fördermittel der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“. Erschließung und städtebauliche Maßnahmen wurden aus der Städtebauförderung und mit städtischen Eigenmitteln finanziert. Der Hafen mit Hafenmeisterei wird von der Stadt betrieben. Nach Aussagen der Stadt trägt sich der Hafenbetrieb finanziell selbst.
Bedarfs- und Standortuntersuchungen zu öffentlichen Bootsliegeplätzen; Beschluss der Stadtvertretung für die Anlage eines Stadthafens; städtebaulicher Ideenwettbewerb
2003
Investorenausschreibung für die Hafenrandbebauung
2004
Beschluss zum Bebauungsplan Stadthafen
2005
wasserrechtliche Plangenehmigung; Baubeginn
2006
zweite Investorenausschreibung; städtebaulicher Vertrag zur Hafenrandbebauung
2007
Freigabe des Hafenbeckens; Grundsteinlegung für die Hafenmeisterei
Geländeauskofferung (20.000 m³) und Anlage eines 3700 m² großen Hafenbeckens
Bau einer Hafenmole mit zwei Anlegestellen der Personenschifffahrt
Anlage von Hafenterrassen, Hafenplatz, -straße und -balkon
öffentliche Grünanlage
Neubau einer Hafenmeisterei
Bau von fünf Ferienhäusern
Sanierung angrenzender Altbauten
Errichtung einer Tiefgarage
Infrastruktur für die Bootsliegeplätze (Trinkwasser- und Stromanschlüsse, Toiletten, Duschen, Schmutzwasser-/Müllentsorgung, Waschmaschine, Wäschetrockner)
Mit langem Atem und politischer Unterstützung ist eine Gewerbebrache zu einem attraktiven Stadtraum und neuen urbanen Kern der Stadt geworden. Es ist der Stadt Malchow gelungen, dem zunehmenden Bedarf aus dem Wassertourismus zu entsprechen und zugleich Stadthafen und Neubauten funktional und verträglich in das Stadtbild zu integrieren. Für die Hafenpromenade wurde eine Überlagerung von privater und öffentlicher Nutzung ermöglicht. Der gesamte Erdtransport konnte umweltverträglich über den Wasserweg abgewickelt werden.
Die Hafen- und Freiflächenplanung erhielt eine Anerkennung zum Landesbaupreis 2010.
Interview am 23.07.2010 mit Bürgermeister Joachim Stein der Stadt Malchow und Dr. Torsten Löber, Beratender Ingenieur BK Berlin, Versorgungsplanung, Berlin
Integrierte Stadtquartiersentwicklung am Wasser auf der Homepage des BBSR >>weitere Informationen