Die auf dieser Website verwendeten Cookies dienen ausschließlich der technischen Bereitstellung und Optimierung des Webangebotes. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz
Auf dem Gelände der "Alten Messe-München" entsteht seit dem Jahr 2000 ein neues innerstädtisches Quartier für Wohnen, Arbeiten und Freizeit. Bei der Planung des Stadtteils wurde eine neue Qualität der Bürgerbeteiligung erreicht. Die BürgerInnen konnten schon während der Entwurfsphase Wünsche und Anregungen an mehr Punkten als sonst üblich einbringen.
Kontext
Quelle: Stadt München
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf der Theresienhöhe in München (1.354.000 Einwohner, Stand 31.12.2009) der Bavariapark errichtet. Um ihn herum entwickelte sich ein Ausstellungs- und Vergnügungspark, dem schließlich bis 1998 die Funktion als zentraler Messestandort Münchens zukam. Aufgrund fehlender Erweiterungsmöglichkeiten beschloss die Betreibergesellschaft 1987, die Messe auf das Gelände des ehemaligen Flughafens Riem zu verlegen. Die Neuentwicklung des alten Messegeländes zu einem lebendigen Stadtquartier wurde ein Leitprojekt der Stadtentwicklungskonzeption „Perspektive München“ unter dem Leitmotiv „kompakt-urban-grün“. Von den BewohnerInnen der angrenzenden, hochverdichteten Quartiere wurden diese Bestrebungen zunächst sehr kritisch gesehen, da diese sich vor allem eine Verbesserung der Grünflächenversorgung wünschten.
Die Stadt war Eigentümerin des ehemaligen Messegeländes und entschloss sich, die Projektentwicklung und Vermarktung selbst durchzuführen. Sie verfolgte an der Theresienhöhe das Ziel, ein kompaktes innerstädtisches Quartier zu entwickeln, das sich städtebaulich und sozial in seine Umgebung einfügt. Um Ideen für ein Bebauungskonzept zu sammeln, wurde 1996 ein kooperativer, städtebaulicher Ideenwettbewerb ausgelobt, den das Architekturbüro Steidle+Partner mit den Landschaftsplanern Thomanek+Duquesnoy gewann.
Das Herzstück des neuen Quartiers bilden der Bavariapark und drei denkmalgeschützte Ausstellungshallen, die für das Verkehrszentrum des Deutschen Museums umgenutzt wurden. Nördlich und westlich des Parks sind ein Kerngebiet mit Läden, Büros, Dienstleistungsflächen und Wohnungen sowie ein Wohngebiet gegenüber dem Bavariapark entstanden. Südlich des Parks wurde ein verdichtetes Wohngebiet errichtet. An den Rändern zu den umgebenden Straßen entstanden weitere Kerngebiete und eine Grundschule.
Die Grünversorgung wird durch Aufwertungsmaßnahmen im Bavariapark, eine kleinere Grünfläche im Bereich der neuen Wohnbauten und die Begrünung zweier Plätze verbessert. Insgesamt wurden bis Ende 2010 die 1.400 Wohnungen (davon 50% öffentlich gefördert) und rund 4.000 Arbeitsplätze im Stadtteil realisiert. Eine besondere Herausforderung war die Nachnutzung der 3-geschossigen ehemaligen Messetiefgarage. Sie konnte ertüchtigt, teilweise umgenutzt und überbaut werden. In Kooperation mit den städtischen Wohnungsunternehmen wurde hier der größte Einzelbaustein des neuen Stadtquartiers realisiert. Im Bereich der weiterhin bestehenden gewerblichen Nutzung setzt die „Medienfabrik Westpark“ besondere Akzente. Mit einer Mischung aus alter und anspruchsvoller neuer Architektur bietet sie speziell Firmen aus der Medienbranche eine neue Heimat.
Um den Bedenken aus der Nachbarschaft zu begegnen und den zum Teil stark divergierenden Anforderungen bestmöglich gerecht zu werden, legte die Stadt München großen Wert auf einen intensive Austausch mit allen Akteuren sowie eine sehr frühzeitige Bürgerbeteiligung. Diese lief in Form einer „Offenen Planung“ ab: Schon vor dem städtebaulichen Wettbewerb lud man die AnwohnerInnen zu einem Planungsworkshop ein, in dem sie ihre Vorstellungen für die Theresienhöhe formulieren konnten. Die Forderungen wurden im ersten Wettbewerbskolloquium den ArchitektInnen und dem Preisgericht vorgestellt. Vor jedem der vier weiteren Kolloquien diskutierten die BürgerInnen mit den Bezirksausschüssen der umliegenden Stadtteile den Stand der Entwürfe. Die Protokolle dieser Diskussionen gingen wiederum in den Wettbewerb ein. Durch diesen iterativen Prozess - in den auch die Immobilien- und Wohnungswirtschaft einbezogen wurde - konnten Anregungen der BürgerInnen direkt in den Entwurfsprozess einfließen. Nach der Entscheidung des Wettbewerbs hielt die Stadt erneut einen Planungsworkshop ab, damit die AnwohnerInnen die Wettbewerbsergebnisse bewerten konnten. Eine feste Ansprechpartnerin in der Verwaltung förderte darüber hinaus die Kommunikation zwischen den BürgerInnen und der Stadt.
Die „Offene Planung“ führte zu einer hohen Qualität und Akzeptanz der Planungsergebnisse, auch wenn nicht alle Wünsche erfüllt werden konnten.
Durch das neue Beteiligungsverfahren konnten die Vorstellungen der BürgerInnen aus den umliegenden Stadtteilen schon während der Entwurfsphase in die Planung einfließen. Der iterative Prozess zwischen BürgerInnen und PlanerInnen im städtebaulichen Ideenwettbewerb, mit Vor- und Nachbereitung durch Planungsworkshops, hat zur hohen Akzeptanz in der Nachbarschaft und zu einer hohen städtebaulichen Qualität des Projekts geführt. Das Verfahren ist zur gängigen Praxis in der Münchener Bürgerbeteiligung geworden.
Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung (2003): Projekt Theresienhöhe. München
Stadt München (1998): Theresienhöhe München. Ein innerstädtisches Umstrukturierungsprojekt in der Diskussion. Dokumentation eines Erfahrungsaustauschs zwischen Planern und künftigen Nutzern (Theresienhöhe München).