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Nach Auslagerung störender Betriebe wurde auf einer innerstädtischen Gewerbebrache ein neues Wohnquartier für Jung und Alt errichtet. Umfassende Versorgungs-, Betreuungs- und Begegnungsangebote ermöglichen bis ins hohe Alter ein selbständiges Leben in Generationen übergreifender Nachbarschaft.
Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.
Kontext
Quelle: FIRU mbH
Die Innenstadt von Neu-Isenburg (36.000 Einwohner) war bis in die 1970er Jahre durch ein dichtes Gemenge von Wohnen, Handel und produzierendem Gewerbe geprägt. Lärm, Geruchsimmissionen und ein großes Verkehrsaufkommen belasteten die inneren Stadtquartiere. Zudem fehlte es an nutzbaren Grün- und Freiräumen. Zwei Wurstfabriken ("Frankfurter Würstchen“) beeinträchtigten die städtebauliche Entwicklung und sorgten für erhebliche Umfeldbelastungen.
Vor diesem Hintergrund wurden das Quartier IV (2,06 Hektar) und weitere Baublöcke förmlich als Sanierungsgebiet festgelegt. Mit der Auslagerung der beiden Fabriken entstand das Flächenpotenzial für eine Neustrukturierung des zentral gelegenen Quartiers.
Zu Beginn der 1980er Jahre zeigte sich, dass ein zunehmender Bevölkerungsanteil älterer Menschen auf eine unterdurchschnittliche Versorgungssituation traf. Aus diesem Grund wurden fortan die kommunale Stadterneuerung und Altenhilfe eng miteinander verknüpft. Mit Hilfe einer vorsorgenden Bodenbevorratung war es der Stadt gelungen, frühzeitig Grundstücke für innerstädtisches Wohnen von jungen und älteren Menschen zu sichern.
Das Projekt ist von 1989 bis 1993 als Modellvorhaben im Forschungsfeld „Ältere Menschen und ihr Wohnquartier" im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ gefördert und ausgewertet worden.
Mit den Betriebsverlagerungen entstanden zunächst Brachflächen, die vorübergehend als Autostellplätze genutzt wurden. Bis zum Jahr 1987 entwickelte die Stadt Neu-Isenburg schließlich einen Rahmenplan mit einem integrierten Ansatz der Stadterneuerung und Altenhilfe. Auf dieser Grundlage wurden wohnungs- und städtebauliche Maßnahmen, soziale und organisatorische Voraussetzungen für die Integration älterer Menschen und für das Zusammenleben der Generationen geschaffen.
Im Quartier IV entstand eine verdichtete Wohnbebauung in fußläufiger Nähe zu den Versorgungsangeboten der Innenstadt. In den ruhig gelegenen Blockinnenbereichen bestehen großzügige private und halböffentliche Grün- und Freiräume. Von den insgesamt rund 100 Wohnungen sind 40 altenorientiert und teils behindertengerecht ausgestattet. Auch die benachbarten Familienwohnungen sind barrierefrei erreichbar. Das vielfältige Wohnungsangebot wird durch diverse Beratungs- und Betreungsangebote ergänzt. Als stadtteiloffener und integrierender Aktions- und Begegnungsort dient der Generationen übergreifende „Treff im Quartier IV“.
Die Realisierung der ersten Projekte löste Investitionsanreize aus, die eine zügige Umstrukturierung der Innenstadtbrache einleitete. Heute zeichnet sich das Quartier IV durch gut funktionierende Geschäftshäuser entlang der angrenzenden Frankfurter Straße und als einer der beliebtesten Wohnstandorte in Neu-Isenburg aus.
Mit diesem Projekt ist der Umbau eines stark belastenden Gewerbebereichs zu einem attraktiven und vielfältigen Stadtquartier gelungen. Es repräsentiert auch heute noch einen Weg weisenden Ansatz der Stadtplanung für Selbständigkeit und gesellschaftliche Teilhabe bis ins hohe Alter sowie für die sozialräumliche Integration der Generationen. Darüber hinaus hat das Projekt Impulse für die Umstrukturierung und langfristige Stabilisierung einer innerstädtischen Geschäftsstraße gegeben.
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Auftrg.); FIRU-GmbH (Bearb.): Querauswertung von ExWoSt-Modellvorhaben zum Flächenrecycling. Unveröffentl. Zwischenbericht, Kaiserslautern 2003
Wüstenrot-Stiftung: Betreutes Wohnen im Alter, 1996
Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.): Wohnen im Alter - zuhause im Wohnquartier. Forschungsvorhaben des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus, Bonn 1995
Büro für Sozialplanung Darmstadt (BSD): Forschungsbericht zum Modellvorhaben „Ältere Menschen in der Neu-Isenburger Innenstadt, Selbständigkeit und Aktivität durch neuer Wohnformen und städtebauliche Quartiersverbesserungen“ im ExWoSt-Forschungsfeld „Ältere Menschen und ihr Wohnquartier“, Mühltal-Traisa 1992
Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.): ExWoSt-Informationen zum Forschungsfeld „Ältere Menschen und ihr Wohnquartier“ Nr. 11, 1993