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Kontext
Quelle: Weeber+Partner
Die Stadt Neu-Isenburg (36.000 Einwohner) liegt im Ballungsraum Rhein-Main, nur wenige Kilometer von Frankfurt a.M. und Offenbach entfernt. Die Innenstadt ist seit 1977 Sanierungsgebiet. Sie zeichnet sich durch eine kleinteilige Mischung von Wohnen und Gewerbe sowie durch eine gute Versorgung mit Geschäften, Dienstleistungen und öffentlichen Einrichtungen aus.
Bereits 1982, in den ersten Jahren der Sanierung, entstand das Altenwohn- und Pflegeheim „An den Platanen“. Seit Ende der 1980er Jahre baut die Kommune schrittweise ein System von Alltagshilfen für Ältere aus.
Das Pilotprojekt im Quartier IV wurde in den Jahren von 1989 bis 1992 als Modellvorhaben im Forschungsfeld „Ältere Menschen und ihr Wohnquartier“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) gefördert und ausgewertet. Dabei stand das Wohnen älterer Menschen außerhalb stationärer Einrichtungen im Vordergrund.
Auf einer ehemaligen Gewerbefläche im Quartier IV der Innenstadt entstand eine Wohnanlage mit 70 Wohnungen für Familien und ältere Menschen. Davon wurden 40 behindertengerecht erstellt und für betreutes Wohnen vorgesehen. Zur Wohnanlage gehört ein offener Stadtteiltreff als Kommunikations-, Begegnungs- und Beratungszentrum. Hier ist seit Mitte der 1990er Jahre die städtische Beratungsstelle für Ältere und ihre Angehörigen aus dem Stadtteil untergebracht. Sie berät insbesondere bei der Wahl zusätzlicher Dienste durch die Erarbeitung von Hilfeplänen mit den Bewohnern. Neben Beratung werden im Treff für verschiedene Altersgruppen Freizeitaktivitäten angeboten. Dabei bringen sich viele Bewohner des Stadtteils ehrenamtlich ein. Beispielsweise macht ein Betreuer-Kreis Hausbesuche bei Älteren.
Mittlerweile gibt es neun städtische Sozialarbeiter, die in den Stadtteilen für die Beratung Älterer und ihrer Angehörigen zuständig sind. Die Spanne reicht dabei von einem täglich besetzten Büro bis zu in vierzehntägigem Turnus besetzten Stützpunkten.
Wesentliche Teile des Konzepts wurden in weiteren Stadtteilen Neu-Isenburgs aufgegriffen, um flächendeckend eine stadtteilbezogene Altenförderung aufzubauen.
Im Stadtteil Gravenbruch ist mittlerweile ebenfalls eine Wohnanlage für betreutes Wohnen mit Gestaltungselementen aus dem Quartier IV entstanden. Sie umfasst 35 Wohneinheiten sowie einen offenen Treff, Büroräume für die kommunale Beratung und Räume für ehrenamtliche Initiativen. Zu jeder Wohneinheit gehört, anstelle eines Kellers, ein Abstellraum auf der gleichen Etage.
Für ein neu entstandenes Seniorenhaus am Erlenbach wurde ein Konzept des „heimverbundenen Betreuten Wohnens“ entwickelt. Die Anlage umfasst sowohl betreute Wohnungen als auch eine stationäre Einrichtung. Träger der stationären Einrichtung ist die Innere Mission, die auch das „Haus an den Platanen" betreibt. Von diesem aus wird die Leitung beider Heime organisiert.
Das Modell lässt sich auch auf bereits bestehende Einrichtungen übertragen. Eine Wohnanlage aus den 1970er Jahren wurde konzeptionell angepasst. So entstand ein offener Treff mit einer Beratungsstelle. Derzeit wird diese Anlage auch baulich modernisiert. Dabei entstehen 17 weitere Wohnungen des betreuten Wohnens und neue Räumlichkeiten für den offenen Treff.
Ein weiterer Baustein der kommunalen Altenförderung ist das Haus Dr. Bäck in der Innenstadt. Es besteht seit den 1970er Jahren und ist eine auf die Gesamtstadt bezogene Beratungsstelle mit psychogerontologischer Fachstelle sowie einem Treff für ältere Menschen. Dort wird auch ein betreuter Mittagstisch angeboten, zu dem sich Ältere von Zivildienstleistenden bringen lassen können.
Finanziell unterstützt wird die städtische Altenförderung seit Mitte der 1990er Jahre durch eine Stiftung Altenhilfe. Von städtischer Seite aus gibt es die individuelle Altenhilfe und ambulante Versorgung, die es ermöglichen, in Einzelfällen Älteren trotz geringen Einkommens eine Versorgung zu garantieren.
Die Stadt Neu-Isenburg hat sich frühzeitig mit neuen Konzepten auf den demographischen Wandel eingestellt. Sie hat Angebote entwickelt, die städtebauliche Aspekte, Wohnen und soziale Angebote verbinden. Diese sind dezentral organisiert und auf das jeweilige Wohnquartier bezogen. Dabei hat sich gezeigt, dass diese Bedingungen für die Alltagsgestaltung Älterer sehr positiv erlebt werden und dass sich Umzüge in stationäre Einrichtungen vermeiden lassen. Das Konzept hat sich in der Praxis bewährt und wurde in anderen Stadtteilen aufgegriffen, um flächendeckend eine stadtteilbezogene Altenförderung aufzubauen.
Gabriele Steffen, Dorothee Baumann, Antje Fritz: Attraktive Stadtquartiere für das Leben im Alter. In: Fraunhofer IRB Verlag, Bauforschung für die Praxis, Band 82, Stuttgart 2007
Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (1995): Wohnen im Alter – zuhause im Wohnquartier. Forschungsvorhaben des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus. Bonn.
Büro für Sozialplanung (1992): Ältere Menschen in der Neu-Isenburger Innenstadt. Selbständigkeit und Aktivität durch neue Wohnformen und städtebauliche Quartiersverbesserungen. Darmstadt.
Nicht publizierte Konzepte und Berichte der Stadt Neu-Isenburg