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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Ostfildern „Scharnhauser Park“

Nach dem Abzug der amerikanischen Truppen Anfang der 1990er Jahre erhielt der ehemalige Militärstandort eine Schlüsselrolle für die städtebauliche Entwicklung von Ostfildern. Das neue Stadtquartier „Scharnhauser Park“ sollte zur Minderung des akuten Wohnungsbedarfs im gesamten Großraum Stuttgart beitragen. Auf der Militärbrache wird seit 1994 ein vielfältiger und ökologisch orientierter Stadtteil realisiert.

Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.

Kontext

Blick auf die Wohnbebauung Quelle: FIRU mbH

Seit dem Abzug des US-Militärs hat das Areal der „Nellingen-Barracks“ eine Schlüsselrolle für die Entwicklung von Ostfildern (35.000 Einwohner). Der wesentliche Anlass für das Neubauvorhaben „Scharnhauser Park“ war zu Beginn der 1990er Jahre ein großer Wohnungsbedarf in der gesamten Region.

Der Projektstandort ist attraktiv und umweltschonend in das regionale Verkehrsnetz eingebunden. Das Hauptbindeglied der Verkehrsanbindung ist die neue Stadtbahnlinie von Stuttgart durch den Scharnhauser Park nach Ostfildern-Nellingen. Die Konversionsfläche umfasst insgesamt 140 ha und soll zur neuen Mitte der aus vier Teilen bestehenden Stadt Ostfildern entwickelt werden. Das übergeordnete Ziel der Stadtteilentwicklung ist die Kombination von Wohngebieten, Mischbereichen und Gewerbeflächen.

Das Projekt ist im Zeitraum von 1994 bis 1999 als Modellvorhaben im Forschungsfeld "Konversion – Städtebauliche Möglichkeiten durch Umwidmung militärischer Einrichtungen" im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) gefördert und ausgewertet worden.

Projektbeschreibung

Schulgebäude Quelle: Bernd Breuer, BBSR im BBR

Auf Basis einer Entwicklungssatzung von 1994 soll mit dem „Scharnhauser Park“ ein ökologisch vorbildliches und familienfreundliches Neubaugebiet für ca. 8.000 Bewohner und etwa 2.000 Arbeitsplätze entstehen. Ein zentraler Leitgedanke ist es, für das Areal eine kleinräumige, störungsarme Nutzungsmischung zu erreichen. Rückgrat des Quartiers ist die ein Kilometer lange und 40 Meter breite "Landschaftstreppe", die als Quartierspark die einzelnen Bereiche des neuen Stadtteils miteinander und mit der umgebenden Landschaft verbindet.

In einem mehrjährigen Entwurfs-, Diskussions- und Überarbeitungsprozess wurde der städtebauliche Rahmenplan entwickelt. Darüber hinaus wurden diverse Untersuchungen und Konzepte erarbeitet, vor allem für Umweltverträglichkeit, verkehrliche Integration, Energieversorgung, Oberflächenentwässerung, für Sozialplanung und –betreuung, für Recycling und Nutzungsmischung.

Das Areal vermarktet sich mittlerweile fast wie von selbst. Das Projekt ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Vor allem die Lage in der Landschaft und die Nähe zu Stuttgart, aber auch die ökologische Ausrichtung wirken vermarktungsfördernd. Entscheidende Impulse haben die Stadtbahnanbindung und die „Landschaftstreppe“ im Rahmen der Landesgartenschau im Jahr 2002 gegeben.

Zwischenzeitlich sind die nördlichen und der östlichen Bereiche des Stadtteils weitgehend fertiggestellt. Im Süden wurden denkmalgeschützte Teile eines Fliegerhorstes saniert und durch Neubauten ergänzt. Dieser Komplex ist mit öffentlichen Einrichtungen, Werkstätten, Gastronomie und Wohnungen belegt. In direkter Nachbarschaft sind Neubauten für gewerbliche Nutzungen entstanden. Zur Zeit wohnen etwa 4.000 Menschen in dem neuen Stadtteil, und es gibt über 1000 neue Arbeitsplätze. Im Umfeld der zentralen Stadtbahnhaltestelle ist ein Stadtteilzentrum mit Marktplatz, Geschäften und öffentlichen Einrichtungen entstanden.

In dem kompakten Stadtteil werden Doppel- und Reihenhäuser sowie unterschiedliche Formen des Geschosswohnungsbaus, z.B. Stadtvillen, Stadthäuser, "Haus im Haus", errichtet. Zum größten Teil sind Eigentumswohnungen entstanden. Es gibt aber auch ein breites Spektrum an Mietwohnungen. Die soziale Zusammensetzung ist vielfältig, da es ganz unterschiedliche Wohnungsangebote gibt, von Einfamilienhäusern bis zu familien-, senioren-, und behindertengerechten Wohnungen. Dem Ziel der Kinderfreundlichkeit entsprechend wurden frühzeitig zwei Kindergärten, ein Haus für Kinder, mehrere Spiel- und Bolzplätze, ein Trendsportfeld und eine Schule mit Sporthalle errichtet.

Projektchronologie

JahrEreignis
1992Abzug der ca. 7.000 US-Soldaten
1992Machbarkeitsstudie, Städtebaulicher Ideenwettbewerb, Gutachten
1992Provisorische Umnutzung der Housing-Area für ein Athletendorf während der Leichtathletik-Weltmeisterschaft '93
1994Kaufvertrag zwischen Bund und Stadt Ostfildern
ab 1994Gebäudeabbruch und Altlastensanierung
1994-1996Städtebauliche Rahmenplanung
1994-1999Modellvorhaben im ExWoSt-Forschungsfeld "Konversion – Städtebauliche Möglichkeiten durch Umwidmung militärischer Einrichtungen"
1996-2000Bau des Stadtbahnanschlusses
ab 1997Bau von Wohngebäuden, Kaufhaus und öffentlichen Einrichtungen
ab 2000Verstärkte Gewerbeansiedlungen
2001Teilnahme zusammen mit der Stadt Stuttgart und dem Verband Region Stuttgart am Wettbewerb "Stadt 2030" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
2002Landesgartenschau (LGS)
Nach Ende der LGS (Oktober 2002) Wiederaufnahme der Bautätigkeiten

Ziele

Punkthäuser Quelle: Bernd Breuer, BBSR im BBR

  • Wiedernutzung eines ehemaligen Militärareals
  • Verbesserung der Verwertungs- und Planungsverfahren zur zivilen Umnutzung von zuvor militärisch genutzten Anlagen und Flächen
  • Förderung der städtebaulichen Integration unter besonderer Berücksichtigung des Umweltschutzes
  • Schaffung eines familien- und kinderfreundlichen Neubaugebietes
  • Konsequente ökologische Ausrichtung des neuen Stadtteils
  • Kleinräumige, störungsarme Nutzungsmischung

Maßnahmen

Straßenbahn Quelle: FIRU mbH

  • Städtebaulicher Ideenwettbewerb
  • Städtebaulicher Rahmenplan
  • Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme
  • Workshopreihen
  • Gestaltungsbeirat
  • Intensive Sozialplanung und -betreuung
  • Wohnungs-, Gewerbe- und Kommunalbau
  • Stadtbahnanschluss
  • Mulden-Rigolen-System

Innovationen

Blick auf die Landschaftstreppe Quelle: FIRU mbH

Zukunftsweisende Projektelemente für städtebauliche Konversionsprozesse sind die Verfahren der kommunalpolitischen Konsensfindung und kooperativen Planung. Der Leitgedanke der kleinräumigen und störungsarmen Nutzungsmischung wird Realität.

Eine wesentliche Innovation besteht in der konsequenten ökologische Ausrichtung des gesamten Projekts, von der flächensparenden Siedlungsstruktur über die Niedrigenergiebauweise, die Nutzung von Solarenergie und ein zentrales Blockheizkraftwerk, das mit Abfallholz betrieben wird, bis hin zum Mulden-Rigolen-System. Ein Recyclingkonzept stellt sicher, dass rund 85% des Erdaushubs und der Abbruchmaterialien auf der Konversionsfläche selbst für Geländemodellierungen sowie für den Straßen- und Sportplatzbau wiederverwendet wird.

Quellen

  • BBR (Auftraggeber), FIRU GmbH (Auftragnehmer): Querauswertung von ExWoSt-Modellvorhaben zum Flächenrecycling, 2004 (unveröffentlichter Bericht)
  • Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW): http://www.werkstatt-stadt.de, Innovative Beispiele aus dem Experimentellen Wohnungs- und Städtebau, Berlin Juni 2000
  • Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.); Forschungs- und Informations-Gesellschaft für Fach- und Rechtsfragen der Raum- und Umweltplanung mbH – FIRU (Bearb.): Konversion – Stadtplanung auf Militärflächen, Bonn 1997
  • Jessen & Gothe: Abschlussbericht zum Modellvorhaben "Ostfildern Scharnhauser Park" im ExWoSt-Forschungsfeld "Konversion – Städtebauliche Möglichkeiten durch Umwidmung militärischer Einrichtungen", Stuttgart 1996

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/kwbwmKgcMUU2

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 73760 - Ort: Ostfildern - Straße: Bonhoeferstraße Nr. 1.

Letzte Änderung: 20.09.2017