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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Parchim „Weststadt“

Durch den planmäßigen Rückbau leerstehender Wohngebäude in der Mitte der Siedlung ensteht die „Grüne Mitte“ mit ihrem waldähnlichen Charakter. Sie ist ein zentraler Baustein zur Sicherung der Wohnfunktion und Aufwertung der Parchimer Großwohnsiedlung Weststadt.

Kontext

Bäume, wo früher Häuser standen Quelle: raum + prozess

Parchim (19.000 Einwohner) mit seiner mittelalterlichen Altstadt liegt im südwestlichen Mecklenburg-Vorpommern, ca. 40 Kilometer südöstlich der Landeshauptstadt Schwerin und 100 Kilometer südlich von Rostock. Der Bevölkerungsrückgang von 1994 bis 2003 betrug in der Stadt 6,7%. Dieser Trend hielt auch danach noch weiter an.

Die Großwohnsiedlung Weststadt mit etwa 5.400 Einwohnern liegt am Stadtrand und ist mit ca. 50 Hektar und knapp 3.500 Wohnungen Parchims größte Plattenbausiedlung. Sie ist zwischen 1968 und 1988 in industrieller fünfgeschossiger Bauweise entstanden und wurde durch Neubauten nach 1990 ergänzt. 2/3 des Wohnungsbestandes gehört der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WOBAU. Das Quartier weist hohe Wohnungsleerstände auf (12,2% Leerstand, davon 10,5% Dauerleerstand). Auch die Lagegunst (u.a. Freiraumnähe, verkehrliche Anbindung) und die Umsetzung verschiedener Maßnahmen (Privatisierung von Wohnraum, Modernisierung, Wohnumfeldverbesserung, Entwicklung neuer Einkaufsstandorte) vermochten den Abwanderungsprozess nicht aufzuhalten und konnten das Quartier nicht stabilisieren. Von 1994 bis 2003 hat die Einwohnerzahl im Stadtteil Weststadt um 33% abgenommen.

Projektbeschreibung

Fußgängerbrücke in den benachbarten Landschaftsraum Quelle: Stadtbauamt Parchim

Innerhalb des Plangebietes wurden bereits zahlreiche Umgestaltungsmaßnahmen entsprechend dem städtebaulichen Rahmenplan 1996 für Straßen, Wohnhöfe und öffentliche Freiräume realisiert.

Bis Ende 2002 wurden durch Mittel aus dem Wohnumfeldprogramm entsprechende Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt. Darüber hinaus haben die Wohnungsgesellschaften Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten an ihren Wohnblöcken durchgeführt. Rückbau- und Abrissmaßnahmen gab es bereits sowohl im Wohnbereich als auch im Infrastrukturbereich. Das Quartier wies danach aber immer noch strukturelle, funktionelle und gestalterische Mängel auf.

Die Rahmenplanfortschreibung 2004 legte als mittelfristige Orientierung für zahlreiche und im Detail noch nicht festsetzbare Einzelhandlungen das fest, was zur Sicherung der Wohnfunktion in einem qualitätsvollen Wohnumfeld sinnvoll war. Dabei geht es um die Reduzierung leerstehender Wohnungen bei gleichzeitiger Aufwertung zukunftsfähiger Bestände. Die dafür vorgesehenen Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen werden durch Abriss, Rückbau und Neubau von Wohngebäuden und Infrastruktureinrichtungen begleitet. So sah das Rückbaukonzept bis zum Jahre 2010 eine Reduzierung des Wohnungsbestandes um 834 Wohnungen sowie den Rückbau von Straßen vor.

Im Quartier entstand eine „Grüne Mitte“ auf Flächen, auf denen sich vorher Wohngebäude und Infrastruktureinrichtungen befanden. Sie verbesserte den Übergang zum angrenzenden Landschaftsraum und die Freiraumqualitäten in der Wohnsiedlung.

Projektchronologie

JahrEreignis
1996Stadtvertreterbeschluss zum Rahmenplan „Weststadt – Wohnumfeldverbesserung“
2002Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK)
2004Rahmenplanfortschreibung
2004Freiraumkonzept „Grüne Mitte“

Ziele

umgestalteter Innenhof Quelle: raum + prozess

  • Sicherung und Stabilisierung der Wohnfunktion durch Rückbau und Abriss in einem qualitätsvollen Wohnumfeld
  • Entwicklung zu einem zukunftsfähigen Stadtteil durch Maßnahmen des Stadtumbaus und der Wohnumfeldverbesserung
  • Erhöhung von Attraktivität, Image und Akzeptanz
  • Langfristig Anpassung der Wohnungsstruktur an die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung.
  • Erhalt eines breiten Angebotes von einfach sanierten und preiswerten Wohnungen
  • Sicherung einer gemischten Sozialstruktur (Familien, Jugendliche, ältere und behinderte Menschen)
  • Anpassung des Bestandes an Infrastruktureinrichtungen an die veränderte Situation
  • Schaffung bzw. Aufwertung stadtstrukturell wichtiger Landschafts- und Grünbeziehungen innerhalb der Stadt

Maßnahmen

Noch ungestaltete Teilfläche der Grünen Mitte. Hier stand vorher ein Wohngebäuderiegel. Quelle: raum + prozess

  • Festlegung von Umstrukturierungsbereichen (Grüne Mitte), in denen in Erwartung zukünftiger Abrissmaßnahmen und Umstrukturierung keine wertsteigenden Investitionen erfolgen
  • Entsiegelung und Entwidmung von Straßen und Herrichtung entsprechend dem Freiflächenkonzept (z.B. als öffentliche Freifläche in der Grünen Mitte)
  • Abriss der Haupt- und Realschule und Gestaltung der neuen städtischen Freiräume als Übergangsbereich zwischen Weststadt-Zentrum (Funktionalität und Urbanität) und Grüner Mitte (Freiraum)
  • Abriss der Schulsporthalle auf dem Gelände der Grund-, Haupt- und Realschule und Neuordnung und Neugestaltung der frei werdenden Flächen (Kleinsportanlagen, wie Weitsprunganlage, 60m Bahn)
  • Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen

Innovationen

Wohnumfeldverbesserungs- und Sanierungsmaßnahmen Quelle: raum + prozess

Im Rahmen der Umsetzung des Integrierten Stadtentwicklungskonzept ISEK der Stadt Parchim ist die Gestaltung der „Grünen Mitte“ ein zentraler Baustein für die Aufwertung des Wohnstandortes Weststadt. Der Rückbau der Großwohnsiedlung findet nicht, wie in anderen Städten oft der Fall, am Rand, sondern im Zentrum der Siedlung statt. Dadurch erhält der Stadtteil neue Qualitäten in Form einer Grünen Mitte.

Quellen

  • Städtebaulicher Rahmenplan (2004)
  • Böcker, Mone; Lindemann, Maik: Modellvorhaben und Referenzstädte: Städtebauliche Labors des Forschungsfeldes Stadtquartiere im Umbruch. in: BMVBS / BBR: Stadtquartiere im Umbruch. Werkstatt: Praxis Heft 42, Bonn 2006

Weiterführendes

Projektstandort auf Google-Maps: https://goo.gl/maps/qgjsH4HiYe62

Den Projektstandort finden Sie auch unter PLZ: 19370 - Ort: Parchim - Straße: Hans-Beimler-Straße 10.

Letzte Änderung: 09.03.2017