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Im Sanierungsgebiet Nauwieser Viertel sind diverse Maßnahmen zu Gunsten älterer Menschen und des Zusammenlebens der Generationen realisiert worden. Viele Vorhaben wurden mit der beruflichen Qualifizierung junger Leute verbunden. Es sind neue Wohnangebote, Betriebe und soziale Einrichtungen im Quartier entstanden.
Dieses Projekt befindet sich im Archiv. Die Projektdaten werden nicht mehr aktualisiert.
Kontext
Quelle: Weeber+Partner
Das Nauwieser Viertel in Saarbrücken (177.000 Einwohner) grenzt an das Stadtzentrum. Das Gründerzeitquartier mit kleinteilig gemischter Nutzung ist seit 1980 Sanierungsgebiet und zwischenzeitlich in das Programm Soziale Stadt aufgenommen worden.
Das Projekt wurde in den Jahren von 1989 bis 1992 als Modellvorhaben im Forschungsfeld „Ältere Menschen und ihr Wohnquartier“ im Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) gefördert und ausgewertet.
Konzeptionell ging es darum, wohnungs- und städtebauliche Maßnahmen mit der Verlagerung von Hilfe- und Pflegeangeboten in die Stadtteile hinein und flächendeckende mobile soziale Dienste zu verknüpfen.
Es sind zwei benachbarte Projekte entstanden, die das Zusammenleben von Jung und Alt zum Ziel haben. Dabei handelt es sich um Mehr-Generationen-Wohnen und das Ausbildungs- und Beschäftigungszentrum des SOS-Kinderdorf e.V.
Für die neuen Vorhaben im Gründerzeitquartier Nauwieser Viertel wurde ein brachliegendes, 2.600 qm großes Gewerbeareal - das Gottlieb-Gelände – umgenutzt. Bereits 1989 hatte die Entwicklungs- und Sanierungsgesellschaft ESG das Gelände erworben.
Durch die Modernisierung von Wohnungen, den Umbau von Lagergebäuden sowie einen Neubau entstand ein Mehr-Generationen-Wohnprojekt. Der Gebäudekomplex umfasst 45 Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen. Durch den Einbau eines Aufzugs und einer Rampe hat das Gebäude eine behinderten- und kinderwagenfreundliche Grundausstattung. 16 Wohnungen sind barrierefrei gestaltet. Für Begegnung und Kommunikation sind zwei Höfe und ein Gemeinschaftsraum entstanden.
Auf eine behutsame, bewohnerorientierte Stadterneuerung wurde von Anfang an besonderer Wert gelegt.
Im Rahmen der mitwirkenden Vorbereitung hatten die künftigen Bewohner Mitspracherecht bei der Auswahl der Mieter und einzelnen Baumaßnahmen. In dieser Vorlaufzeit und in den ersten Jahren des Wohnprojekts gab es eine sozialpädagogische Begleitung.
Das Ausbildungs- und Beschäftigungszentrum von SOS-Kinderdorf (ursprüngliche Bezeichnung: "Zentrum für jung und alt") grenzt direkt an das Wohnprojekt. Die Einrichtung gab es bereits vor dem Bau des Gebäudes. Sie konnte durch den Umzug erweitert werden und bietet Jugendlichen berufliche Orientierung in Bereichen der sozialen und personennahen Dienstleistungen wie Hauswirtschaft oder Senioren- und Behindertenhilfe. Dort werden auch Frühstück, Mittagstisch und ein Nachmittagscafé für Senioren angeboten. Insbesondere Bewohner des Mehr-Generationen-Wohnprojekts gehören zu den Nutzern. Der Einzugsbereich ambulanter Dienste ist das gesamte Stadtgebiet.
Außerdem ist im SOS-Projekt ein Mütterzentrum als offener Treffpunkt nicht nur für Mütter entstanden. Der offene Treff mit Indoor-Spielplatz ist täglich geöffnet. Ein Second-Hand-Laden für Kinderkleidung und eine Babysitter-Vermittlung sind integriert. Spezielle Angebote sind z.B. Deutschkurse mit Kinderbetreuung.
Investiert wurden ca. 10 Millionen Mark und dabei öffentliche Fördermittel von Bund und Kapitalmarktmittel verwendet. Die Form der Förderung ermöglicht es, einen guten Teil der Wohnungen an Mieter zu vergeben, deren Einkommen 60% über den Grenzen im sozialen Wohnungsbau liegt.
Durch ein integrierendes Vorgehen konnten die Voraussetzungen für das Leben Älterer im Quartier verbessert sowie generationenübergreifende Nachbarschaften und Hilfen gezielt gefördert werden. Die Projekte unterstützen das selbständige Leben im Alter ebenso wie nachbarschaftliche Kontakte. Es sind generationenübergreifende Netzwerke entstanden, die in Verbindung von ambulanten Angeboten und Beschäftigungsförderung von Jugendlichen sich gegenseitig unterstützen. Insgesamt ist die Integration von sozialen und städtebaulichen Zielsetzungen und der Belange unterschiedlicher Generationen im Rahmen der Stadterneuerung hervorzuheben.
Gabriele Steffen, Dorothee Baumann, Antje Fritz: Attraktive Stadtquartiere für das Leben im Alter. In: Fraunhofer IRB Verlag, Bauforschung für die Praxis, Band 82, Stuttgart 2007
SOS Kinderdorf e.V. (2004): Die SOS-Einrichtungen im Saarland. Merzig-Hilbringen.
Landeshauptstadt Saarbrücken/Sozialamt/Altenhilfe und Behindertenberatung (1997): Das Modellprojekt "Mehrgenerationen-Wohnen-Nauwieser Viertel". Mehr-Generationen-Wohnen und generationenübergreifende Hilfen als Beitrag zur Verbesserung der Wohn- und Lebenssituation im Alter. Projektbericht. Saarbrücken.
Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (1995): Wohnen im Alter – zuhause im Wohnquartier. Forschungsvorhaben des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus. Bonn.
Institut für praxisorientierte Forschung und Bildung, Peter Pfahler (1992): Generationenübergreifendes Wohnen und Nachbarschaftshilfe zwischen Alt und Jung im innerstädtischen Altbauquartier Nauwieserviertel – Gemeinwesenprojekt Gottliebgelände. Saarbrücken.
Morpho-Logic, Ingrid Burgstaller, Michael Gebhard (1991): Nauwieser Viertel. Siedlungs- und wohnökologische Aspekte. Teil I: Space – Syntax – Analyse. München.
Demmel und Mühlbauer (o.J.): Nauwieser Viertel. Siedlungs- und Wohnökologische Aspekte. Teil II: Katalog Wohnökologischer Elemente. München.