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Der massive Verlust von Arbeitsplätzen in der Stahlindustrie hat zur Strukturkrise der Stadt Völklingen und zum Niedergang ihrer Innenstadt geführt. Anfang 2000 war in der Innenstadt ein hoher Leerstand von Geschäfts- und Wohnimmobilien zu verzeichnen, der die Stadt zu einem konzeptionell geleiteten Stadtumbau-Prozess veranlasste. Die Aufwertung öffentlicher Räume, der Rückbau einzelner Immobilien und die Modernisierung baukulturell wertvoller Gebäude haben der Innenstadt zu einer neuen Attraktivität verholfen.
Kontext
Quelle: Stadt Völklingen
Die Stadt Völklingen (40.000 Einwohner) zählte einst zu bedeutendsten Montanstandorten in der Bundesrepublik. Eindrucksvolles Zeugnis der für die Stadt prägenden industriellen Vergangenheit ist die durch die UNESCO als Weltkulturerbe ausgewiesene Völklinger Hütte. Die fußläufige Entfernung der Innenstadt zur Völklinger Hütte als größtem Arbeitgeber hat das Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Wohnangebot der Innenstadt beeinflusst. Der Verlust von über 12.000 Stahl-Arbeitsplätzen hat den Niedergang der Innenstadt eingeleitet, der sich in einem hohen Einzelhandels- und Wohnungsleerstand im sogenannten Innenstadtdreieck ausdrückt. Gleichzeitig wohnen in der Innenstadt überdurchschnittlich viele Migranten, von Transfereinkommen Abhängige und junge Menschen. Die Folgen der Strukturwandels in der Stahlindustrie haben zu hohen Leerständen von Geschäfts- und Wohngebäuden in der Innenstadt von Völklingen geführt. Die Stadt Völklingen hat auf diese Funktionsverluste mit schrittweise aufeinander aufbauenden konzeptionellen Arbeiten reagiert. Vor dem Hintergrund dieser Problemstellung wurden seit 2001 mit dem gesamtstädtisch ausgerichteten Masterplan Industriekultur und dem 2003 erarbeiteten Integrierten Handlungskonzept Innenstadt konzeptionelle Vorarbeiten für den Stadtumbau eingeleitet. Die Umsetzung von Maßnahmen startete mit Aufnahme in das ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau West und wird seitdem schrittweise fortgesetzt.
Im Masterplan Industriekultur von 2001 wurde das Potenzial des Weltkulturerbes „Völklinger Hütte“ für die Stadt herausgearbeitet. Das Integrierte Handlungskonzept Innenstadt konkretisierte 2003 diese konzeptionellen Vorstellungen. Es zielt auf eine Konzentration von Einzelhandels-, Gastronomie- und Büroflächenangeboten im sogenannten Innenstadtdreieck sowie eine zielgruppenspezifische Anpassung von Wohngebäuden. Konzentration und Anpassung werden unterstützt durch attraktivitätssteigernde Maßnahmen im öffentlichen Raum, die der Stärkung der Innenstadt als Wirtschafts- und Wohnstandort dienen.
Seitdem konnten vielfältige Maßnahmen aus dem Innenstadtkonzept umgesetzt werden. Zum einen wurde der sogenannte Pfarrgarten neu gestaltet, der zu einer attraktiven Aufenthaltsfläche mit mobiler Bühne für Open-Air-Veranstaltungen ausgebaut wurde. Seit der Neugestaltung 2005 finden im Sommer einmal wöchentlich gut besuchte Konzerte statt. Der Abriss des Möbelhauses Storch war ein weiterer Schritt, den öffentlichen Raum attraktiver zu gestalten. Auf dessen Rückbaufläche ist 2007 - nach kurzzeitiger Zwischennutzung als „City-Beach“ - ein attraktiver Platz mit umliegendem Gastronomieangebot entstanden.
Quelle: Stadt Völklingen
Wegen ihrer identitätsstiftenden Funktion wurde der Sanierung von fünf Jugendstilhäusern an der Rathausstraße beim Stadtumbau der Völklinger Innenstadt besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Mit großem Engagement wurde die Sanierung der Gebäude betrieben, die als Zeugen einer für Völklingen bedeutenden Epoche stehen. Da die privaten Eigentümer der Gebäude auch mit Fördermitteln der Städtebauförderung nicht zu Investitionen bewegt werden konnten und andere Investorenlösungen scheiterten, hat die Stadt 2006 die Stadtentwicklungsgesellschaft Völklingen (SEV) gegründet. Gesellschafter der SEV ist neben der Stadt ein örtliches Kreditinstitut und die Stadtwerke. Die SEV konnte drei der fünf Häuser erwerben und umfassend sanieren. Seit der Fertigstellung der Gebäude Ende 2007 sind die Büroräume, Arztpraxen und Wohnungen voll vermietet. Die Gebäude werden als Symbol für den Aufwärtstrend der Innenstadt wahrgenommen. Zudem konnte die Stadt Völklingen das seit Jahren leer stehende ehemalige Kaufhof-Gebäude Ende 2006 erwerben, nach einem Teilabriss soll auf lange Sicht durch den Rückbau des gesamten Gebäudes neue Nutzungsmöglichkeiten für den Einzelhandel eröffnet werden.
Viele Innenstädte in Schrumpfungsräumen leiden unter erheblichen städtebaulichen und funktionalen Mängeln. In Völklingen wurden Entwicklungsstrategien in den Mittelpunkt gerückt, die städtebauliche Qualitätsgewinne unter sehr schwierigen Schrumpfungsbedingungen ermöglichen. So wurden Aktivitäten entwickelt, um die Einzelhandelsflächen räumlich zu konzentrieren, negativ Stadtbild prägende Großstrukturen reduziert. Durch gezielten Rückbau konnte neuer attraktiver öffentlichen Raum geschaffen werden. Die Gründung einer öffentlich-privaten Entwicklungsgesellschaft als Instrument zur Sanierung bedeutsamer Altbaubestände stellt ein weiteres innovatives Instrument im Stadtumbau dar.