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Das Gelände eines ehemaligen Stahlwerkes wurde zu einem qualitätsvollen Gewerbepark entwickelt. Die erfolgreiche Umnutzung bestehender Gebäude, der dabei realisierte Branchenmix und die hochwertig gestalteten Räume zeichnen das Projekt aus.
Kontext
Quelle: Robert Schmell, BBSR im BBR
Die im Städtedreieck Mönchengladbach, Krefeld und Düsseldorf gelegene Stadt Willich gilt als attraktiver Wohn- und Arbeitsstandort in zentraler Lage. Das Gelände des 1908 gegründeten Stahlwerkes Becker wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der Britischen Rheinarmee als Depot genutzt. Mit dem Abzug des Militärs standen die Fläche und 25 Gebäude, davon sieben denkmalwerte Gebäude aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts für eine Konversion zur Verfügung. Das am Siedlungsrand gelegene Gelände wird nördlich und östlich von Wohngebieten begrenzt.
Die ca. 36 Hektar große, am südwestlichen Stadtrand von Willich (52.000 Einwohner) gelegene Fläche wurde zu einem Gewerbegebiet umgenutzt. Das Bebauungs- und Erschließungskonzept orientiert sich an dem vorhandenen orthogonalen System der ehemaligen Industrieanlage. Kernstück des Gebietes ist eine 800m lange und 40m breite repräsentativ gestaltete Wasserachse. Sie ist Teil einer neuen Nord-Süd-Verbindung zur besseren städtebaulichen Einbindung des ehemals abgeschotteten Bereichs in die Umgebung. Am Beginn der Wasserachse steht ein markanter quadratischer Solitärbaukörper. Im Erdgeschoss ist ein Cafe vorgesehen und in den Obergeschossen befinden sich Büroflächen.
Der Kanal nimmt das Oberflächenwasser sämtlicher Frei- und Dachflächen sowie der angrenzenden Verkehrswege auf. Die Ableitung des Niederschlagswassers ist aufgrund der Altlastenkontamination des Bodens notwendig. Als Übergang zur Landschaft mündet der Wasserlauf in einen Versickerungsteich.
Mit besonderer Sorgfalt wurde insbesondere die zentrale Achse durch Festlegungen von Baulinien und Mindestgebäudehöhen im Bebauungsplan planungsrechtlich gesichert.
Quelle: Prof. P. Jahnen
Durch eine flexible und kleinteilige Vermarktung sowie die gezielte Anwerbung von Freizeiteinrichtungen konnte eine Nutzungsmischung aus produzierendem Gewerbe, Handwerk, Dienstleistung, Einzelhandel, Sport-, Freizeit- und Kulturangebote realisiert werden. Bis auf zwei der sieben inzwischen unter Denkmalschutz gestellten Industriegebäude konnten alle vermarktet bzw. saniert werden. So wird ein ehemaliges Maschinenhaus als Sport- und Fitnesscenter genutzt, in einer anderen historischen Halle hat sich ein Oldtimermuseum mit Restaurierungswerkstatt und Fachbuchverlag niedergelassen. In einer weiteren denkmalgeschützten Halle wurde auf einer Fläche von 7.000 qm ein Existenzgründungszentrum eingerichtet, das aufgrund seiner niedrigen Einstiegsmieten bereits ein Jahr nach Eröffnung voll ausgelastet war. Dieser Branchenmix sowie die Qualitäten im öffentlichen Raum führen dazu, dass dieses Gebiet auch abends und am Wochenende von der Öffentlichkeit besucht und genutzt wird. Ende 2003 waren dort über 20 Firmen mit mehr als 800 Arbeitsplätzen ansässig.
Das Stahlwerk Becker ist ein gelungenes Beispiel für die Wiedernutzung von Brachflächen und die Bewahrung von Industriedenkmälern. Die Umnutzung der Gebäude und die anspruchsvollen öffentlichen Räumen geben dem Gebiet eine hochwertige und unverwechselbare Identität. Der gezielte Mix aus Gewerbe, Sport, Freizeit und Kultur lässt ein "lebendiges" Gewerbegebiet entstehen.
Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr der Landes NRW (2000): Denkmalschutz und anspruchsvoller Nutzungsmix im Depot „Stahlwerk Becker“ in Willich. In: Konversionsbericht Band IV. Zehn Jahre Truppenabzug und Konversion in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf
Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes NRW (1997): Konversion militärischer Liegenschaften. Planungsprozesse und Rahmenbedingungen. Dortmund