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KunstwOrte. Eine andere Raumbeobachtung …

Schreiben und Zeichnen als Erkenntniswege im Städtebau

Bei der Ausstellung "KunstwOrte" im Dortmunder U und einer ergänzenden Tagung im Oktober 2014 wurden die Ergebnisse studentischer Raumbeobachtungen vorgestellt und mit Dortmunder Bürgern diskutiert. Ein Katalog zeigt die spannenden Ergebnisse und skizziert Folgerungen für Praxis und Ausbildung der Stadtplanung.

Bild: Fluktuation Sinje Kollan: Fluktuation, TU Dortmund, 2013 Sinje Kollan: Fluktuation (TU Dortmund), 2013

Ausgangspunkt für dieses Projekt waren zwei Seminare an der TU Dortmund. Diese Lehrveranstaltungen mit dem Titel "Raumbeschreibungen – Literarisch-Graphische Werkstatt", waren offen für Studierende aus der Fakultät Raumplanung, dem Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft und Studierende aus dem Studium Fundamentale. Die Veranstaltungen waren eine Einladung zum Zeichnen und zum Schreiben. Besucht wurden markante Orte in Dortmund und in den Nachbarstädten, aber auch andere, die man zwar täglich sieht, an denen man aber achtlos vorbeigeht oder Orte, die den Alltagsblicken eher verschlossen sind. Unter den ausgewählten Standorten waren die Zeugnisse mittelalterlicher Baukultur im Zentrum der Stadt Dortmund, das Großprojekt Phönix-See, die Dortmunder Nordstadt, eine Kläranlage oder U-Bahnstationen in Essen, die mitten in einer der meist befahrenen deutschen Autobahnen angelegt sind. In Zeichnungen und in Texten (Reportagen, Kurzgeschichten und Gedichten) wurden Eindrücke verarbeitet und später, in Besprechungen, kritisch auf Form und Inhalt untersucht.

Für Stadtplaner ist die genaue Beobachtung eine der ganz grundlegenden empirischen Vorgehensweisen, der leider in der Forschungspraxis, aber auch in der Lehre zu wenig Beachtung geschenkt wird. Viele Planer scheitern daher kläglich daran, einfache Beobachtungen lebendig mit sprachlichen Mitteln wiederzugeben. Sie verstecken sich hinter pseudo-objektiven Formulierungen, die vom Alltag der Stadtnutzer weit entfernt sind. Das bleibt nicht ohne Einfluss auf die (mangelnde) Resonanz, die die Arbeit in der Stadtentwicklung häufig in der Öffentlichkeit erfährt – durchaus ein Thema der Nationalen Stadtentwicklungspolitik. Ausgehend vom genauen Beobachten von Raumsituationen an ausgewählten Standorten und von Bewegungen von Menschen im Raum, schrieben die Studierenden Reportagen und lernten dabei, komplexe Raumeindrücke in Sprache zu übersetzen, bewusst zu fokussieren und auszuwählen, um ein Gesamtbild eines Ortes zu vermitteln.

Bild: Mobilität durch Dichte Matthias Plenkmann: Mobilität durch Dichte, Dortmunder Norden, 2013 Matthias Plenkmann: Mobilität durch Dichte (Dortmunder Norden) 2013

Ende 2014 wurden dann besonders gelungene Texte und Zeichnungen in einer Ausstellung im Museum "Dortmunder U" einer breiteren städtischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Über die Exponate traten die Studierenden mit den Besuchern in einen Dialog über mögliche Sichtweisen auf Stadt und über städtebauliche Qualitäten. Die Ausstellung wurde durch eine Tagung zum Thema "Schreiben und Zeichnen als Erkenntniswege im Städtebau" ergänzt, auf der zunächst der in den Seminaren gewählte Ansatz von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen und Künstlern reflektiert und anschließend die Konsequenzen für die Praxis des Städtebaus diskutiert wurde. So ergaben sich Forderungen an eine andere Planer-Ausbildung: mit mehr Gelegenheiten zum bewussten Beobachten, auch in interdisziplinären Gruppen mit Studierenden der Kunst und der Journalistik; mit Schreibwerkstätten in allen Phasen des Studiums. Noch ist dieses subjektive Beobachten eher das Stiefkind der empirischen Raumbeobachtung. Dass dies auch anders sein könnte, wurde in diesem interdisziplinären Projekt von Kunst und Raumplanung deutlich.

Dokumentation

Im September 2014 ist ein Katalog zur Ausstellung mit einer Auswahl der studentischen Arbeiten erschienen: Bettina van Haaren, Bettina / Einhard Schmidt-Kallert (Hrsg.) 2014: KunstwOrte. 
Ein graphisches und literarisches Projekt von Studierenden der Technischen Universität Dortmund an verschiedenen urbanen Orten des Ruhrgebiets. Dortmunder Schriften zur Kunst, Kataloge und Essays, Band 19. Lüdinghausen.

Der Katalog kann bezogen werden über:

Eine Dokumentation der Vorträge zur Tagung, ergänzt um die Reproduktion ausgewählter studentischer Arbeiten, erscheint im August 2015 im Klartext-Verlag, Essen, und kann dann über den Buchhandel bezogen werden: Bettina van Haaren, Bettina / Einhard Schmidt-Kallert (Hrsg.) 2015: Schreiben und Zeichnen als Erkenntniswege im Städtebau. Dortmunder Beiträge zur Raumplanung, Band 144. Essen: Klartext

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