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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Grafik mit einer Hand, die ein Mikrophon hält auf blauem Grund

Stephan Willinger, Stadtinnovationsforscher

„Ich mache Stadt gemeinsam, weil aus dem Zusammentreffen junger und alter, wilder und bedächtiger Akteure spannende Impulse für eine vielfältige und zukunftsfähige Stadt entstehen.“

Portraitfoto von Stephan Willinger vor buntem Hintergrund mit Schriftzug macht Stadt gemeinsam! auf orangenem Grund Stephan Willinger Quelle: BBSR/OSTKREUZ: Dawin Meckel

Empowerment, die Ermächtigung zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure, Städte aktiv mitzugestalten und zu entwickeln, steht im Mittelpunkt von Stephan Willingers Interesse. Von Beginn an begleitet der Stadtforscher als Projektleiter die Nationale Stadtentwicklungspolitik. Er hat Raumplanung in Dortmund, Berlin und Aix-en-Provence studiert, im städtebaulichen Referendariat Verwaltungen kennengelernt und dann einige Jahre in der Planungspraxis gearbeitet. Aber eigentlich haben Willinger Stadtsoziologie, Planungstheorien und alternative Ansätze im städtischen Alltagsleben schon immer mehr interessiert als Bauleitpläne.

Bei seiner Arbeit als Stadtforscher am Bundesinstitut für Bau-, Stadt-und Raumforschung (BBSR) fließen seit nunmehr 20 Jahren seine vielfältigen Erfahrungen und Erkenntnisse zusammen. Hier forscht er zu zivilgesellschaftlichen Projekten, ihren Motiven und Geschichten, Herausforderungen und Chancen. Im Fokus seiner Arbeit stehen vor allem die Stadtmacherinnen und Stadtmacher selbst - ob jung oder alt, unerfahren oder routiniert, in Eigeninitiative oder kollektiv unterwegs. Dabei hinterfragt Willinger oft auch tradierte Akteurskonstellationen in der Stadtentwicklung, mit dem Ziel, „informellen“ zivilgesellschaftlichen Aktivitäten, die zum Beispiel in Gemeinschaftsgärten, offenen Werkstätten aber auch in den großen Genossenschaften stattfinden, mehr Raum und Mitspracherecht einzuräumen. Durch eine stärkere direkte Einbindung der Zivilgesellschaft erhofft er sich, die urbane Transformation als kreativen und partizipativen Prozess voranzutreiben.

Neben seiner Tätigkeit als Forscher publiziert und schreibt Stephan Willinger u. a. für das Magazin stadt:pilot, hält Vorträge und lehrt an der TU Dortmund im Masterstudiengang Raumplanung Informellen Städtebau. Zudem engagiert er sich fortlaufend in freieren Projekten, deren Spektrum von der Stadt, über den künstlerischen Bereich, bis hin zur Spaziergangswissenschaft reicht.

Was verbindet Sie mit der Nationalen Stadtentwicklungspolitik?

Ich arbeite als Projektleiter für die Nationale Stadtentwicklungspolitik. Das bedeutet, dass ich aktuelle Herausforderungen sondiere, daraus Projektaufrufe konzipiere und die ausgewählten innovativen Praxisprojekte betreue und berate. Über die Pilotprojekte hinaus fördern wir im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik noch viele andere Projekte, Ausstellungen, Publikationen, Veranstaltungen. Da wähle ich aus, stelle Querbezüge her und hebe Aspekte hervor, die mir bedeutsam erscheinen … als eine Art Kurator. Die fachlichen Erkenntnisse vermittle ich dann an die Fachöffentlichkeit, über das Internet, im Magazin stadt:pilot oder in Vorträgen.

Wie machen Sie Stadt gemeinsam?

Mit meiner Arbeit im Bundesinstitut versuche ich, die Reaktionsfähigkeit von Städten und die Rahmenbedingungen für kooperative Stadtentwicklung zu verbessern, indem ich neue Sichtweisen und neue Akteurinnen und Akteure erforsche und bekannt mache, als Impuls für die Praxis. Vor zehn Jahren hätte z.B. noch niemand geglaubt, dass zivilgesellschaftliche Initiativen eine so wichtige Rolle in Stadtentwicklungsprozessen übernehmen können. Dazu hat die Nationale Stadtentwicklungspolitik beigetragen, weil wir von Anfang an diese Akteure unterstützt und mit ihnen neue Wege erprobt haben, an denen sich andere Städte nun orientieren können.

Was motiviert Sie in Ihrem Job besonders?

Ich empfinde Stadtentwicklung als ein unglaublich spannendes Arbeitsfeld, in dem ganz viele wichtige gesellschaftliche Themen zusammenkommen. Obwohl wir viele dieser Aufgaben schon kennen, haben uns gerade die letzten Jahre gezeigt, dass die Städte, ihre Probleme und Chancen immer wieder aus neuen Blickwinkeln betrachtet werden müssen. Es wird also nie langweilig…

Besonders motiviert mich, dass ich Menschen mit ungewöhnlichen Ideen dabei unterstützen kann, diese vorzustellen und auszuprobieren. Ihre Begeisterung und die vielfältigen überraschenden Projekte, die daraus entstehen, sind mein Antrieb.

Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Ich habe mich in den vergangenen Jahren besonders intensiv damit beschäftigt, wie Städte besser als bisher von den kreativen Impulsen zivilgesellschaftlicher Akteure profitieren können – vom einzelnen Bürger bis zur großen Genossenschaft. Das geht weit über Bürgerbeteiligung hinaus und betrifft alle stadtentwicklungspolitischen Handlungsfelder, vom Klimaschutz über Mobilität bis zum Wohnen. Hier bleibt immer noch viel zu tun, weil so mancher Platzhirsch nicht bereit ist, die Macht über sein Revier abzugeben und damit zukunftsfähige Lösungen blockiert.

Natürlich wird es immer Gegensätze geben, sie machen die Stadt ja auch aus. Wie der US-amerikanische Stadtsoziologe Richard Sennett schreibt: „Wir brauchen Städte, die unvollständig, fehlgeleitet, konfliktreich und nichtlinear sind.“ Es macht Spaß, dabei mitzumachen.

Bildergalerie

Stephan Willinger steht an einem Pult mit dem Schriftzug Stadt gemeinsam gestalten! Neue Modelle der Quartiersentwicklung und spricht in die Kamera. Neben ihm steht eine Kollegin Fachtagung zum Projektaufruf "Stadt gemeinsam gestalten!"
Fachtagung zum Projektaufruf "Stadt gemeinsam gestalten!" , Quelle: BMI/Florian Büttner
Stephan Willinger und ein Kollege stehen vor einer Tafel mit der Aufschrift Migration ist der Nomalzustand Ausstellung "Die neo-europäische Stadt" auf dem 11. Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik in Hamburg
Ausstellung "Die neo-europäische Stadt" auf dem 11. Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik in Hamburg , Quelle: BBSR/Anton Bombach
Stephan Willinger spricht über einer Planzeichnung auf einem Tisch umgeben von einer Gruppe Menschen in einer Workshop-Situation Projektwerkstatt Jugend.Stadt.Labor
Projektwerkstatt Jugend.Stadt.Labor , Quelle: BBSR/Florian Denner

Weiterführendes:

Playlist zur Kolumne im stadt:pilot 19, 2021

Webinar: Urbane Narrative. Geschichtenerzählen für Stadtmacher*innen

Die informelle Stadt des 21. Jahrhunderts. X-Town 2025 – Ein Szenario

Informeller Urbanismus, 2014

Mehr Menschen, die Stadt gemeinsam machen, finden Sie u. a. hier:

Porträt-Serie „Ich mache Stadt gemeinsam, weil …“